Das „Chez Victor´s – Brasserie Parisienne" steht bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten für beste französische Brasserie-Kultur. Hier finden Gäste Klassiker der französischen Küche in gepflegtem Ambiente. Das lockt auch zahlreiche Gäste aus dem benachbarten Frankreich an.
Es gibt keinen besseren Ort in Saarbrücken, um die deutsch-französische Freundschaft zu zelebrieren, als den Deutsch-Französischen Garten (DFG) im Ehrental. Am DFG, genauer gesagt im „Victor’s Residenz Hotel", liegt auch das „Chez Victor’s – Brasserie Parisienne". Hier wird eine original französische Küche angeboten. Entsprechend kommen die Gäste nicht nur aus Deutschland, sondern auch zahlreich aus dem benachbarten Frankreich. Hier geht es etwas französischer zu in Sachen Alltagskultur als anderswo. Das Gesicht der Brasserie ist Raphaël Markiewicz. Er ist Franzose, hat aber auch viele Jahre in anderen Restaurants der Landeshauptstadt gearbeitet. „Monsieur Raphaël", der die Brasserie leitet, belebt Tradition mit klassischem Flair auf Basis der französischen Küche.
Viele Menschen, die gerne nach Frankreich fahren, lieben die dortigen Brasserien. Einige sind weltberühmt, etwa in Paris die „Brasserie Lipp" oder die „Brasserie Bofinger". Oft startete die Geschichte dieser Brasserien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seither wurde wenig verändert, nur die Karte hat sich meist weiterentwickelt. Es weht immer ein Hauch von Kultur und Geschichte durch diese Häuser. Sie haben die Eigenschaft, dass viele Menschen immer wieder dorthin zurückkehren, um ihre Klassiker zu genießen. Immer und immer wieder, weil diese Küche häufig an die Küche der eigenen Mutter erinnert. Denn auf den Karten dieser besonderen Häuser stehen oft die Gerichte, die in unserer Kindheit unseren eigenen Geschmacksinn sehr geprägt haben. Die Küche der Bistrots und Brasserien haben eine soziokulturelle Seite, die wir nicht missen möchten.
Wenn man das „Victor’s Residenz Hotel" betritt, geht es linker Hand an der Hotelrezeption vorbei zur „Brasserie Parisienne". Die Brasserie hat einige Besonderheiten. Linker Hand etwas kuscheliger, rechts mit großen Vitrinen – und einem wundervollen Blick in den DFG. In der Mitte des Restaurants steht ein schöner Flügel, der auch häufig genutzt wird – sehr zur Freude der Gäste. Dahinter findet sich eine große Theke, die Victor’s Bar, die immer bis 1 Uhr besetzt ist und an der sich am Abend gerne die Hotelgäste treffen. Der letzte Raum hinter der Theke wird traditionell von Stammgästen genutzt.
Eine Karte voller Brasseriekultur
Zudem gibt es zwei ganz besondere Räume: zum einen die rustikale Victor’s Stube, die in hellem Holz gehalten ist und an eine Alpenhütte erinnert. Zum anderen der Salon Rouge, gehalten im englischen Stil, mit edlen Chesterfield-Garnituren. Er erinnert an einen vornehmen britischen Club. Hier lässt sich beispielsweise wunderbar ein guter Scotch genießen. Very british!
Im „Chez Victor’s" werden noch die alten Gastro-Traditionen gepflegt. Hier wird noch am Tisch flambiert und tranchiert. Auch das Tatar wird vor den Augen der Kunden geschnitten. Vergleichbares finde ich im Saarland nur noch in wenigen Häusern. Auf der Karte findet sich Châteaubriand vom Angusrind mit hausgemachter Sauce béarnaise. Auch Seezunge, die vor 30 Jahren jedes gute Restaurant auf der Karte hatte. Heute ist sie leider größtenteils verschwunden. Auch Austern gibt es und Kaviar. Nach alter französischer Tradition werden natürlich auch die Crêpes Suzette am Tisch flambiert. Das alles kommt bei den Gästen sehr gut an, und diese genießen die höfliche Aufmerksamkeit, mit der sie betreut und umsorgt werden.
Apropos Karte! Hier gibt es sogar derer drei – für verschiedene Uhrzeiten: die Mittagskarte, die Nachmittagskarte und die Abendkarte. „Wir wollten für alle das Leben hier einfacher machen. Je nach Bedarf, ist das Motto", erklärt „Monsieur Raphaël". „Es ist nämlich oft eine Frage der Zeit, die die Gäste mitbringen." Die Mittagskarte läuft von 12 bis 14 Uhr. Dort gibt es etwa die Königinpastete – einmal traditionell, einmal mit Fisch. Die Nachmittagskarte wird noch ergänzt mit den Angeboten für die Teatime im Salon rouge. Sie gibt es von 14 Uhr bis 18 Uhr für all diejenigen, die einen kleinen Hunger haben. Nicht jeder will etwas Süßes wie Kaffee und Kuchen. Stattdesssen kann er oder sie Sandwich, Suppe, Salat oder Currywurst bestellen. Ab 18 Uhr gibt es die Abendkarte. Das Konzept überzeugt mich beim Durchblättern.
Zur Mittagskarte gibt es täglich zusätzliche Angebote per Ansage. Bei unserem Besuch etwa Dorade und zwei, drei andere interessante Gerichte. Auf der Mittagskarte selbst ist die Auswahl bereits groß. Ich finde drei Vorspeisen, zehn Hauptgänge und zwei Desserts. Zusätzlich gibt es mittags wie abends noch einen Käsewagen.
„Tartine du boucher avec viande de boeuf et parmesan" lese ich. Landbrot mit Rindercarpaccio und Parmesan. Das wäre doch was, und als ich es goutiere, bleiben keine Fragen offen. Wirklich delikat. Ich sehe noch etwas anderes auf dieser Karte, was ich länger nicht gegessen habe. „Bouchée à la reine à la viande de veau avec timbale de riz" – Königinpastete mit Kalbfleisch und Reistimbale. Bei diesem kalten Wetter genau meine Wahl. Und ich stelle fest: Besser kann man beide Gerichte kaum machen. Chapeau!
Die Dessertvariation, die Raphaël Markiewicz zum Tisch bringt, ist ebenfalls wirklich überzeugend. Die Abendkarte ist voller Angebote französischer Brasseriekultur, die mich schier sprachlos vor Begeisterung machen. Austern und Kaviar habe ich ja schon erwähnt. Unter den Vorspeisen finden sich Klassiker wie Zwiebelsuppe, Fischsuppe und Gänsestopfleber – bei mir drei Volltreffer. Für Veganer gibt es Gemüse aus dem Wok. Unter den Hauptspeisen Entrecôte und Filet vom Angusrind. Dazu kann jeder Gast seine Sauce selbst wählen – Pfeffersauce, Beurre blanc und Sauce béarnaise stehen zur Wahl. Ebenso finden sich mehrere Variationen von Kartoffeln und Nudeln. Zander, Lachs und Seezunge werden als Fischgerichte angeboten. Dazu noch „Pâtes aux crustacés et sauce homardine", also Pasta mit Meeresfrüchten an Hummersauce. Auch keine schlechte Idee!
Geschmackvolles Erlebnis
Dazu Nachspeisen, wie es sie so typisch für Frankreich sind: „Pâtisserie française" – Französisches Gebäck, „Coupe Colonel" – Zitronensorbet mit Wodka, „Crème brûlée avec glace pistache" – Creme brûlée mit Pistazieneis, „Mousse au Chocolat", also Schokoladenmousse, und „Café gourmand avec petites douceurs" – Café Gourmand mit süßen Verführungen. Da bleiben wahrlich keine Wünsche offen!
Auch hier im „Chez Victor’s" hatten sie wie alle anderen unter den Coronazei-ten mit Teilschließung und Lockdown zu leiden, aber haben immer versucht, das Beste daraus zu machen. Da das Team mehr Zeit hatte als zu normalen Zeiten, erfuhren die Auszubildenden eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Und das tat der gesamten Brigade – in Küche und Service – gut, wie „Monsieur Raphaël" betont. Alle seien stolz auf die Auszubildenden, die in dieser Zeit verdammt viel und sehr schnell gelernt hätten. Alle, die bleiben wollten, sind auch geblieben. Bei den heutigen Personalproblemen in der Gastronomie sicherlich ein ganz wichtiger Faktor. Seit dem 14. Oktober herrschen wieder „normale" Zustände, soweit man dies mit derzeit 2G+ sagen kann. Ob das den ganzen Winter so bleiben wird, weiß heute natürlich niemand. Entsprechend lohnt es sich, das Angebot zu nutzen. Es ist ein wundervolles Erlebnis und sehr geschmackvoll, hier in der „Brasserie Parisienne" zu essen.