Fröhliche Weihnachten. Es sieht ganz so aus, dass das auch in diesem Jahr ein frommer Wunsch bleibt. Zum Nikolaustag war sich die Politik noch nicht so ganz einig, was als nächstes aus dem großen Sack auf dem Gabentisch der Coronamaßnahmen gepackt werden soll. 2G+ ohne + für frisch vollständig Geimpfte und Geboosterte? Kann sein, dass die zusätzliche Auflage (Testen) für diese Personen aus Infektionsgründen nicht wirklich gut zu rechtfertigen ist, aber wer soll und will das alles kontrollieren?
Die Entscheidungen einer Woche einzuordnen fällt schwer, wenn gleich das folgende Wochenende neue Debatten über neue Regelvarianten bringt. Den Überblick zu behalten, woran wir uns halten sollen, wird wie in den früheren Wellen allmählich zu mehr als einem Teilzeitjob, und gleichzeitig hat das wöchentliche Corona-Update viel von mantrahaften Wiederholungen.
Hätte das Institut für Deutsche Sprache nicht ohnehin schon genug zu tun, um alle neuen Wortschöpfungen rund um die Pandemie zu erfassen, sie bräuchte sich nur mal in eine der vielen Schlangen vor Testzentren zu stellen, um die Liste der jetzt schon erfassten gut 2000 Begriffe noch mal deutlich erweitern zu können. Viel Erheiterndes ist nicht dabei, dafür viel von resignierendem Sarkasmus.Richtig sprachlos wird es, wenn es um Aktivitäten von Gegnern der Coronamaßnahmen auf der Strasse oder im Netz geht. Wobei die Coronamaßnahmen inzwischen allenfalls noch als vorgeschobener Anlass herhalten müssen. Was sich dort abspielt, ist eine Sache für den Verfassungsschutz. Und die Gesellschaft, also uns alle. Es geht um den Nährboden für diesen offenbar tiefen Hass gegen Grundlagen unseres Gemeinwesens. Gegen das Virus hilft bekanntlich Impfen, gegen das Abgleiten in eine fundamentale Ablehnung müssen wir uns schon selbst zur Wehr setzen.
Ja, es läuft nicht alles gut in diesem Staat, und es gibt viele Anlässe für berechtigte und deutliche Kritik, aber keine, die zentralen Grundlagen anzugreifen. Und ja, es ist eine Herausforderung, bei aller Verzweiflung über Krisenmanagement und Kommunikation nicht gleich in grundlegende Zweifel über alles und jeden reinzurutschen. Womit der oberste Wunsch auf dem Weihnachtszettel klar ist: Nerven behalten, auch wenn es oft nicht einfach ist.