Island, die geheimnisvolle, stets von Mythen umwobene Vulkaninsel im Nordatlantik, ist nicht nur Sehnsuchtsort vieler Menschen, die aus ihrem urbanen Alltag entfliehen wollen, sondern gleichzeitig Heimat von vielen außergewöhnlichen Musikern und Bands. In den 90er-Jahren stand Björk noch fast ganz allein als Fixpunkt avantgardistischer Popmusik im Fokus. Dann kamen Sigur Rós, Múm, Sólstafir oder der Multiinstrumentalist Ólafur Arnalds und erstaunten die Welt mit ihren magischen Klängen, die sich immer ein wenig an der Vertonung der rauen, unbarmherzigen Natur orientierten.
Die talentierte Pianistin Eydís Evensen reiht sich nun mit ihrem Debütalbum „Bylur" in die Riege einzigartiger isländischer Künstler ein. Das Klavier bildet die Grundlage für die 13, bis auf eine Ausnahme, instrumentalen Kompositionen, die ineinanderfließen wie ein melancholischer Strom aus Gedanken an eine Welt, in der die Natur alleiniger Taktgeber des Lebens ist.
Schon mit sechs Jahren begann Eydís Evensen, die in einem musikalisch geprägten Umfeld mit Tschaikowsky und Led Zeppelin auf dem Plattenteller im kargen, nördlichen Teil von Island aufwuchs, mit dem Klavierspielen. Diese Leidenschaft für die Musik, die sich mit ihrer Liebe zur Natur ihres Heimatlandes untrennbar verband, ließ sie nie wieder los. Auch nicht, als sich Evensen irgendwann dazu entschied, die Welt zu bereisen und als Model in die übergroßen Metropolen London und New York einzutauchen. Die Musik blieb in ihr, und wenn irgendwo ein Klavier stand, musste sie einfach darauf spielen.
Schließlich kehrte sie nach Island zurück und nahm „Bylur", was übersetzt „Schneesturm" bedeutet, in den Greenhouse Studios mit Produzent Valgeir Sigurðsson auf. Viele Songs schrieb Eydís Evensen nach Einbruch der Dunkelheit, wenn sie das laute Rauschen der Großstädte hinter sich lassen konnte.
„Bylur" ist ein faszinierendes Album einer fragil-melancholischen Künstlerseele. Eydís Evensen wird sicher schon bald die Konzertsäle der Welt füllen und für Begeisterungsstürme sorgen. Ihre naturverbundene Form der Neoklassik verbindet sie schicksalshaft mit ihrer Heimat Island.