Fast 50 Jahre lang hielt der Fabelrekord von Gerd Müller als bester Torschütze in einer Bundesliga-Saison, der nicht erreichbar schien. Bis Roman Lewandowski in der Saison 2020/2021 es doch schaffte – und noch einen draufsetzte.
Wenn man einen Lauf hat, hat man einen Lauf. Robert Lewandowski, der polnische Fußballer, der seit der Saison 2014/15 bei Bayern München unter Vertrag steht, ist derzeit der Stürmer der Superlative. In einer Karriere, die bereits mehr als reich an Erfolgen ist, setzt er am 22. Mai noch einmal eine Schippe drauf und schnappt sich einen Bundesliga-Rekord, von dem viele dachten, diese Marke würde nie mehr einzuholen sein. Und wie es sich für dramatische Begebenheiten gehört, schafft er das Unglaubliche erst in der letzten regulären Minute des letzten Spiels der Saison: sein 41. Tor in der laufenden Spielzeit.
Sein 5:2 gegen Augsburg ist ebenso spektakulär wie es unspektakulär ist. Mannschaftskollege Leroy Sané hämmert den Ball aufs Gehäuse, Torwart Rafał Gikiewicz kann diesen nicht festhalten, und Lewandowski staubt ab. So einfach kann es sein. Vorher war der Stürmer schier verzweifelt an seinem Landsmann im gegnerischen Tor, der jeden seiner Versuche abwehrte, den alten Rekord von Gerd Müller zu knacken. Die Sturm-Legende, die in 453 Partien für Bayern München 398 Treffer erzielte, legte die Latte schier ungreifbar hoch. Fast fünf Jahrzehnte hält dessen Rekord, als er in der Saison 1971/72 unglaubliche 40 Tore innerhalb einer Spielzeit einnetzt.
Damit ist Lewandowski, der 1988 in Warschau zur Welt kam, zum vierten Mal in Folge Torschützenkönig der höchsten deutschen Spielklasse im Fußball. Insgesamt erhält er die Torjägerkanone aus Eisenguss sechsmal, einmal weniger als Gerd Müller – aber Lewandowskis Vertrag bei Bayern läuft ja noch bis 2023. Das zurückliegende Jahr ist in allen Belangen außergewöhnlich für den Stürmer. So zeichnet ihn der Weltverband Fifa Ende Januar als Weltfußballer des Jahres aus – womit er die Dominanz von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi durchbricht, die das seit 2008 mit einer Ausnahme (2018: Luka Modrić. Kroatien/Real Madrid) unter sich ausmachen.
Fifa-Weltfußballer des Jahres
2020 ist das Triple-Jahr seines Vereins, dessen Erfolg natürlich auch mit der nicht enden wollenden Torflut von Lewandowski zusammenhängt. Er wird Europas Fußballer des Jahres, Weltsportler des Jahres, Europas Sportler des Jahres, Europas Stürmer des Jahres, World Soccer Spieler des Jahres und natürlich auch Deutschlands Fußballer des Jahres. Am 22. Mai also zementiert er seinen ohnehin schon vorhandenen Status als Ausnahmestürmer nochmals nachdrücklich. Zum Beispiel erzielte Gerd Müller seine 40 Tore zwar alle aus dem Spiel heraus, doch Lewandowski traf 41-mal in nur 29 Einsätzen, inklusive acht Elfmeter – Müller brauchte 34 Partien. Ob es wohl wieder 17.885 Tage dauert, bis dieser neue Rekord gebrochen wird?
Doch sein 41. Tor in der laufenden Saison ist nicht nur Ausdruck eines einmaligen Talents und eines großen Clubs, der dahintersteht. Es ist auch der Lohn extrem harter Arbeit. Denn dem polnischen Superstar sagt man eiserne Disziplin nach. Mit dafür verantwortlich ist seine Ehefrau Anna Lewandowska, mit der er zwei Töchter hat, Klara und Laura. Anna berichtete im FCB-Vereinsmagazin „51“ von einem Umbruch im Lebenswandel vor einigen Jahren. Hauptsächlich seien es guter Schlaf und gesunde Ernährung, denen ihr Mann die Mega-Erfolge zu verdanken hat.
Sie legt vor allem Wert auf die Qualität des Schlafes, auf eine gute Matratze, kein blaues Licht und das richtige Essen vor dem Schlafengehen. Bei der Ernährung wird auf den Verzicht von Laktose, Weizenmehl, weißem Zucker und Frittiertem geachtet. Langsames essen, mehr Rohkost und weniger Fleisch gehören ebenfalls zum Speiseplan, wie die passionierte Karatekämpferin erläutert. Außerdem überprüfen sie regelmäßig sein Blut, und er trainiert seine Muskeln auch mal mit Backsteinen. Anna Lewandowska ist selbst als Fitness-Bloggerin und Buchautorin tätig.
Ganz nebenbei wurde Lewandowski in seiner Rekord-Saison natürlich einmal mehr Deutscher Meister mit seinem FC Bayern. Für die Münchner der zehnte Titel in Folge, für Lewandowski der siebte nacheinander.