* 13.06.1939 † 13.01.2021
„Das Ende einer Ära"
Erst im Mai 2020 war Roy Horn an Covid-19 gestorben, am 13. Januar folgte ihm nun sein langjähriger Partner Siegfried Fischbacher. Der gebürtige Rosenheimer erlag im Alter von 81 Jahren einem Magenkrebsleiden. Als Magier-Duo „Siegfried & Roy" hatten die beiden über viele Jahre Menschen verzaubert. Die weltbekannte Vergnügungsmeile von Las Vegas, auf der sich riesige Casinos und Luxushotels aneinanderreihen, nahm auf zahlreichen großen Leuchttatfeln entlang des Strips Abschied von dem Ausnahmemagier. Über Jahre traten „Siegfried & Roy" in Las Vegas mit weißen Tigern und Löwen vor Millionen Zuschauern auf. „Der Tod von Siegfried Fischbacher markiert das Ende einer Ära", teilte der in Las Vegas ansässige Hotelbetreiber MGM Resorts mit. Man sei dankbar für die Bedeutung des Duos für „Las Vegas und die Welt des Entertainments".
Der am 13. Juni 1939 in Rosenheim geborene Fischbacher hatte schon als Junge Zaubertricks gelernt. Später unterhielt er Passagiere auf der „TS Bremen" mit magischen Tricks. Dort traf er auf den Tierliebhaber Roy Horn, der exotische Tiere auf die Bühne brachte. Nach einer Galavorstellung beim Fürstenpaar Rainier und Gracia Patricia 1966 in Monaco wurde das Duo international berühmt. 1967 kamen die beiden nach Angaben ihres Deutschland-Managements erstmals nach Las Vegas, zunächst traten sie im Stardust-Casino auf, dann im Mirage-Hotel. 1988 handelten sie den bis dahin größten Millionen-Deal in der Geschichte der Casinostadt aus. Die Karriere des Duos endete im Oktober 2003, als ein Tiger Roy Horn bei einer Vorstellung schwer verletzte. Von dem schweren Blutverlust, Schlaganfällen und einer Gehirnoperation nach dem Unfall konnte sich Horn nie mehr vollständig erholen.
Siegfried Fischbachers Schwester Margot ist nach eigenen Angaben froh, dass sie mit ihrem Bruder noch „in der letzten Lebensstunde" vor dessen Tod telefonieren konnte. „Er war mit sich im Reinen und seinem Schicksal ergeben", sagte sie dem Magazin „Bunte". „Er hatte keine Angst und war auch nicht traurig. Mich tröstet, dass Siegfried im Frieden und im sicheren Glauben, Roy im Jenseits wiederzusehen, ging", sagte Margot Fischbacher. Das Geld aus seinem Besitz fließe in eine Stiftung zum Erhalt der weißen Tiger, der Tiere, die über Jahrzehnte das Markenzeichen der beiden Magier waren.
17.01.2021
Nawalny verhaftet
Nach fünfmonatigem Genesungsaufenthalt in der Bundesrepublik infolge eines auf ihn verübten Giftattentates kehrte der Putin-Kritiker Alexei Nawalny am 17. Januar nach Russland zurück – und wurde dort sofort inhaftiert. Schon im Vorfeld hatten die russischen Behörden verlautbaren lassen, dass dem entschiedenen Putin-Gegner und furchtlosen Kopf der Kreml-kritischen Opposition eine sofortige Verhaftung wegen vermeintlichen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen drohen werde. Aber um seinen Kampf vor Ort erfolgreich fortsetzen zu können, musste Nawalny einfach das Risiko einer Festnahme auf sich nehmen.
Als das Flugzeug sein Ziel erreicht hatte, wurde es noch in der Luft auf den Hauptstadt-Airport Scheremetjewo umgeleitet, um Nawalny den Prestigeerfolg eines begeisterten Empfangs zu verwehren und die sofortige Überführung Nawalnys in Untersuchungshaft von möglichst wenigen westlichen Fernsehkameras dokumentieren zu lassen. Sicherheitshalber hatte der Kreml das Gelände durch die eigentlich auf Anti-Terror-Einsätze spezialisierte Eingreiftruppe Omon abriegeln lassen, die auch sogleich einige Nawalny-Unterstützer in bereitstehende Gefangenentransporter verfrachtete. Schon einen Tag nach seiner Verhaftung sprach ein obskur in einer Moskauer Polizeistation installiertes Gericht eine Haftstrafe von 30 Tagen aus, in deren Verlauf das Prozessverfahren eröffnet werden sollte.
Das Ganze war nichts anderes als eine politische Inszenierung und zugleich eine Machtdemonstration des Kremls. Indem Nawalny den Kreml-Chef und dessen Inlandsgeheimdienst FSB ganz offen und direkt als Auftraggeber des Gift-Attentats angeklagt hatte, wurde die Angelegenheit aus Putins Sicht zusätzlich zu etwas ganz Persönlichem. Die gegen Nawalny erhobenen Vorwürfe eines Verstoßes gegen Bewährungsauflagen waren völlig aus der Luft gegriffen. Die russische Strafvollzugsbehörde FSIN hatte die Umwandlung der Bewährungsstrafe in eine Gefängnisstrafe gefordert, da Nawalny während seines Behandlungsaufenthalts in der Berliner Charité und der anschließenden monatelangen Genesung im Schwarzwald seinen Bewährungsauflagen mit zweimaliger Meldepflicht pro Monat nicht nachgekommen sei.
Natürlich wurde die Verhaftung Nawalnys von einem Großteil der internationalen Staatengemeinschaft scharf kritisiert und seine sofortige Freilassung gefordert. Die Bundesregierung wagte es allerdings nicht, das einzige wohl wirksame Druckmittel eines Stopps des zuletzt heiß diskutierten Pipeline-Projekts Nord Stream 2 ins Spiel zu bringen.
*19.11.1933 † 23.01.2021
Bei Larry King redeten alle
Gefühlt gab es niemanden, der nicht bereit war, mit Larry King zu sprechen. US-Präsidenten von Gerald Ford bis Barack Obama, weltberühmte Musiker oder zurückgezogen lebende Schauspieler – sie alle saßen früher oder später King gegenüber. Mit seinem lockeren Interviewstil lockte er auch öffentlichkeitsscheue Prominente vor die Kamera und brachte die Berühmten und Mächtigen einem Millionenpublikum nahe. Am 23. Januar ist King im Alter von 87 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles gestorben. Anfang Januar war bekannt geworden, dass King sich mit dem Coronavirus infiziert hatte und mit einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus lag.
King präsentierte Weltgeschichte nicht nur, er erlebte sie gemeinsam mit seinen Zuschauern. Seine „Street Questions" –
solide und einfache Fragen, die auch „ein Typ auf der Straße" stellen würde –,
zeigten selbst steife Staatschefs von ihrer menschlichen Seite. „Larry King Live" war eine Frage- und Antwortstunde für Amerika, verkörpert durch den New Yorker mit Hornbrille, Hemd und Hosenträgern. Schon bald nach ihrem Start im Jahr 1985 wurde die Show für CNN zum Aushängeschild. Sie blieb 25 Jahre auf Sendung, immer wochentags um 21 Uhr.
Spitzenpolitiker, Sportler, amerikanische Helden und schräge Figuren – sie alle kamen. Sogar im Rennen ums Weiße Haus, so schien es, mussten Kandidaten erst an King vorbei. Unternehmer Ross Perot kündigte seine Kandidatur 1992 live in der Sendung an (und verlor). Den scheuen Marlon Brando holte King ebenso vor die Kamera wie die Beatles, Frank Sinatra, Lady Gaga und Rapper Snoop Dogg. 1995 brachte King mit Palästinenserchef Jassir Arafat, Jordaniens König Hussein II. und Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin sogar die drei Protagonisten des Nahost-Konflikts an einen Tisch.
Fast so turbulent wie in seiner Show ging es auch in Kings Privatleben zu: Achtmal heiratete er, darunter eine Frau zweimal, und wurde Vater von fünf Kindern, zwei davon starben vor ihm. 1997 heiratete er seine siebte Frau – die Ex-Sängerin und TV-Moderatorin Shawn Southwick, in einem Krankenhauszimmer in Los Angeles drei Tage vor einer Herzoperation. Schon 1987 hatte er einen Herzinfarkt erlitten und gab im Jahr darauf das Rauchen auf. Zuvor rauchte er bis zu drei Schachteln Zigaretten pro Tag.
Im Buch „Truth Be Told" erinnert sich King an die Planung seiner letzten CNN-Show, und wie ihm ein Radiomoderator in den Sinn kam. „Ich habe alle Fragen gestellt und alle Antworten gehört", sagte dieser zu seinem Abschied aus dem Radio. „Ich nicht", schreibt King. „Nach 53 Jahren fallen mir immer noch Fragen ein."