Sting hat nicht nur ein umfangreiches musikalisches Erbe, er hat auch ein großes Herz. Immer wieder setzt er sich für gute Zwecke ein und hilft, Gelder zu generieren. Hier ein Überblick.
Joaquin Phoenix setzt sich für Tierschutz ein, Shailene Woodley kämpft für saubere Meere, Lucy Lawless treibt auf Schlauchbooten für Greenpeace übers Wasser, und Die Ärzte positionieren sich schon immer klar gegen Rechts. Viele nationale und internationale Stars aus Film, TV und Musik engagieren sich karitativ und sozialpolitisch, etwa gegen Armut, Krieg, Rassismus oder für Gerechtigkeit. Sie geben ihren guten Namen und eine ganze Menge Geld für Organisationen – manchmal treiben sie die Dinge auch selbst voran, wie zum Beispiel Sting.
Aus Musik und Empathie wurde Hilfe
Doch bevor er diesen ganz großen Schritt wagt, macht er das, was er am besten kann: einen Song schreiben. Noch in seiner Zeit bei The Police veröffentlicht er 1980 mit seinen Mitstreitern auf ihrem dritten Album den Song „Driven to Tears". Das knapp dreieinhalb Minuten lange Stück klingt so, wie die frühen Werke des Trios halt klingen, bringt jedoch den Musiker dazu, sich in Zukunft sozialkritisch in seinen Liedern zu äußern und sich zu engagieren. Er komponiert das Stück über die Schere zwischen Arm und Reich, nachdem er einen Bericht über hungernde Kinder in der ehemaligen Republik Biafra sieht. Er sei buchstäblich „zu Tränen gerührt" gewesen, wie er später erzählt.
Ein Jahr später lädt ihn Komik-Legende und Ex-Monty-Python John Cleese zur vierten Ausgabe der Benefiz-Veranstaltung „The Secret Policeman’s Ball" ein. Dabei traten immer wieder Hochkaräter auf, so Sting etwa mit den Police-Klassikern „Roxanne" und „Message in a Bottle". Neben dem Darbieten von guter Musik sollen so vor allem Spenden für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International generiert werden. Zum Abschluss des Abends gibt es noch den Dylan-Klassiker „I Shall Be Released" mit Sting an Gitarre und Mikrofon und im Chor unter anderem mit Phil Collins und Bob Geldof.
Mit Letzterem verbindet Sting noch eine weitere Charity-Aktion: „Do They Know It‘s Christmas?". Die legendäre Single, die nach Dauerbeschuss zuerst nach der Veröffentlichung auf MTV und danach von diversen Radiostationen totgespielt wird, stammt aus der Feder von Bob „I Don‘t Like Mondays" Geldof und Ultravox-Frontmann Midge Ure. Die beiden 80er-Jahre-Helden schaffen es aber nicht nur, einen der meistgehassten – aber auch eingängigsten – Guter-Zweck-Songs aller Zeiten zu schreiben; sie bringen es zudem zustande, das Who‘s who der damaligen britischen Musikszene als „Band Aid" zusammenzubringen. Auch wenn Stings Stimme erstaunlicherweise das Lied nicht dominiert, ist er selbst im zugehörigen Video prominent zu sehen. Mit dem Stück sollen auf die Hungersnot in Äthiopien 1984/1985 aufmerksam gemacht und Hilfsgelder gesammelt werden.
Der riesige Erfolg der Single zieht das legendäre Wohltätigkeitskonzert „Live Aid" nach sich. Das bis dahin größte Konzert der Geschichte findet parallel in London und in Philadelphia statt. Sting selbst singt mit den Dire Straits und Phil Collins gemeinsam in der Wembley Arena. Auch bei den Nachfolgekonzerten „Live 8" 2005 und „Live Earth" 2007 ist der Brite am Start. Dabei kommt es bei „Live Earth" zu einer Reunion von The Police. Mit seinen alten Weggefährten hatte er sich bereits 1986 kurzzeitig versöhnt, seinerzeit für die Kurztour „A Conspiracy of Hope", deren Einnahmen an Amnesty International gehen.
Am langfristigsten dürfte Stings Engagement jedoch in dem von ihm mitgegründeten Rainforest Foundation Fund sein. Als er sich mit Raoni Metuktire halbnackt ablichten lässt, sorgt das 1987 erst für Irritationen und dann für Spott. Doch mit dem Häuptling eines Kayapo-Stammes und Trudie Styler, mit der Sting seit 1992 verheiratet ist, hebt er die Foundation aus der Taufe. Anfangs firmiert man noch als Rainforest Foundation International und hat den belgischen Filmemacher Jean-Pierre Dutilleux an Bord.
Mit dem Rainforest Foundation Fund soll erreicht werden, dass indigene Völker und traditionelle Waldbevölkerungen in ihren Bemühungen zum Schutz ihrer Umwelt geschützt und unterstützt werden. Zudem soll ihnen ihr Recht auf eine sichere, gesunde und ökologisch gesunde Umwelt gewährt werden. Die Foundation ist der Ansicht, dass die Umweltzerstörung zwangsläufig die Menschenrechte auf Leben, Gesundheit und Kultur verletzt. Sting selbst treibe mittlerweile jedoch nur das Geld auf, um Projekte anzustoßen und umzusetzen, wie er in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau" erklärt. Dort antwortet er auf die Frage, ob er den Erfolg seines Engagements irgendwie messen könnte: „Sicher, ich kann Ihnen sagen, dass wir in den 20 Jahren unseres Bestehens weltweit 116.480 Quadratkilometer Wald geschützt haben – und zwar auf legale Weise. Das ist eine Fläche, die größer ist als Wales, Schottland und Nordirland zusammengenommen. Ich bin über jede unserer Aktionen auf dem Laufenden. Aber letztlich gewinnen wir nur kleine Schlachten in einem scheinbar endlosen, gewaltigen Krieg."
Band Aid, Rainforest Foundation und mehr
Immer wieder greift der Musiker aktuelle Themen auf, um nicht nur zu helfen, sondern auch, um sich politisch zu positionieren.
Im Vorfeld des Referendums über die Unabhängigkeit Schottlands spricht er sich 2014 gegen die Unabhängigkeit aus. Auch den Brexit unterstützt er in keinster Weise. Vielmehr drückt er in einem offenen Brief in der britischen Tageszeitung „The Guardian" seine Sorgen um die Musikindustrie seiner Heimat aus, da diese in jedem Aspekt darunter zu leiden haben werde. 2009 führt es ihn wieder mit Häuptling Raoni Metuktire zusammen, als die beiden die brasilianische Regierung auffordern, den Bau des drittgrößten Stausees der Welt einzustellen. Für den „Belo Monte" sollen im Amazonasgebiet große Flächen des Urwalds geflutet werden, wodurch die Existenzgrundlagen der indigenen Völker bedroht sind.
Doch meistens möchte er mit seiner Musik Benefizaktionen unterstützen, um Hilfsgelder zu akquirieren. Das Konzert „Music for Montserrat" setzt sich für die südliche Inselhälfte des britischen Überseegebiets Montserrat ein, die bei einem Vulkanausbruch 1997 fast völlig zerstört wurde. Mit „America: A Tribute to Heroes" soll 2001 Hilfe für Hinterbliebene der Terroranschläge vom 11. September geschaffen werden, vor allem für Ersthelfer und Feuerwehrleute. 2005 ist er Gast bei der „Leeuwin Estate"-Konzertreihe, die sich den Opfern des Erdbebens im Indischen Ozean im Vorjahr verschrieben hat. Dank seiner Hilfe kommen vier Millionen Dollar zusammen.
Manchmal hilft Sting sogar, wenn er einfach gar keine Musik macht. So geschehen 2011, als er ein Konzert in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan absagt, wozu ihm Amnesty International geraten hatte. Die Organisation wollte ihn auf die schlechten Bedingungen für die Arbeiter im Gas- und Ölgewerbe aufmerksam machen.