Das Jahr 2022 startet für den Tischtennis-Sport mit einem Highlight. Am 8. Januar entscheidet sich im Liebherr-Pokal-Finale, dem Final-Four, wer Pokalsieger wird. FORUM nimmt das Teilnehmerfeld unter die Lupe.
Das Herz des deutschen Tischtennis-Pokals schlägt auch in der Saison 2021/22 in Süddeutschland: Am 8. Januar steigt in der Ratiopharm Arena das Liebherr Pokal-Finale, in dem sich entscheidet, welches Team den ersten Titel der Saison erringt. Die Multifunktionsarena in Ulm wird somit im siebten Jahr in Folge Austragungsort des Final-Four-Turniers sein, in dem die vier besten Teams der Pokal-Saison mit Halbfinale und Finale an einem Tag um die Trophäe kämpfen.
Nach den Geisterspielen in der vergangenen Saison war die Hoffnung groß, dass nun wieder Zuschauer teilnehmen können – doch Corona macht dem Ganzen wieder einen Strich durch die Rechnung. Sehen können Tischtennis-Fans das Event dennoch. „Bereits im aktuellen Kalenderjahr haben wir mit den Übertragungen des Liebherr Pokal-Finals auf Sport1 und des Liebherr TTBL-Finals in der ARD durch die Integration in ‚Die Finals‘ große mediale Erfolge gefeiert und bewiesen, dass der Tischtennis-Sport ein sehr attraktives Format für das Fernsehen ist", sagt Nico Stehle, Geschäftsführer der ausrichtenden Tischtennis Bundesliga (TTBL). „Nun freuen wir uns, mit der Übertragung auf Sport1 an diese Erfolge anzuknüpfen und das Liebherr Pokal-Finale erneut zu den Fans nach Hause zu bringen. Unter den gegebenen Umständen können sie dadurch so nah dran am Geschehen sein wie möglich."
Der Modus bleibt altbewährt, es wird parallel an zwei Tischen gespielt. Im einen Halbfinale tritt der 1. FC Saarbrücken TT gegen den Post SV Mühlhausen an und will im Jubiläumsjahr den Titelgewinn schaffen – in der Saison 2011/12 hatte der FCS erstmals und zum bislang letzten Mal den deutschen Tischtennis-Pokal gewonnen. Im anderen Halbfinale tritt der TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell gegen Timo Bolls Borussia Düsseldorf an. Borussia Düsseldorf geht als Titelverteidiger ins Rennen.
Borussia Düsseldorf
Düsseldorf ist saison- und wettbewerbsübergreifend seit dem vergangenen Februar ungeschlagen und führt die Bundesliga-Tabelle mit 20:0 Punkten unangefochten an. Dementsprechend geht der letztjährige Sieger des Pokals auch in diesem Jahr als Favorit in das Endturnier. Dass Timo Boll derzeit aufgrund einer Corona-Infektion fehlt, macht den Düsseldorfern nicht zu schaffen. Boll gewann bei der Weltmeisterschaft in Houston die Bronzemedaille, trotz erheblicher körperlicher Probleme. „Mit einer solchen Verletzung sieben Sätze durchzuhalten, das ist ein Match für die Geschichtsbücher", kommentierte Hans Gäb, Borussias Verwaltungsratsvorsitzender und Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes, Bolls Erfolg. „Ich bin glücklich, es geschafft zu haben, noch einmal bei einer WM eine Medaille zu gewinnen. Mit fast 41 kann man das nicht mehr erwarten. Das ist eine wirklich schöne Geschichte", so das Fazit des Protagonisten selbst. Im Einzel hatten seine Teamkollegen wenig Glück, Kristian Karlsson im Doppel jedoch umso mehr: Er kehrte mit einer Goldmedaille zurück nach Deutschland. Allgemein spielen die Düsseldorfer Spieler eine bärenstarke Saison. Anton Källberg ist in dieser Saison mit 13:0 noch ungeschlagen, Timo Boll und Dang Qiu stehen bei 6:1, lediglich Kristian Karlsson hinkt mit 4:3 ein wenig hinterher – hat jedoch mit seinem Weltmeistertitel enorm Selbstvertrauen getankt. Düsseldorf geht gegen Fulda als absoluter Favorit in das Turnier – unabhängig davon, ob Boll bis dahin wieder in Form ist.
Post SV Mühlhausen
„Jetzt bringt uns hoffentlich so schnell nichts mehr aus dem Tritt", sagt Trainer Erik Schreyer. Wettbewerbsübergreifend acht Siege reihte der Post SV schließlich in den vergangenen Wochen aneinander, die Sorgenfalten nach dem Saisonstart haben sich längst in Lachfalten verwandelt. Im deutschen Tischtennis-Pokal gelang dem Team erstmals seit 2017 der Halbfinal-Einzug und damit der Sprung in das Final Four. In der Tischtennis Bundesliga (TTBL) arbeitete sich Mühlhausen von 0:8 Punkten und Platz zwölf nach vorne. Trotz der anfänglichen Misserfolge habe seine Mannschaft zu keiner Zeit den Kopf hängen lassen, sagt Schreyer. „Auch in den ersten Spielen war viel Positives dabei", erklärt er. „Die Mannschaft ist erfahren genug, um auch mit so einer Situation umgehen zu können." Die Gründe für den Aufschwung seien vielschichtig, glaubt Schreyer. Vor allem die Stärke im Doppel – die Ergebnisse zeigen es – dürfte dazugehören: Vier verschiedene Paarungen schickte Mühlhausen ins Rennen, erspielte dabei eine 4:2-Bilanz – und glänzte vor allem mit Neuzugang Irvin Bertrand, der bereits mit allen Teamkollegen gemeinsam antrat und insgesamt auf eine 4:1-Bilanz blickt. Eine kleine Kampfansage schickt Schreyer schon nach Saarbrücken, den kommenden Gegner im Final-Four. „Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen", stellt Schreyer klar und bezeichnet die Bilanz gegen Saarbrücken als „nicht so schlecht". Lediglich bei den Gastspielen im Saarland habe sein Team ab und an schlecht ausgesehen, auf neutralem Boden wie der ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm sei die Überraschung dagegen möglich. „Wir sind heiß auf den Pokal-Wettbewerb", sagt der 33-Jährige. „Saarbrücken kann kommen." Mit Steffen Mengel, Ovidiu Ionescu und Daniel Habesohn verfügt Mühlhausen über drei ausgebuffte Profis. Allerdings steht hinter dem Einsatz von Mengel noch ein Fragezeichen.
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell
Der TTC war nur noch zwei Schritte davon entfernt, auf einem Playoff-Platz zu überwintern, was eine historische Zwischenbilanz gewesen wäre. Gegen Bad Königshofen wurde aber verloren und der Traum war ausgeträumt – es wäre das erste Mal seit 2018 gewesen, dass sie auf einem Playoff-Platz ins neue Jahr gehen. Gleich mehrere Faktoren machen derzeit den Erfolg aus: Neuzugang Alexandre Cassin ist in Einzel und Doppel voll eingeschlagen, Meng und Quadri Aruna haben sich stabilisiert, und auch in Sachen Aufstellung ist der TTC nicht mehr so leicht auszurechnen wie in den Vorjahren. Eine logische Konsequenz ist demnach die Qualifikation für das Final Four. „Wir haben taktisch etwas Neues probiert, das ist zum Glück aufgegangen", sagte Fuldas Spitzenspieler Ruwen Filus. „Wir haben alle sehr gut gespielt und sind sehr, sehr froh, dabei zu sein. Wir freuen uns auf das Final Four und werden schauen, was dort möglich ist. Jetzt feiern wir aber erst mal ein bisschen." Die Favoritenrolle geht bei dem Duell klar an Düsseldorf – in einem Spiel ist aber alles möglich.
1. FC Saarbrücken TT
Nachdem der FCS in der vergangenen Saison noch den Sprung in das Final Four durch eine Niederlage gegen Bergneustadt verpasste, machten die Saarländer in dieser Saison als zweite Mannschaft den Einzug klar. Saarbrücken musste den erst in der Vorwoche eroberten zweiten Tabellenplatz schon wieder räumen: Zwar verloren auch die TTF Liebherr Ochsenhausen am Sonntag ihre Partie, aufgrund des besseren Spielverhältnisses stehen sie nun aber wieder vor dem FCS. Beide Teams haben je 14:6 Punkte auf dem Konto und liegen damit zwei Zähler vor den Verfolgern um den viertplatzierten TTC Neu-Ulm.
Durch diese Niederlage rutscht der FCS in der Tabelle auf den dritten Platz ab. „Die Niederlage war super ärgerlich. Wir hätten die Chance gehabt, uns abzusetzen, jetzt wird es wieder richtig eng. Für das Turnier ist eine Prognose schwer möglich. Mühlhausen ist super unangenehm, sie haben vier gleichwertige Spieler. Aber wir haben noch nie gegen sie verloren", sagt FCS-Manager Nicolas Barrois. Bitter für den FCS, dass der Chinese Chang Kun nicht zur Verfügung stehen wird. Somit wird viel von der Form des Topspielers Patrick Franziska abhängen.