Louisa Mazzurana (33) aus Hannover arbeitet erfolgreich als Model und Moderatorin. Bei Instagram begeistert sie nicht nur mit ihren Beauty- und Fashion-Fotos, sondern auch mit ihren Posts zu Tabuthemen wie Verhütung.
Liebe Louisa, seit wann modelst Du und wie genau bist Du zum Modeln gekommen?
Ich arbeite seit elf Jahren selbstständig als Model. Dazu gekommen bin ich durch ein offenes Casting für das Format „Germany’s Next Topmodel". Es war vorher nie mein großer Traum, als Model zu arbeiten, ich hatte aber schon immer Spaß daran, fotografiert zu werden. Zu GNTM bin ich eher aus Spaß und Neugier gegangen. Ich hatte aufgrund meiner Größe von 1,70 Meter niemals damit gerechnet, so weit zu kommen. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass Modeln definitiv ein Traumjob für mich ist.
Wie sahen Deine ersten Schritte bei Instagram aus?
Mit Instagram habe ich professionell 2016 begonnen. Das Modeln ist super, aber ich habe mich nach etwas Eigenem gesehnt, etwas was mir gehört und wo ich tun und lassen kann, was ich möchte.
Damals habe ich einen Blog namens „Loui" betrieben und bin langsam mit Instagram gestartet. Heute führe ich den Blog nicht mehr, stattdessen habe ich mich voll und ganz auf Instagram konzentriert. Man sollte in erster Linie Spaß haben und eine Leidenschaft hegen für das, was man tut. Ich habe mir nie zu viele Gedanken gemacht, sondern mich treiben lassen … bis heute.
Wie wurdest Du dort erfolgreich?
Für mich zählt Authentizität! Ich bin so wie ich bin und ich mache nur das, womit ich mich identifizieren kann. Natürlich gehören auch Fleiß und Durchhaltevermögen dazu, aber in erster Linie mögen mich meine Follower, weil ich mich nicht verstelle und ehrlich bin.
Welchen Deiner Berufe – Model, Visagistin oder Content Creatorin – übst Du primär aus? Oder vermischen sich die drei Bereiche?
Die Bereiche vermischen sich definitiv auch, aber hauptberuflich bin ich Model und Content Creator. Mal das eine mehr, mal das andere. Visagistin war ich nur über einen kurzen Zeitraum, dieser Job spielt aktuell auch keine große Rolle mehr, kommt mir aber bei anderen Jobs zugute.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Launisch, simpel, ein wenig sexy, aber immer klassisch.
Ich mag es, wenn Mode etwas hermacht, ohne aufgesetzt zu wirken.
Meine kürzeren Haare haben jahrelang viele Frauen inspiriert, was ich geliebt habe. Jetzt bin ich ja gerade dabei, sie wachsen zu lassen. Aber ich probiere immer gern Neues aus, besonders was meine Haarfarbe angeht.
Beim Make-up experimentiere ich auch mal gern, aber meist sieht man an mir einen dezenten Look. Ich bin Team Natürlichkeit – weniger ist mehr!
Wo und wie hast Du gelernt, so gut vor der Kamera zu posen?
Vor meiner Zeit als Model war ich Tänzerin. Das Tanzen hat viel dazu beigetragen, mich in meiner Haut wohlzufühlen und mich gut bewegen zu können.
Mein Posing hat sich verändert. Ich hatte gute Voraussetzungen, musste aber auch hier noch viel lernen. Gerade beim Tanzen drückt man sich stärker aus, das Modeln hingegen darf auch mal zurückhaltend sein. Letztendlich gehören Talent und Übung dazu, wie bei so vielen anderen Jobs auch.
Wie wichtig ist Dir Nachhaltigkeit?
Ich finde Nachhaltigkeit toll und versuche, mich in vielen Bereichen darauf einzulassen. Ich bin keine Content Creatorin, die darauf spezialisiert ist und nur danach lebt.
Aber ich esse schon jahrelang kein Fleisch und freue mich immer über Kooperationen mit Firmen, die sich dieses Thema zur Aufgabe gemacht haben. Wenn ich Nachhaltigkeit unterstützen kann, in welcher Form auch immer, tue ich das auch!
Was waren die Highlights in Deiner Karriere?
Es gibt so viele tolle Momente, angefangen mit der GNTM-Zeit über eine Jahreskampagne als Gesicht für Wella bis hin zu langjährigen Kooperationen mit Marken wie Rossmann, Schwarzkopf oder Tamaris.
Jobs im Ausland wie L.A. waren natürlich immer ein Highlight aber auch an Festivals, Veranstaltungen und an Events erinnere ich mich gern zurück.
Gab es verrückte Momente?
Meine drei Monate als Model in China waren doch sehr verrückt. Allein die Kultur ist etwas ganz anderes, ich habe so viel dort erlebt und kennengelernt. Nicht nur positiv, aber es hat mich weitergebracht.
Mit welchen Marken hattest Du schon Kooperationen?
Ich durfte schon mit vielen tollen Marken zusammenarbeiten, zum Beispiel Wella, Schwarzkopf, Tamaris, Rossmann, Bobbi Brown, Lascana, John Frieda, Marc Jacobs und viele mehr.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du persönlich am liebsten?
Ich folge sehr vielen tollen Seiten, das würde ewig dauern alle aufzuzählen. Ich liebe individuelle Menschen, einen tollen Stil und Authentizität. Um nur ein paar Namen zu nennen: Rosie Huntington-Whiteley, Hailey Bieber, Maxine Wylde, Nathalie Kelley, Valeria Lipovetsky, Danielle Marcan, Elsa Hosk und viele andere.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
Haar-Postings kommen immer gut an. Da ich mich gern verändere, machen mir diese Postings auch unglaublich viel Spaß. Model-Bilder werden aber auch immer gut gelikt.
Ist durch die sozialen Medien ein neuer, stärkerer Druck nach Selbstoptimierung entstanden?
Bestimmt. Aber auf der anderen Seite gibt es ja auch die Gegenbewegung dazu. Egal, was auf Instagram passiert, man sollte auf sich selbst hören und das tun, was fröhlich stimmt und nicht runterzieht. Das Stichwort ist Inspiration! Man sollte einen Mehrwert für sich schaffen und sich nicht verunsichern lassen.
Schon vor Instagram gab es Werbeplakate mit perfekten Models oder Schauspielern, jetzt ist es einfach nur präsenter. Im Grunde wissen wir doch alle, dass es kein „perfekt" gibt und das ist auch gut so!
Ich bin für perfectly imperfect, denn das macht uns doch besonders! Deshalb bin ich auch kein Fan von dem sehr gemachten, operierten Trend. Ich mag es, wenn Menschen anders sind und damit beeindrucken.
Das ist natürlich mein persönliches Empfinden, jeder findet etwas anderes schön. Wichtig ist nur, dass man es für sich tut und nicht für andere oder um dazuzugehören.
Viele Influencerinnen sehen sich immer ähnlicher (übertriebene Extensions und Wimpernextensions, Beauty-OPs, ähnliches Make-up, dieselben „It-Pieces") und auch der Bildstil ist der gleiche. Wie findest Du das und wie möchtest Du Dich hier abgrenzen?
Das ist der Trend, den ich gerade schon erwähnt habe und von dem ich kein großer Fan bin. Wir alle folgen mal einem Trend. Aber mir war schon immer wichtig, ich selbst zu sein, Trend hin oder her.
Wie gesagt – Optimierung: ja. Sich verlieren: nein.
Ich liebe Menschen, die anders sind und einfach ihr Ding durchziehen. Ich liebe unterschiedliche Stile und Gesichter. Ich möchte als Louisa wahrgenommen werden und nicht als eine von vielen. Hätte ich jetzt all diese „Trends", wäre ich doch gar nicht mehr ich, ich würde mir auch fremd vorkommen.
Wenn man sich selbst jedoch wohl mit all diesen Dingen fühlt, ist das genauso richtig wie meine Einstellung. Es gibt kein richtig und auch kein falsch, was die eigene Einstellung zu solchen Themen betrifft.
Ich persönlich aber liebe Geschichten und Einzigartigkeit, das geht für mich mit all diesen Trends oft verloren.
Wie Du angesprochen hast, gibt es bei Instagram auch eine Gegenbewegung zur immer gleichen, perfekten Scheinwelt mit endlosem Filter und Dauerwerbung. Denkst Du, dass diese ein Randphänomen bleibt oder tatsächlich immer stärker wird?
Ich glaube, es wird immer beides geben, denn beide Richtungen finden Liebhaber. Man muss für sich selbst entscheiden, was gefällt und einem guttut. Von extrem realitätsfernen Bildern (zum Beispiel übertriebenen Filtern, bei denen das Gesicht komplett verändert wird) halte ich aber allgemein nichts.
Möchten die meisten überhaupt normale Dinge sehen und sich über Probleme austauschen, wenn sie sich bei Insta umsehen?
Jein. Auch hier ist wieder die Frage: Womit fühlt man sich wohl? Ich persönlich lasse mich gern inspirieren und liebe Schönes – egal ob Make-up, Interieur, Fashion oder Orte. Normales gehört aber immer bei diesen Punkten für mich dazu. Bevor man das geschminkte Gesicht sieht, sieht man schließlich auch das ungeschminkte Gesicht. Wenn man realistisch ist und weiß, dass nichts perfekt ist, wird einem das „Schöne" nie zu aufdringlich. Zu viel Negativität zieht mich hingegen runter.
Es gibt in Deutschland das Phänomen, dass es Leuten oft „gefällt", wenn es anderen schlecht geht. Das finde ich negativ und schwierig. Sich für Probleme zu interessieren, weil man sie selbst kennt und sich damit identifizieren kann, finde ich gut und positiv.
Du selbst berichtest auch offen über Tabuthemen wie Verhütung oder Endometriose. Wie kam es dazu?
Da sind wir bei dem vorherigen Thema. Mir stand eine Myom-OP bevor und ich fand viel Informatives und Motivierendes dazu bei Freunden, die das Gleiche durchgemacht haben. Deshalb beschloss ich damals, selbst darüber zu sprechen. Auf Instagram fand ich nur sehr wenig zu dem Thema und wenn ich damit anderen Frauen Fragen beantworten konnte, die auch bei mir damals aufkamen, warum dann nicht auch über so etwas sprechen. Ich bin bei solchen Themen aber immer vorsichtig. Jeder Körper ist anders und das muss einem immer bewusst sein. So ist es ja aber bei allem … nur weil mir der Lippenstift steht, muss er nicht jedem stehen. Ehrlichkeit, Transparenz und eine gewisse Distanz sind immer wichtig.
Wenn man Mut machen kann, finde ich das immer toll! Und das konnte ich einigen Frauen bei dem Thema tatsächlich.
Wie haben Deine Follower auf dieses Thema reagiert?
Die Themen Myome, Verhütung und auch Stress haben viele meiner Follower und Followerinnen interessiert. Ich hatte unzählige tolle Nachrichten und einen wundervollen Austausch. Ich konnte ihnen helfen und sie mir, das ist doch das Schöne an so einer Plattform wie Instagram.
Gab es auch negative Resonanzen?
Ja, die gab es. Mit den Myomen hatte ich natürlich auch Problematiken angesprochen wie sehr starke Blutungen. Das kam bei einigen Frauen nicht gut an:
Solche Informationen müsse man ja wohl nicht teilen, hieß es. Jeder blutet und wenn das bei mir eben stärker ist, soll ich das gefälligst so hinnehmen und nicht so einen Wind darum machen.
Nun ja, genau das sind die Kommentare, die es schaffen, dass sich manche Menschen nicht trauen, über ihre Probleme zu sprechen und dann damit rumlaufen. Hätte ich das einfach akzeptiert, würde ich immer noch mit zehn Myomen und einer leichten Endometriose herumlaufen. Manche Menschen sollten vorher nachdenken, bevor sie gewisse Dinge von sich geben.
Folgen Dir denn überwiegend Frauen?
Yes, zu über 75 Prozent folgen mir Frauen, was ich toll finde. Nichts gegen die Männer. Da freue ich mich auch über jeden einzelnen. Aber ich liebe es einfach, wenn Frauen andere Frauen unterstützen!
Wie gehst Du generell mit Hatern um?
Hater interessieren mich nicht. Konstruktive Kritik nehme ich gern an, aber das ist für mich auch kein Hate. Hater haten, um sich selbst besser zu fühlen. Wenn einem das bewusst ist, machen einem gemeine Nachrichten nichts aus.
Findest Du, Instagram müsste mehr gegen Hassnachrichten und -kommentare tun? Oder kann man sich gut dagegen wehren?
Wirklich unter die Gürtellinie gehende Kommentare und Nachrichten sollten verboten und am besten bestraft werden. Psychischer Schmerz kann auch schlimmen Folgen haben. So eine große Plattform zu kontrollieren ist jedoch schwer, deshalb lösche ich solche Nachrichten sofort selbst bei mir. Jeder hat eine andere Meinung aber Beleidigungen, sexuelle Belästigung und Drohungen gehen einfach zu weit. Ich denke, das Beste ist es, solchen hasserfüllten Menschen keine Plattform beziehungsweise „Antwort" zu geben.
Für welche positiven Dinge möchtest Du Deine Reichweite/Dein Instagram-Profil nutzen?
Thematisch bin ich Mode und Beauty treu geblieben, aber mittlerweile möchte ich auch Frauen dazu ermutigen, sie selbst zu sein. Das zu tun, was sie möchten und sich nicht zu sehr von der Gesellschaft beeinflussen zu lassen.
Außerdem möchte ich den Menschen da draußen gute Laune machen. Ich möchte, dass sie experimentierfreudig sind und das Leben in vollen Zügen genießen, möchte ihnen Inspiration geben, ohne beeinflussen zu wollen. Jeder Mensch ist einzigartig. Das sollte man nicht verändern wollen, sondern unterstützen. Ich möchte den Leuten Mut machen, dass sie mit gewissen Dingen nicht allein sind und niemand perfekt ist.
Womit bist Du aktuell beschäftigt und wo siehst Du Dich in der Zukunft?
Ein neues Jahr hat begonnen und ich bin motiviert, Neues zu wagen. Ich habe einige Ideen, die mir durch den Kopf gehen. Wenn ich weiß, wohin es geht, erfahren das natürlich alle über mein Profil. Für den Augenblick geht es aber erst mal so weiter wie bisher.