Nun also doch. Dass G9 jetzt unter Q+ firmiert – geschenkt. Endlich, sagen die einen, schließlich geht die Diskussion um G9 schon ein paar Jahre und ein paar Wahlkämpfe lang. Sage noch einer, Wahlkämpfe wären nicht auch für irgendetwas gut. Und das in diesem Fall, bevor überhaupt ein einziges Plakat hängt, ja noch nicht einmal abschließend klar ist, was nachher auf dem Wahlzettel steht.
Die CDU präsentiert sich als lernfähig. Die Front gegen G9 war schon längst ausgedünnt, und Corona hat sein Übriges zur Forderung nach mehr Lernzeit beigetragen. Die Abkehr vom einst als Zeichen für ein modernes Saarland gefeiertes G8 hatte sich schon länger angedeutet. Der Philologenverband hat intensive Vorarbeit geleistet.
Bildungspolitik als eines der wenigen Themen in Länderhoheit ist naturgemäß in jedem Wahlkampf ein Thema. Doch dass mit dem Vorstoß der CDU die Debatte für diesen Wahlkampf abgeräumt wäre, wäre ein Trugschluss und auch kaum darauf angelegt. „Einseitige Bevorzugung des Gymnasiums", sagen die einen, „Profilschärfung" kontern die anderen, neue Fächer werden gefordert, oder erst mal Ausbau weiterer multiprofessioneller Teams. Es darf gestritten werden. Ob zur rechten Zeit, wo Schulen sich noch mit Corona-Bedingungen und neuen Laptops rumschlagen, ist eine andere Sache. Kurzum, es ist eine muntere Debatte entstanden, und es wird nicht die einzige in den nächsten Wochen sein. Wahlkampf ist nun mal die Zeit, in der sich Parteien mit ihren Absichten und Politikstilen präsentieren. Dass ihnen dabei nicht jedes Versprechen eins zu eins abgenommen wird, ist bekannt. Erst recht, weil sich rumgesprochen hat, dass Koalitionen auch Kompromissveranstaltungen sind, an denen sich die Partner schon mal gegenseitig die Zähne ausbeißen können.
An ihr wäre eine Wiedereinführung von G9 nicht gescheitert, beteuert die SPD. Die CDU wird sich auch deshalb die Frage nach dem „Warum erst jetzt?" sicher noch bis zum Wahltag anhören müssen. So richtig nach Schulfrieden will das alles nicht klingen.