Ein internationales Filmfestival in Pandemie-Zeiten? Geht – trotz vielfältiger Auflagen. Diesen Beweis tritt die Berlinale ab dem 10. Februar mit einer Reihe von Weltpremieren und vielen Neuentdeckungen an.
Wir sind froh, dass wir für 2022 ein Konzept entwickeln konnten, das ein Präsenzfestival ermöglicht. Das ist in Zeiten der Pandemie nicht selbstverständlich", so formulierte es Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin der Berlinale, vor wenigen Tagen auf der Vorab-Pressekonferenz des Filmfestivals. Damit versucht die Berlinale 2022 den Spagat zwischen größten Sicherheitsvorkehrungen und dem gewohnten Festivalbetrieb mit Filmen, Partys und rotem Teppich. Klar ist: Die Partys fallen aus, Rote Teppiche gibt es nur wenige ohne Publikum aber auch das Filmangebot ist ausgedünnt. Denn in diesem Jahr werden „nur" 256 Lang- und Kurzfilme gezeigt, 2020 waren es noch 340 Filme. Etwas reduziert, aber wieder im Programm sind die Publikumsgespräche mit den Filmschaffenden.
Im Wettbewerb laufen 18 Filme, davon 17 Weltpremieren, und bei sieben haben Frauen Regie geführt. Wie bei einem der beiden deutschen Beiträge, „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe" von Nicolette Krebitz. Darin geht es um eine scheinbar unmögliche Liebe zwischen zwei gänzlich unterschiedlichen Personen. In „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" von Andreas Dresen kämpft die türkische Hausfrau Rabiye Kurnaz um die Freilassung ihres Sohnes Murat aus dem Gefangenenlager Guantanamo. Beide Filme sind deutsch-französische Koproduktionen. Eröffnungsfilm ist „Peter von Kant" des französischen Starregisseurs François Ozon, eine Adaption eines Theaterstücks von Rainer Werner Fassbinder. Weitere Beiträge kommen aus Italien, Spanien, Frankreich, der Schweiz, den USA, Indonesien, Mexiko, Kanada und China.
Im Programm sind 256 Filme
Bei „Encounters", der Plattform für wagemutige und innovative Filmende, sind 15 Filme aus 15 Ländern zu sehen. Sie thematisieren Dialoge und Interaktionen zwischen den unterschiedlichsten Menschen sowie zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
„Achtung! Hochspannung" heißt es dagegen beim „Panorama". „Der Jahrgang 22 ist ein wilder Ritt durch das Gegenwartskino", betont Sektionsleiter Michael Stütz, „ein klares Zeichen für ein lebendiges, narratives Kino, welches gesellschaftliche Codes auf den Kopf stellt." 29 Langfilme aus 33 Ländern sind im Programm, davon zwölf von Frauen.
„Der Reichtum dessen, wozu Kino imstande ist, entfaltet sich im 52. Berlinale Forum", ist sich Cristina Nord, Sektionsleiterin Forum, sicher. Von den 27 Filmen aus 20 Ländern sind elf von Regisseurinnen, vier Filme entstanden in kollektiver Regie. Zu sehen sind Kurz- und Langfilme der vergangenen vier Jahrzehnte, zwei neu restaurierte historische Filme und ein Filmporträt. Beim „Forum Expanded" stehen 24 Filme, 14 Installationen und eine Performance auf dem Programm.
Bei „Generation", der Sektion für das junge Publikum, hätten bei der Auswahl der 52 Filme die zwischenmenschlichen Momente bei Freundschaften, in Familien und bei Wildfremden in Zeiten sozialer Isolation einen besonders starken Eindruck hinterlassen, so Sektionsleiterin Maryanne Redpath.
Ein Echo der Vergangenheit zieht sich durch das Programm der „Perspektive Deutsches Kino" mit sieben Filmen, bei denen sechs Frauen Regie führten. Die fünf Langfilme und zwei Dokumentationen bewerben sich um den Kompass-Perspektive-Preis und den Heiner-Carow-Preis der Defa-Stiftung. Die „Retrospektive" widmet sich Vertreterinnen der Screwball-Komödie Hollywoods, den Schauspielerinnen Mae West, Rosalind Russell und Carole Lombard. Natürlich werden zu den 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin auch wieder die „Berlinale Specials" präsentiert, die „Berlinale Shorts" sowie die „Berlinale Series".
Eines wird es dieses Jahr nicht geben: Die langen Schlangen an den Ticketschaltern, denn man kann Tickets nur online erwerben. Der Vorverkauf für Festivalvorstellungen startet am 7. Februar um 10 Uhr. Es gibt ein striktes Hygienekonzept unter Einhaltung des 2G-Plus-Modells, mit FFP2-Maske und zusätzlichem aktuellen Test. Geboosterte und zweifach geimpfte Genesene sind von der Testpflicht ausgenommen. Ausführliche Informationen sowie das Programm können auf www.berlinale.de nachgelesen werden.