Epische Fantasy für alle Fans von „Der Herr der Ringe" und „Game of Thrones". „Das Rad der Zeit" ist die neueste Fantasy-Produktion aus dem Hause Amazon und soll an den Erfolg der gigantischen Vorbilder anknüpfen. Ob das gelingt, kann nur die Zeit offenbaren.
Seit dem Ende von „Game of Thrones" vor einigen Jahren ist ein wahrer Wettlauf um die nächste große Fantasy-Saga ausgebrochen. Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon oder Disney+ lassen seitdem die Muskeln spielen und überbieten sich mit neuen Serien und Ankündigungen von zukünftigen Erfolgsreihen. Netflix hat mit „The Witcher", „Cursed" oder „Shadow and Bone" schon vorgelegt, Disney+ konzentriert sich auf das Star-Wars-Universum und auf Marvel-Verfilmungen. Einzig Amazon hat sich bisher Zeit gelassen mit Veröffentlichungen, was nicht nur an der Corona-Pandemie liegt, sondern auch an einer gewissen Vorlaufzeit, die für die Umsetzung von episch produzierten Serien nötig ist. Vor einigen Jahren kündigte Amazon bereits an, sich die Rechte an einer „Der Herr der Ringe"-Serie gesichert zu haben. Das Medienecho war riesig und die Freude groß. Allerdings warten die Zuschauer noch immer ungeduldig auf die erste Staffel, die jetzt endlich im Herbst 2022 das Licht der Welt erblicken soll.
Geschichte spielt in einer imposanten Welt
Im Schatten von derartig riesigen Vorboten ist die Verfilmung von Robert Jordans komplexem und umfangreichem Romanzyklus „Das Rad der Zeit" („The Wheel of Time") öffentlich eher unbemerkt geblieben. Die ursprüngliche Buchreihe wurde Anfang der 90er-Jahre ins Leben gerufen. Sie ist mit 14 Originalbänden und insgesamt 4.287.886 Wörtern eine der umfangreichsten Reihen der gesamten Literaturgeschichte. Nach dem frühen Tod von Robert Jordan 2007 schien die Fortsetzung mehr als ungewiss, jedoch hatte der Autor bereits die wichtigsten Ideen und Details sowie das Ende der Geschichte an seine Familie weitergegeben. Und so schrieb der Fantasy-Autor Brandon Sanderson die letzten beiden Bände, der Zyklus konnte zum Abschluss gebracht werden.
Nachdem es jahrelang ein Hin und Her um die Filmrechte gegeben hatte, begann 2019 endlich die Produktion zur Serienadaption. Für die Darstellung der imposanten Welt mit mächtigen Gebirgen, weiten Ebenen und anderen Naturlandschaften fand man in der Tschechischen Republik, in Kroatien, Slowenien und Teneriffa geeignete Drehorte. Man sieht der Serie an, dass viel Wert auf Details gelegt wurde und daher sind nicht nur Kostüme und Effekte erstklassig, sondern auch die Landschaften der fantastischen Welt.
Die Serie beginnt in einem kleinen Dorf namens Two Rivers, in dem die Magierin Moiraine den wiedergeborenen Drachen vermutet. Gespielt wird Moiraine von Rosamund Pike, bekannt aus „Gone Girl – Das perfekte Opfer", „I Care a Lot" oder als Bond-Girl in „Stirb an einem anderen Tag". Moiraine gehört dem Verbund der „Aes Sedai" an. In der Welt von „Das Rad der Zeit" sind die Aes Sedai so etwas wie Zauberinnen, die die weibliche Seite der „Einen Macht" zu lenken vermögen. Der wiedergeborene Drache ist nach einer Prophezeiung eine Person, die die Welt retten kann, aber zugleich auch das Potenzial hat, sie zu vernichten.
Moiraine und ihr Begleiter Lan (Daniel Henney) müssen diese Person finden und sie für die gute Seite gewinnen. Sie vermuten den wiedergeborenen Drachen in Two Rivers, wissen jedoch nicht, um wen es sich handelt. Scheinbar liegen sie richtig, denn das Dorf wird schon bald von Trollocs, einer Monster-Mischung aus Orcs und Bisons, angegriffen. Die Trollocs wurden vom Dunklen König geschickt, dessen Bestreben es ist, den wiedergeborenen Drachen zu töten. Schließlich verhelfen Moiraine und Lan vier jungen Leuten aus dem Dorf zur Flucht, unter denen sie den wiedergeborenen Drachen vermuten. Und so beginnt eine spannende Reise, die in zahlreichen Abenteuern und tödlichen Gefahren mündet.
Eine eher langsame, epische Erzählung
„Das Rad der Zeit" ist geprägt von einer eher langsamen, epischen Erzählweise, die die Welt der Serie, die verschiedenen Figuren, die Städte, Burgen, Königreiche und deren Verbindungen untereinander sinnvoll darstellt. So wird etwa erklärt, warum die Aes Sedai nur aus Frauen bestehen und was mit den Männern geschieht, die die „Eine Macht" lenken wollen. Man erfährt auch, was es mit dem Dunklen König auf sich hat und wer der wiedergeborene Drache ist. Aber zum Ende der ersten Staffel bleiben auch viele Fragen offen, die in hoffentlich weiteren Staffeln beantwortet werden.
Der Start der Serie ist jedenfalls gelungen. Sie reicht in ihrer erzählerischen Tiefe noch nicht an „Game of Thrones" heran, aber es ist noch viel zu früh, über „Das Rad der Zeit" abschließend zu urteilen.