2021 lief für Sprinter Max Tank durchwachsen: Erst Corona-Infektion, dann EM-Bronze als Teamkapitän der Nationalmannschaft. 2022 wird das Jahr großer Veränderungen: Erst Abi, dann Vollstipendium in den USA.
Das vergangene Jahr bot Leichtathlet Max Tank aus Quierschied ein absolutes Highlight: Denn er gewann die Bronzemedaille mit der 4x400 Meter-Staffel bei der U20-Europameisterschaft in Estland. Wobei er auch die Auszeichnung zum „Eliteschüler des Jahres" seines Sportgymnasiums am Rotenbühl „cool" findet. Beides gelang dem 19-Jährigen trotz einer Corona-Infektion im Februar mit zwei Wochen Zwangspause: „Das hatte mich etwas aus der Bahn geworfen. Ich konnte im März und April nicht richtig trainieren und hatte Nachwirkungen bis in den Juni", berichtet Tank. Trotzdem schaffte er in seinem ersten Wettbewerb nach der Infektion in Mannheim mit stolzen 47,33 Sekunden eine starke Zeit. Einziger Makel: Drei Hundertstel fehlten ihm zur Erfüllung der Einzelnorm des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) für die U20-Europameisterschaft. In den folgenden Wettkämpfen, wie beispielsweise dem Rehlinger Pfingstsportfest, war es für ihn eher eine Bürde. Nur bei der deutschen Meisterschaft der Männer in Braunschweig, wo er das Finale am Ende doch knapp verpasste, kam er mit 47,34 Sekunden noch einmal nah an diese starke Wertung heran. „Ich hatte immer im Kopf: ‚Komm, das sind nur drei Hundertstel – also fast gar nix. Das müsste doch zu schaffen sein!‘ Aber es hat tatsächlich nicht mehr geklappt", sagt er.
Wenigstens konnte er sich dann aber bei der Junioren-Gala in Mannheim im Sommer 2021 mit der 4x400 Meter-Staffel für die EM in Tallinn qualifizieren. Dort wurde er vom Bundestrainer als Debütant zum Teamkapitän gemacht: „Das hat mich schon ordentlich gepusht", sagt er stolz. Seiner neuen Verantwortung wurde der 19-Jährige gleich gerecht: Im sogenannten „Call Room", in dem sich die Athleten vor dem Start aufhalten, heizte er seinen Mitstreitern vor dem Vorlauf mächtig ein. Er selbst griff er als Zweiter in das Geschehen ein und arbeitete sich bis zum erneuten Wechsel von Platz drei auf eins vor und leistete damit die Vorarbeit für den Vorlauf-Sieg des deutschen Teams. Vor dem Finale war dann angesichts noch stärkerer Konkurrenz, beispielsweise aus Italien und England, erneut Max Tanks emotionale Ansprache gefragt: „Ich hatte gesagt, dass wir stolz sein sollten, das Trikot der deutschen Nationalmannschaft tragen zu dürfen und dass wir jetzt noch einmal wirklich alles raushauen müssen", berichtet er und wieder haben seine Worte gefruchtet. Wieder als Zweiter gestartet, wurde Tank das Staffelholz an Position sechs liegend überreicht. Auf der Schlussgeraden seiner Runde zog er an Polen und Ungarn vorbei und übergab als Vierter. Die nachfolgenden Läufer sicherten hinter Großbritannien (3:05,25 Min.) und Italien (3:07,13 Min.) in 3:08,09 Minuten den dritten Platz für Außenseiter Deutschland. „Wir haben eine echt kranke Staffel abgeliefert", stellt Max Tank rückblickend fest und beschreibt so in Jugendsprache die herausragende Leistung seines Teams. Mit fliegend gestoppten 46,19 Sekunden wurde Tank zudem schnellster Läufer auf Position zwei. „Die EM war echt cool", fasst er zusammen.
Nach dem versöhnlichen Abschluss seiner „Jugend-Zeit" als Leichtathlet steht im Jahr 2022 der Übergang zur U23 an. Allerdings nicht im Saarland. Sein Trainer Uli Knapp wird als Weitsprung-Bundestrainer der Frauen sein Hauptaugenmerk auf die Olympiasiegerin von Tokio 2021, Malaika Mihambo, ausrichten. Die 28-Jährige, die sich in Saarbrücken auf die Spiele von Tokio vorbereitete, trainiert inzwischen in Mannheim. Von August bis November hatte Tank zwar den Trainingsplan mit Anweisungen von Knapp erhalten, in Saarbrücken allerdings allein trainiert. Erst im Dezember kam der neue Landestrainer Sven Timmermann hinzu. Ebenfalls hinzu kam in den zurückliegenden Monaten gestiegener Schulstress, vor allem angesichts der im Frühjahr anstehenden Abiturprüfungen. „Es ist schon herausfordernd, die schulischen Leistungen zu bringen und dabei im ersten Jahr bei den Männern den Sport nicht zu vernachlässigen", weiß Max Tank und gibt sich kämpferisch: „Mir ist beides wichtig und ich versuche, das Beste daraus zu machen."
Nächster Halt nach dem Abi: die USA
Dazu gehört offenbar auch ein entscheidender Tapetenwechsel: Im Sommer 2022, direkt nach dem Abi, wird Max Tank in die USA auswandern. „Außer dem Abitur hält mich derzeit leider gar nichts hier in Saarbrücken", gibt er zu: „Uli ist nicht mehr da, die Trainingsgruppe hat sich dadurch aufgelöst und hier habe ich keine männliche Konkurrenz, die mich im Training pushen könnte." Während Max Tank in Deutschland der Schnellste seiner Altersklasse ist und europaweit zu den beten 15 gehört, rangiert seine Bestzeit in den Vereinigten Staaten gerade so in den Top 100. An die deutschen Bundesstützpunkte nach Chemnitz oder Frankfurt zu wechseln, kommt für ihn nicht in Frage. Lieber schlägt der 19-Jährige ein ganz neues Kapitel seines jungen Lebens auf und reist über den großen Teich. Genauer gesagt nach Pittsburgh in Pennsylvania. „Die Uni, die Ausstattung der Hallen und das Team sind richtig gut", erklärt er. Auch auf dem College herrscht eine hohe Leistungsdichte. „Das reizt mich und treibt mich an, mich dranzuhängen und besser zu werden", sagt Tank, dem im Rahmen eines Vollstipendiums in den kommenden vier Jahren alles bezahlt wird. „Ich kann dort wichtige Erfahrungen sammeln und richtig Englisch lernen. So eine Gelegenheit gibt es nur einmal im Leben", betont er und fügt an: „Und falls es mir nicht gefällt, kann ich jederzeit zurückkommen."
Allerspätestens zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris wird Max Tank in seine saarländische Heimat zurückkehren. Am liebsten mit einem Startplatz in der nur zwei Zugstunden entfernten Metropole vor Augen. „Das ist mein großes Ziel. Das wissen auch schon die Trainer in den USA. Ich bin dann 21 Jahre alt und somit im besten Alter für die ersten Olympischen Spiele", findet der Europameister-Dritte und Eliteschüler des Jahres 2021.