In „Army of Thieves" will eine etwas schräge Gruppe drei große Tresore ausräumen. Der Film zeigt die Vorgeschichte des Zombie-Horrors „Army of the Dead". Beide Filme sind auf Netflix zu sehen – und dort sehr erfolgreich.
Im Mai 2021 atmete die Welt erleichtert auf, denn in fast allen Ländern endeten die Corona-Lockdowns, das Virus schien seine Kraft verloren zu haben. Diese Phase der Pandemie nutzte der Streamingdienst Netflix, um den US-Film „Army of the Dead" zu veröffentlichen. Etwas makaber, denn der Film erzählt von einer Pandemie, in der sich die Infizierten in Zombies verwandeln und die noch gesunden Menschen anfallen. Die Stadt Las Vegas konnte abgeriegelt werden, die Zombies und damit auch die Pandemie scheinen dort eingekesselt zu sein. Weil sich in der zerstörten Stadt aber noch ein Tresor mit viel Geld befindet, machen sich trotz der hungrigen Zombies einige Überlebende auf, den Reichtum zu holen. Mit im Team ist Dieter. Der Panzerknacker wird gespielt von Matthias Schweighöfer, der durch die sympathische Rolle des etwas verrückten, aber genialen Masterminds international bekannt wurde. Den Erfolg nutzte der Deutsche, um in recht kurzer Zeit ein Prequel zu drehen. In „Army of Thieves" wird erzählt, wie Dieter in Deutschland kurz vor der Zombie-Apokalypse sein Talent als Safeknacker überhaupt erst entdeckt:
Vom Langweiler zum Panzerknacker
Noch unter seinem echten Namen Sebastian Schlencht-Wöhner lebt Dieter in Potsdam ein wenig eintönig vor sich hin und geht täglich frustriert zur Arbeit – in eine Bank. In seiner Freizeit produziert er ab und zu Youtube-Videos übers Safeknacken, denn Sebastian ist Verehrer von Hans Wagner, einem legendären Tresorbauer, der seine vier berühmtesten Safes nach den vier Teilen von Richard Wagners Opernzyklus „Der Ring der Nibelungen" benannt hat. Eines Tages bekommt er eine geheime Nachricht, in der er nach Berlin zu einem geheimen Underground-Safeknacker-Wettbewerb eingeladen wird. Der sonst so brave Schalterangestellte sticht die Konkurrenz locker aus und wird daraufhin Teil einer internationalen Diebesbande. Das Ziel: In nur vier Tagen die drei als unknackbar geltenden Nibelungen-Tresore Rheingold, Walküre und Siegfried ausrauben – und zwar in Paris, Prag und St. Moritz. Das Team macht sich an die Arbeit, aber es läuft nicht alles nach Plan.
Matthias Schweighöfer ist einer der Kino-Lieblinge des deutschen Kinos. Als Schauspieler ist er als Sidekick in Til-Schweiger-Filmen wie „Keinohrhasen" (2007) oder „Zweiohrküken (2009) bekannt geworden, in „Die Schlussmacher" (2013) und „Der Nanny" (2015) führte er Regie und war Hauptdarsteller. Es folgten weitere Kassenschlager wie „Der geilste Tag" (2016) und „100 Dinge" (2018). Auch in „Army of Thieves" führt er Regie, und er beweist, dass er das Handwerk in den vergangenen Jahren gelernt hat. Schweighöfer und sein Kameramann Bernhard Jasper (beide haben schon mehrmals miteinander gearbeitet) reichern die Handlung an mit vielen guten Perspektiven. Wenn Safeknacker Sebastian am Tresor lauscht und am Schloss dreht, verfolgt die Kamera das feine Spiel in den Zahnrädern. Es gibt zudem einige schwungvolle Verfolgungsjagden und Prügeleien, die aus mehreren Blickwinkeln aufgenommen und dann geschickt kombiniert wurden. Das alles ist optisch herausragend wie ein guter Hollywood-Film. Auch dem schrägen Team bei ihren Einbruchsversuchen zuzusehen macht Spaß. Anführerin Gwendolin (Nathalie Emmanuel), die Hackerin Korina (Ruby O. Fee), der etwas gewalttätige Brad Cage (Stuart Martin) und der Fluchtfahrer Rolph (Guz Khan) sind comic-haft überzeichnet sowie in ihrem Ziel, die Tresore zu knacken, voller Leidenschaft mit einem Hauch Wahnsinn. Witzig ist auch der Kurzauftritt von Dunja Hayali. Die ZDF-Journalistin spielt eine Nachrichtensprecherin, die über die aufkommende Zombie-Apokalypse in den USA berichtet.
Kurzweilige Einbrecherkomödie
Die einzige Schwäche in „Army of Thieves" bildet aber ausgerechnet die Hauptfigur Sebastian. Matthias Schweighöfer spielt den etwas trotteligen Bankangestellten total verpeilt, was anfangs seinen Charme hat, nach mehr als zwei Stunden Filmlaufzeit aber etwas anstrengend wird – auch, weil das Drehbuch ihm keine charakterliche Entwicklung mit einer überraschenden Wende gönnt. Zudem wird nicht deutlich, aus welchem Grund er zuerst Sebastian Schlencht-Wöhnert heißt und er sich dann mal eben den Künstlernamen Dieter gibt.
Das Finale aber versöhnt mit diesem filmischen Hänger, denn das Ende von „Army of Thieves" zeigt einen emotionalen und logischen Übergang zu „Army of the Dead". Beide Filme lohnen sich jedoch nur bedingt für ein Double Feature. Wer einen amüsanten Abend zu Hause möchte, für den ist die kurzweilige Einbrecherkomödie „Army of Thieves" trotz einiger Schwächen eine gute Wahl – vor allem, wenn Jugendliche zusehen. In „Army of the Dead" wird jedoch die Suche nach dem großen Geld im vierten Tresor mit Namen „Götterdämmerung" von schier ausufernden Gewaltorgien überdeckt. Weil beide Filme auf Netflix aber überaus erfolgreich sind, soll unter dem Titel „Planet of the Dead" ein weiterer der Army-Reihe mit Matthias Schweighöfer kommen.