Tauchen Probleme rund um die Augenpartie auf, greift man in der Regel zu bewährten Hausmitteln und Pflegeprodukten. Doch gegen dauerhafte Tränensäcke und andere Problemchen können diese nur wenig bewirken.
Die Eigenheiten von Pandaaugen gelten bei den beliebten Bären als süß und putzig, werden beim Auftauchen im menschlichen Gesicht jedoch schnell als unschöner kosmetischer Makel angesehen. Dunkle Ringe, Rötungen, Schwellungen, Schatten oder gar unübersehbare Tränensäcke unterhalb der Augenpartie passen nicht zum Ideal eines frischen Teints und vermitteln dem Erscheinungsbild zudem einen prägnanten Touch von Müdigkeit. Logisch, dass vor allem Frauen, aber in zunehmenden Maße auch Männer nach Abhilfe suchen. Dem Thema Augenringe ist daher in den Beauty-Rubriken vieler Magazine und Online-Portale bereits eine wahre Flut von Beiträgen gewidmet worden.
Trotzdem konnte darin die am häufigsten gestellte Frage letztlich nur ziemlich unzureichend beantwortet werden: „Was hilft wirklich gegen Augenringe?“ Das hat den einfachen Grund, dass in der Regel nur eine ganze Latte von bekannten, immer wieder voneinander abgeschriebenen und daher annähernd gleichen Hausmittelchen aufgeführt wird. Die können aber letztendlich nur dann etwas bewirken, wenn den Problemen um die ausdrucksstarke Augenpartie vergleichsweise harmlose und daher leicht zu behebende Ursachen wie Schlafmangel, etwa infolge einer durchzechten Nacht, zugrunde liegen. Alternativ verspricht natürlich auch die Beauty-Industrie für diesen Fall schnelle Hilfe durch den Einsatz von perfekt kaschierenden Concealern oder diversen teuren Pflegeprodukten, die von Vorbeugung über Hautstraffung bis hin zu Anti-Aging-Effekten so ziemlich alles verkünden.
Kollagen- und Hyaluronverlust
Nur: Gravierende, vornehmlich altersbedingte Veränderungen unterhalb des unteren Lidrandes können damit nicht behoben werden. Wenn diese Partie erst mal eingesunken ist oder sich eine als Schwellung manifestierende Vergrößerung der oberhalb der Tränenrinne gelegenen drei Fettsäckchen namens „Fat Pats“ eingestellt hat, dann helfen eigentlich nur noch kostspielige kosmetische Eingriffe. Diese Operationen an den im allgemeinen Sprachgebrauch meist als Tränensäcke bezeichneten Pats können beispielsweise Unterpolsterung mit Eigenfett sein, oder auch Injektionen von Hyaluronsäure oder die operative Entfernung der Säckchen.
Die chirurgisch größtenteils minimal-invasiven Aspekte werden in populären Publikationen meist außen vor gelassen. Einzig die deutsche „Vogue“ hatte kürzlich den Münchener Dermatologen Dr. Hans-Ulrich Voigt über wirksame und sinnvolle schönheitskosmetische Verfahren zu Wort kommen lassen. Nicht jedoch, ohne in dem Beitrag zuvor Topmodels wie Cara Delevingne ihre liebsten Augen-Pflegeprodukte vorstellen zu lassen – sicherlich sehr zur Freude ihrer Kosmetik-Sponsoren.
Auch die deutsche „Instyle“-Ausgabe beschränkte sich beim Kampf gegen lästige Augenringe auf die Empfehlung von Concealern und die Aufzählung der vermeintlich besten fünf Pflegeprodukte. Diese hatte das Magazin von einem Beauty-Webportal samt Hersteller-Werbeaussagen zur Glättung von Fältchen, Reduzierung von Augenschatten und erhöhte Kollagen-Produktion übernommen. Das erinnert natürlich sehr an wissenschaftlich unhaltbare Werbeversprechen zur dauerhaften Faltenreduzierung mittels teurer Hyaluron-Seren oder -Cremes – obwohl auch da letztlich nur durch Injektionen, beispielsweise mit Botox, wirklich sichtbare Erfolge erzielt werden können.
Um die Effizienz der verschiedensten Mittel oder Therapien gegen Augenringe einschätzen zu können, gilt es zunächst einmal zu verstehen, wie dieser Makel überhaupt entstehen kann. Unterhalb unserer Augen ist unser größtes Körperorgan, nämlich die Haut, am dünnsten und am empfindlichsten. Hier gibt es kaum aufpolsternde Fettzellen, dafür aber besonders viele Lymphdrüsen und vor allem auch Blutgefäße. Die können leicht mal durchschimmern, wenn im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses das Hautvolumen durch Kollagen- und Hyaluronverlust abnimmt. Es kann durch Faktoren wie Schlaf- oder Flüssigkeitsmangel und Stress zu einem Absinken der Sauerstoffkonzentration im Blut kommen, wodurch dessen Fließgeschwindigkeit verlangsamt wird. Dadurch kann es sich dunkler verfärben und in der Folge können sich in der Augenpartie bläulich-violette Schatten ausbilden.
Daneben gibt es noch diverse andere Ursachen, die zur Ausbildung von Augenringen oder dunklen Schattierungen im Augenbereich führen können, die in der medizinischen Fachsprache als Halonierung bezeichnet werden. Beispielsweise ein ungesunder Lebensstil mit starkem Nikotin- oder Alkoholkonsum, erbliche Veranlagung in Gestalt einer verstärkten Pigmentierung, was sich häufig in einem gelb-bräunlichen Augenschatten manifestieren kann, oder auch Eisen- und Mineralstoffmangel infolge falscher Ernährung oder zu ausgiebiger UV-Aufnahme beim Sonnenbaden. Zudem können Augenschatten auch ein Warnsignal für schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Schilddrüsenerkrankung, Herz-, Gallen, Leber- oder Nierenleiden sowie Allergien sein.
Die bekanntesten Hausmittel wirken vornehmlich gegen die kleinen oder größeren Sünden des Lebenswandels, wobei manche auch nur mit der nötigen Vorsicht eingesetzt werden sollten. Beispielsweise die häufig genannten Teebeutel oder Kaffeepasten, die vor dem Applizieren auf die Augenpartie kurz im Kühlschrank gelagert werden sollen. Beide Hausmittel enthalten viel allergenes Potenzial, was leicht zu Hautreizungen führen kann. Wenn schon Koffein, das die Durchblutung durchaus stimulieren kann, dann besser auf entsprechende Augencremes mit Koffein-Inhaltsstoffen setzen. Auch der beliebte Trick mit im Gefrierer gekühlten Teelöffeln oder gar Eiswürfeln birgt einige Gefahren, weil die Haut dabei leicht einen Kälteschock abbekommen und mit unschönen Rötungen oder Trockenstellen reagieren kann. Wenn Schwellungen mit Kälte bekämpft werden sollen, sollte unbedingt ein Tuch oder Wattepad als Puffer auf die Haut untergelegt werden. Auch kalte Milch oder ein Klacks Quark sollen kleine Wunder bewirken können.
Fillerbehandlung oder Unterspritzung
Nach einer langen Nacht kann den unliebsamen Augenschatten mit aufgelegten Gurkenscheiben begegnet werden. Auch geraspelte rohe Kartoffeln oder deren Saft versprechen gewisse Erfolge. Kokosöl soll die Durchblutung fördern, am besten noch am Abend auftragen und bis zum Morgen einwirken lassen. Zusätzlich kann Mandelöl verwendet werden, weil es viele wertvolle Nährstoffe enthält. Zum behutsamen Bleichen gilt reines Natron als erste Wahl, es wird mit etwas Wasser angerührt, die Masse wird dann auf einen Wattepad aufgetragen und sollte etwa zehn Minuten auf den betroffenen Stellen belassen werden. Auch Cremes mit hochkonzentriertem Vitamin A, das eine aufhellende Wirkung hat, können gegen Pigmentflecken benutzt werden. Da bekanntermaßen eine Massage Lymphfluss und Durchblutung anregen kann, schwören viele Frauen auch auf den Einsatz eines Jaderollers.
Die Kosmetikindustrie empfiehlt natürlich den kaschierenden Einsatz von flüssigen Concealern gegen Schatten und Augenringe. Dabei gilt die Faustregel, dass der Concealer zwei Nuancen heller als die eigene Hautfarbe sein sollte und frau ihm gegebenenfalls auch noch etwas Grün-, Rot- oder Gelbtöne beimischen sollte, um möglichst nahe an die eigene Gesichtsfarbe heranzukommen. Dass das Auftragen von hochwertigen Augencremes schon allein wegen des Feuchtigkeitseffekts und Pflegestoffen wie Kollagen, Vitamin C, Niacinamid, Alpha-Hydroxysäuren oder Retinol zum täglichen Schönheits-Standardprogramm gehören sollte, dürfte sich von selbst verstehen.
Wenn im höheren Alter die natürliche Hautpolsterung nach und nach abnimmt und dadurch nicht nur Falten, sondern auch Augenringe deutlicher und dauerhaft hervortreten, reichen Cremes, Concealer oder Hausmittel nicht mehr aus. Eine mögliche Lösung kann eine Fillerbehandlung oder Unterspritzung mit stabilisierender Hyaluronsäure werden. Der Vorteil bei dieser Behandlung ist, dass die Augenringe auch ohne OP reduziert werden können. Es gibt grundsätzlich zwei Methoden: Zum einen kann das Präparat über dem Wangenknochen injiziert werden, alternativ kann der Einstich direkt entlang der Tränenrinne erfolgen. Die Behandlung erfolgt ambulant bei örtlicher Betäubung und dauert in der Regel zwischen 15 und 30 Minuten. Bei stark ausgeprägten Tränenfurchen können mehrere Behandlungssitzungen nötig sein. Die Kosten pro Sitzung belaufen sich auf 350 bis 400 Euro. Die Wirkung hält sechs bis acht Monate an. Auch die Injektion von Eigenfett kann für manche Betroffene mit ausgeprägten Augenringen eine geeignete Behandlungsmethode sein. Dabei wird zunächst aus bestimmten Körperbereichen Fettgewebe entnommen, dieses danach in einem speziellen Verfahren aufbereitet und schließlich das körpereigene Material in die gewünschten Augenbereiche injiziert. Die Behandlung ist aufwendiger, dauert ein bis zwei Stunden bei örtlicher Betäubung mit Dämmerschlaf oder Vollnarkose und wird ab etwa 1.500 Euro angeboten. Da die Prozedur alle paar Monate wiederholt werden muss, kann das ganz schön ins Geld gehen. Noch relativ neu ist das Fadenlifting, bei dem rund 20 feine Fäden unter die Haut eingebracht werden. Diese Fäden, die sich nach einigen Monaten selbst auflösen, sollen die Zellen zur Kollagenbildung animieren. Die ambulante Behandlung dauert etwa eine halbe Stunde, die Kosten belaufen sich ab 800 Euro aufwärts. Auch beim Vampirlifting, der Behandlung mit Eigenblut, ist letztlich die Anregung der Kollagenbildung das Behandlungsziel. Das aufbereitete Eigenblut wird dafür in die mittleren Hautschichten eingespritzt. Eine Sitzung bei örtlicher Betäubung dauert rund eine Stunde und kostet ab 300 Euro aufwärts. Extrem auffallende Schwellungen wie die berühmten Tränensäcke können auch durch eine einstündige Operation mit Kosten zwischen 1.500 und 2.000 Euro entfernt werden. Dabei werden die Fat Pads mittels Skalpell oder Laser abgetragen. Einige Spezialisten können die OP inzwischen auch durch eine halbstündige, schonendere Laserbehandlung ersetzen, bei der die Bindehaut nach örtlicher Betäubung von innen geöffnet wird.