Die ARD-Serie „Mord mit Aussicht" ist wieder da. Schauspielerin Katharina Wackernagel spielt Kommissarin Marie Gabler, die die Stelle ihrer Vorgängerin Sophie Haas antritt.
Auf den ersten Blick ist in Hengasch alles wie früher. Kein Wunder, denn der kleine Ort in der Eifel ist ja eigentlich ein verschlafenes Nest. Landfrauen-Chefin Heike Schäffer steckt wie üblich ihre neugierige Nase in alles, was sie nichts angeht. Ex-Polizist Hans Zielonka fühlt sich trotz Ruhestand weiterhin verantwortlich für Ermittlungen bei kleinen Gaunereien und Wirtin Lydia serviert weiterhin mit Miesepetergesicht gezapftes Bier. Auch Frau Runkelbach führt noch immer ihren kleinen Supermarkt, und die alte Frau Ziegler schiebt bedächtig ihren Rollator über die Straßen. Aber dann steigt Marie Gabler aus dem Bus, und schon regen sich die Hengascher auf. Wer ist die neue Kommissarin, die nun das kleine Polizeirevier führen möchte?
Einen leichten Einstieg hat Marie Gabler nicht. Immerhin tritt sie die Nachfolge von Sophie Haas an, die sich in den ersten drei Staffeln von „Mord mit Aussicht" mühevoll bei den Hengascher Bürgern beliebt gemacht hat. Dann bekam sie einen neuen Job in Köln und verabschiedete sich aus der Eifel. Damit endete die ARD-Serie „Mord mit Aussicht" vor sieben Jahren, was von vielen Zuschauern bedauert wurde. Denn die Eifel-Abenteuer hatten pro Folge bis zu sieben Millionen Zuschauer – ein überaus großer Erfolg also für die ARD. Das Aus kam, weil die Schauspieler unzufrieden waren mit den Drehbedingungen und ihre Verträge nicht verlängerten. Allerdings begann anschließend ein überraschender Kult um „Mord mit Aussicht": Die dritten Programme wiederholen die Folgen, die ARD-Mediathek verzeichnet hohe Abrufzahlen, sogar Netflix nahm die Serie auf, und in sozialen Netzwerken tauschen sich Fans über Sophie Haas und Co. aus. So griff die ARD die Idee auf, neue Abenteuer aus Hengasch zu drehen – allerdings mit einem neuen Team in der Polizeiwache. In den neuen Folgen ist das Büro besetzt von Polizeiobermeister Heino Fuss (Sebastian Schwarz) und Kommissar-Anwärterin Jennifer Dickel (Eva Bühnen). Zusammen mit Marie Gabler muss sich das neue Trio erst einmal kennenlernen. Gar nicht mal so leicht, denn Kommissarin Gabler stößt auf wenig Willkommensfreude bei den Beamten, die es sich ohne Führungspersönlichkeit nett gemacht haben: Fuss nutzt als alleinerziehender Vater seine Arbeitszeit auch mal für private Dinge. Dickel verbringt viel Zeit bei ihrem Pferd oder bei der Freiwilligen Feuerwehr. Und doch müssen die drei Polizisten ein Team bilden, denn die Verbrechen ruhen nicht in Hengasch: Ein Unbekannter gräbt im Wald eine Leiche aus, die Überreste einer ehemalige Lehrerin werden im Getreidesilo gefunden und bei einer Hippie-Kommune gibt es auch ein Todesopfer. Weil „Mord mit Aussicht" aber kein ARD-„Tatort" ist, haben die Fälle in Hengasch erneut allerlei kuriose Seiten. Die Leiche im Wald war niemals menschlich, wird aber am Ende dennoch mit Gottes Segen begraben. Die Hengascher Bürger fragen sich, ob sie mit dem Weizen auch ein bisschen der toten Frau gegessen haben, und bei den Hippies herrscht Rachsucht statt Love and Peace.
Bemüht um den Charme der alten Staffeln
Die Drehbuchautoren haben sich mit den sechs neuen Folgen große Mühe gegeben, mit der Fortsetzung der Serie den Charme der ersten drei Staffeln einzufangen. Teils ist das gelungen, der Fortschritt hat einen Bogen um Hengasch gemacht. Es macht Spaß, Heike Scheffer, Hans Zielonka und Lydia Aubach bei ihren Dorfabenteuern zuzusehen. Und auch einige neue Nebenfiguren haben sich gut in die Hengascher Gesellschaft eingelebt. Dönerverkäufer Mehmet (Cem-Ali Gültekin) etwa schnappt in seinem Pascha-Grill viele kleine und große Geheimnisse seiner Kunden auf und Schweinebauer Gisbert (Kai Schumann) teilt sich bald das Bett mit Marie Gabler, die gespielt wird von Katharina Wackernagel. Als Kommissarin setzt sie einige neue Akzente: Statt mit rotem BMW-Cabrio fährt sie mit dem Fahrrad, statt in einem Landhaus wohnt sie im Wohnwagen und über Hengasch lästern tut sie auch nicht – was schade ist, denn ein etwas größeres Konfliktpotenzial hätte Marie Gabler schon vertragen. Und mehr Veränderung bei Heino Fuss und Jennifer Dickel hätte dem Revival von „Mord mit Aussicht" ebenfalls gut getan. Die Dorfpolizisten sind ihren Vorgängern doch arg ähnlich und sind eher mäßige Kopien von Dietmar Schäffer und Bärbel Schmied. Wo die beiden übrigens geblieben sind, bleibt anfangs noch die Frage in den neuen „Mord mit Aussicht"-Folgen. Ihr Verbleib wird aber natürlich auch nicht unerwähnt gelassen. Wer die Hinweise finden will, muss erst mal dranbleiben. Die neuen sechs Folgen sind seit 8. März jeweils dienstags in der ARD zu sehen und können bis Ende August in der ARD-Mediathek abgerufen werden.