Sie sind auf dem besten Wege, die klassischen Peelings in der Beauty-Routine abzulösen und dank chemischer Prozesse zu neuen Wundermitteln für eine makellose, rundum erneuerte Haut aufzusteigen: hochwirksame Säuren mit AHA, BHA, PHA und TCA an der Spitze.
Im Rahmen der Beauty-Skincare taucht in letzter Zeit immer häufiger der Begriff „Actives" auf. Weshalb zunächst einmal geklärt werden muss, worum es sich bei diesen „Aktiven" handelt. Es sind Inhaltsstoffe von Beauty-Produkten oder -Treatments, die lang anhaltende und grundlegende Veränderungen des Gesichtshautbildes mit sich bringen und deren Wirkung daher weit über die Effekte einer ganz normalen, alltäglichen Pflege oder Feuchtigkeitsversorgung hinausgeht. Wobei sowohl die optimale Konzentration als auch der ideale pH-Wert der Inhaltsstoffe für den Erfolg einer Anwendung eine ganz zentrale Rolle spielen. Vorsicht sollte man zudem bei einer Kombination der hochwirksamen Ingredienzen walten lassen, weil sich dadurch ungewollte Nebenwirkungen einstellen könnten oder die Effizienz der verschiedenen Inhaltsstoffe gemindert werden könnte.
Fruchtsäure als Wunderwaffe
Unter den wichtigsten aktiven Wirkstoffen finden sich altbekannte wie Vitamin C und seine Derivate (starke Antioxidantien), Vitamin A und seine Derivate (beispielsweise der Klassiker Retinol, der Zellerneuerung und Kollagenproduktion fördern soll), Hyaluronsäure (Feuchtigkeitsbooster) oder das Vitamin B3-Derivat Niacinamid (Verbesserung der Hautelastizität). Doch daneben haben sich inzwischen auch eine ganze Reihe von Wirkstoffen in die erste Reihe der Aktiven katapultiert, die häufig unter dem verwirrenden, eigentlich nicht gänzlich zutreffenden, aber dennoch inzwischen verbindlichen Begriff „Fruchtsäuren" zusammengefasst werden, auch wenn sie keineswegs allesamt aus Früchten oder Pflanzen gewonnen werden. Die sogenannten Fruchtsäuren gelten als neue Wunderwaffe für chemische Peelings, die die Haut nicht nur grundlegend von abgestorbenen Schüppchen befreien, sondern auch durch Minderung von Fältchen, Pickeln, Pigmentflecken oder tiefen Poren zu einem strahlenden Teint verhelfen können. Und das alles ohne Rubbeln.
Denn im Unterschied zum traditionellen mechanischen Peeling, das die Hautoberfläche mithilfe kleiner Schleifpartikel in Gestalt von Kügelchen oder Körnern sanft abreibt, wirkt ein medizinisches Säure-Peeling rein chemisch – die Säure schält die oberste Hautschicht ab, löst sie auf, dringt durch den Porenkanal in die darunter liegende Hautschicht vor und lässt neue, glattere Haut zum Vorschein kommen. Ein Fruchtsäure-Peeling kann daher den natürlichen Prozess der Hauterneuerung, der normalerweise etwa vier Wochen dauert, extrem beschleunigen. Ein zusätzlicher Vorteil von Fruchtsäure-Peelings neben dem intensiven Reinigungseffekt ist, dass nach dem Treatment aufgebrachte Wirkstoffe viel tiefer in die Haut eindringen können. In hoher Konzentration und dem entsprechenden pH-Wert ist mit den Fruchtsäuren allerdings nicht zu spaßen. Zwar gibt es inzwischen im Web jede Menge Anleitungen zum häuslichen Anrühren von Mischungen wie einem Zitronen-Peeling (mit Zucker oder Salz sowie Oliven- oder Kokosöl) oder Verwendung anderer Früchte wie Kiwi, Johannisbeere, Papaya oder Granatapfel als Basis und dem anschließenden Do-it-yourself-Auftragen der Mixtur (unbedingt auf Make-up verzichten). Doch wer seine wertvolle Gesichtshaut nicht einem unnötigen Risiko aussetzen, unliebsame rote Flecken oder schlimme Irritationen vermeiden möchte, sollte besser Profis wie Dermatologen oder Kosmetiker mit Spezialausbildung aufsuchen.
Oft gibt es für die gereizte Haut einen Nachbehandlungsbedarf, beispielsweise das Auftragen einer Neutralisierungscreme oder einer Schicht Manuka-Honig. Beim Dermatologen wird man für eine Sitzung mit 80 bis 120 Euro rechnen müssen, im Kosmetikstudio bewegen sich die Preise zwischen 50 und 100 Euro. Im Handel werden Sets für häusliches Selbst-Treatment, deutlich niedriger dosiert als beim Profi, zwischen 30 und 70 Euro angeboten. UV-Strahlung durch Sonnenlicht sollte nach einem Säure-Peeling möglichst vermieden werden, weil die Haut wegen der Reduzierung der Hornschicht besonders lichtempfindlich ist. Der Einsatz eines UV-Blockers mit hohem Lichtschutzfaktor ist daher dringend ratsam. Rötungen, leichte Schwellungen oder sich schuppende Hautstellen verschwinden bald nach der Behandlung, sind quasi Teil des Erneuerungsprozesses der Haut. In seltenen Fällen kann es beim Säure-Peeling aber auch zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Allergien kommen. Im Folgenden sollen die wichtigsten und in der Hautpflege gebräuchlichsten Fruchtsäuren vorgestellt werden:
AHA (Alpha-Hydroxy-Acids)
AHA ist die Abkürzung für Alpha-Hydroxycarbonsäuren, also für Fruchtsäuren, wie sie in Obst oder Pflanzen natürlich vorkommen. Am bekanntesten und in der Kosmetik am verbreitetsten ist dabei die Glycolsäure, die aus Zuckerrohr, Zuckerrüben, Weinblättern, unreifen Trauben oder Rosmarinnadeln gewonnen wird. Daneben gibt es auch noch Mandelsäure, Zitronensäure, Apfelsäure oder Milchsäure. In Reinform ist Glycolsäure ein farbloses, kristallines Pulver, das inzwischen einer Vielzahl von Kosmetikprodukten (Masken, Bodylotions, Hautcremes, Waschgels, Tonics oder Gesichtswasser) beigemischt ist. Zum Peelen wird der schälende Effekt der Glycolsäure oder anderer AHA-Alternativen (Milchsäure oder Mandelsäure sind wesentlich sanfter) genutzt, die allesamt relativ gleichmäßig und tief auf die Haut einwirken. Was die Zellregeneration stimulieren und einen die Haut verjüngenden Effekt haben kann. Die abgestorbenen Hautzellen lassen sich dabei vollständig entfernen, zudem werden die Poren grundlegend gereinigt. Während Peelings für den Hausgebrauch eine niedrige AHA-Konzentration von vier bis zehn Prozent und einen pH-Wert von drei bis vier haben, setzen Profis auf hohe Konzentrationen ab 15 Prozent aufwärts. Diese Peelings sind sehr effektiv, eine Behandlung pro Monat ist dann voll ausreichend. Allerdings dürfen die hochkonzentrierten AHA-Säuren nur wenige Minuten wirken, danach muss der Prozess mittels eines Neutralisations-Produkts abgebrochen werden, auch wenn AHA-Peelings ihre Schälwirkung nach einer Viertelstunde ohnehin von selbst verlieren würden. In der Regel werden AHA-Peelings gegen Falten eingesetzt, weil die Hautschichten meist dicker und widerstandsfähiger nachwachsen. Aber auch Narben oder Pigmentflecke lassen sich dank der neugebildeten Haut reduzieren. Dank der stärkeren Durchblutung, die durch das Peeling ausgelöst wird, erhöht sich die natürliche Collagenproduktion.
BHA (Beta-Hydroxy-Acids)
Im Vergleich zu AHA können Beta-Hydroxysäuren wie die Salicylsäure, die allesamt aus einem Konzentrat ätherischer Öle von Pflanzen oder inzwischen auch auf synthetischem Wege gewonnen werden können, nicht so tief in die Haut eindringen und gelten daher als der sanftere Peeling-Wirkstoff, der weniger auf Hautverjüngung, sondern mehr auf einen antiseptischen, hautklärenden oder bakteriostatischen Effekt abzielt. BHA agieren mehr an der Hautoberfläche, ihre Moleküle interagieren mit den fettigen Bestandteilen der Haut, sie reinigen diese gründlicher und ermöglichen ein gestärktes Milieu mit verfeinerten Poren. Die fettlöslichen BHA sind wahre Porenreiniger und entfernen überschüssigen Talg besser als wasserlösliche Fruchtsäuren. Wer unschöne oder erkrankte Hautareale behandeln lassen möchte oder zu Verhornungen, Pickeln, Mitessern, Warzen, Muttermalen, Aknenarben, Hühneraugen, Entzündungen oder Rötungen neigt, für den sind in Sachen Peeling BHA die beste Wahl. Im Gegensatz zum AHA-Peeling lässt die Wirksamkeit von BHA nach wenigen Minuten von selbst nach, es braucht also kein den Schälprozess stoppender Neutralisator verwendet werden. BHA-Peelings können wahlweise mit flüssigen oder festen Produkten durchgeführt werden. Flüssiges Peeling zieht sofort ein, wirkt porentief und verdunstet von selbst. Danach können sämtliche Rückstände mittels eines Wattebauschs abgewischt werden. Bei dem nichtflüssigen Peelingprodukt sind die Wirkstoffe in niedriger Konzentration in diversen frei verkäuflichen Kosmetikprodukten (Salbe, Gel, Creme oder Bodylotion) eingebunden. Bei täglicher Anwendung kann damit durchaus auch ein Hautverjüngungserfolg erzielt werden.
PHA (Poly-Hydroxy-Acids)
Die Polyhydroxysäuren, die eine ganze Wirkstoffgruppe bilden mit den bekanntesten Vertretern Gluconalactone und Lactobion (aus Milchlaktose) sind mit den Fruchtsäuren verwandt, haben aber deutlich größere Moleküle und dringen daher langsamer in die Haut ein. PHA-Peelings sind im Vergleich zu AHA und BHA deutlich schonender und daher für jeden Hauttyp optimal verträglich, speziell auch für empfindliche und leicht zu Rötungen neigende Skin. PHA darf in höherer Dosierung sogar frei verkäuflich in Tuben oder Tiegeln angeboten werden. Je nach Produkt kann das Peeling mehrere Minuten auf die Haut einwirken und anschließend einfach abgespült werden. In Cremeform kann PHA sogar auf der Haut verbleiben. Bei Konzentrationen zwischen fünf und 20 Prozent und regelmäßiger Anwendung können erste positive Veränderungen des Hautbildes nach einigen Wochen festgestellt werden. Weil auch PHA-Peelings auf sanfte Weise Hautschüppchen entfernen, Hautunreinheiten und Pigmentflecken reduzieren, die Hautstruktur verfeinern oder Falten minimieren können.
TCA (Trichloressigsäure)
Die aus organischen Verbindungen gewonnene und chemisch zu den Carbonsäuren zählende Trichloressigsäure kann zwar auch großflächig im Rahmen eines verjüngenden Peelings eingesetzt werden. Doch wird sie hauptsächlich punktuell zur Behandlung von krankhaften Veränderungen wie Warzen verwendet, weil sie stark hornhautauflösend wirkt. Die Säure schält die betroffene Hautstelle zielgenau ab.
Phenol
Wer mit den Ergebnissen eines AHA- oder BHA-Peelings nicht gänzlich zufrieden ist, dem bleibt als weiteres, noch deutlich intensiveres Verfahren der Einsatz von Phenol. Dieses meist nur einmal durchgeführte Peeling ist im medizinisch-kosmetischen Bereich angesiedelt, wobei die Carbonsäure als toxische und hautabbauende Flüssigkeit gezielt eingesetzt wird. Der Wirkstoff führt zu einer Verätzung und anschließenden kompletten Entfernung der obersten zwei Hautschichten, was nicht selten Schmerzen bereitet. In den Folgewochen beginnt der Neuaufbau der abgeschmolzenen Hautschichten. Das Ergebnis langer Strapazen sollte dann eine deutlich verjüngte Haut sein.
Azelainsäure
Die in der Natur in verschiedenen Gräser- und Getreidesorten vorkommende Säure wird für den kosmetischen Einsatz inzwischen industriell gewonnen. Beim Einsatz als Peeling ist sie deutlich milder als beispielsweise Fruchtsäuren. Sie ist bestens zur schonenden Loslösung von Verhornungen geeignet.
Alternative Enzym-Peeling
Auch dieses Behandlungsverfahren gehört zu den chemischen Peelings. Allerdings dringen die Enzyme oder die Proteasen nicht so tief in die Haut ein wie etwa die Moleküle der Fruchtsäure. Deshalb wirken bei dieser Variante die Enzyme nur innerhalb der Epidermis. Dort verbinden sie sich mit abgelagerten Fetten, die Hauptbestandteil von Mitessern oder Talkablagerungen sind. Dadurch werden die Hautunreinheiten quasi fixiert und können aus den Poren entfernt werden.