Als Teil des Duos The Righteous Brothers hatte er in den 60er-Jahren Welterfolge. In „Dirty Dancing" sang er 1987 mit Jennifer Warnes den mit dem Oscar prämierten Schluss-Song „(I’ve Had) The Time of My Life". Mit neuem Partner tritt der 81-Jährige wieder auf.
Er singt den Blues, um sich von seiner Blues-Stimmung zu befreien", schrieb vor anderthalb Jahren die „Las Vegas Revue" über Bill Medley, der 2020 gleich zwei Schicksalsschläge zu verkraften hatte. Im Frühjahr bemerkte er, dass mit seiner Stimme etwas nicht in Ordnung ist. Die Ärzte entdeckten in seinem Rachenraum einen Krebstumor und mussten ihn operativ entfernen: „Aber es war nichts auf meinen Stimmbändern", freut sich der Sänger darüber, dass der Tumor nicht gestreut hatte und er heute krebsfrei ist. Seine Auftritte musste Medley aber einige Wochen lang absagen. Das war für ihn die längste Zwangspause seiner Karriere. Abgesehen davon, dass er Mitte der 70er-Jahre nach der Ermordung seiner ersten Frau durch einen Sexualstraftäter schon einmal eine Zeit lang nicht in der Lage war, aufzutreten. Seit seiner Krebs-OP 2020 kann der klassische Bariton in einer höheren Stimmlage singen als vorher, obwohl dafür eigentlich sein neuer Righteous-Brothers-Kollege Bucky Heard zuständig ist. Mit ihm hatte Medley das legendäre Duo 2016 wieder zum Leben erweckt, nachdem der ursprüngliche Partner Bobby Hatfield 2003 verstorben war. Auf dem Programm des neuen Duos stehen die großen Hits, aber auch neue Songs wie das jüngst veröffentlichte „Love Wins All". Medley bezeichnet es als Segen, dass die Fans die Klassiker der Righteous Brothers immer noch hören wollen: „Deshalb sitzen sie da, und deshalb spielen wir die alten Songs", betont er. Und es erfüllt ihn bis heute mit Stolz, dass „Youve Lost That Lovin Feelin’" immer noch der meistgespielte Song der amerikanischen Radio-Geschichte ist.
Seine Frau starb an Parkinson
Der zweite Schicksalsschlag des Jahres 2020 traf Medley im Juni, als seine zweite Ehefrau Paula, mit der er 35 Jahre lang verheiratet war, den fünfjährigen Kampf gegen Parkinson verloren hat. Obwohl er sich emotional auf diesen Einschnitt vorbreiten konnte, wurde er schwer getroffen. Seine Therapie dagegen besteht darin, die Sorgen möglichst mit Musik zu überwinden. Also stürzte sich Medley nach Paulas Tod gleich wieder in die Arbeit: „Wie wahrscheinlich alle anderen Performer auch, würde ich ohne Arbeit ein bisschen verrückt werden", sagte er der „Las Vegas Revue". Trotz seiner inzwischen 81 Jahre fühlt er sich heute fit: „Wenn Corona nicht gewesen wäre, würde ich schwören, ich wäre erst 33", scherzt Medley. Er hatte gleich zu Beginn der coronabedingten Einschränkungen zusammen mit seinem Duo-Partner Heard eine vierwöchige virtuelle Streaming-Show aus Las Vegas gestartet. 2019 waren die neuformierten The Righteous Brothers allein für 27 Wochen und über 80 Shows in „Harrah’s Las Vegas Hotel and Casino" gebucht, mussten 2020 pandemiebedingt ihre Auftritte aber unterbrechen. Erst im Oktober 2021 konnten sie nach 18-monatiger Pause ihre meist ausgebuchten Shows fortsetzen und sind zudem noch für Gastspiele in den USA unterwegs. Mit dabei ist inzwischen auch Medleys Tochter McKenna, eine erfolgreiche Country-Sängerin, mit der er auch das Dirty-Dancing Duett „(I’ve Had) The Time of My Life" performt und die ihn auch als Tour-Managerin unterstützt. Medley freut sich über die vielen jungen Konzertbesucher, die seine früheren Hits auch in den populären Kinofilmen wie „Top Gun", „Ghost" oder „Dirty Dancing" kennengelernt haben. „Wir sprechen oft nach den Shows mit Besuchern, und viele sagen uns, dass schon ihre Eltern unsere Songs rauf und runter gehört haben und sie mit der Liebe zu diesen Hits aufgewachsen sind." Stolz zeigt sich Medley auch über den Stellenwert der Righteous Brothers bei prominenten Kollegen, die sich von ihnen beeinflusst fühlen und sich schon seit Jahren zu ihren Fans zählen. Das galt für Elvis Presley, mit dem er befreundet war, ebenso wie für Frank Sinatra, die Stones, Billy Joel und viele andere.
Tochter und Sohn im Showbusiness
Bill Medley ist ein recht guter Komponist und hat schon mit 19 Jahren erfolgreich Songs geschrieben. „Ich begann ja eigentlich als Singer-Songwriter und schreibe auch heute noch ein bisschen", blickte er kürzlich bei „Broadway World" zurück. Aber dann habe er so großartige Songschreiber kennengelernt wie Carole King oder Barry Mann, dass ihn sein eigenes Zeug eher gelangweilt habe. „Aber wir waren damals auch so viel auf Tour, dass das meine ganze Zeit und meine künstlerische Energie gefressen hat." Von den aktuellen Musikern schätzt Medley besonders Bruno Mars, den er auf Hawaii als Kind als Elvis-Imitator kennengelernt hat. Dazu mag er Singer-Songwriter wie Elton John oder James Taylor. Und die Country-Musik, in der er sich zu Beginn seiner Karriere auch mal mit recht gutem Erfolg versucht hatte. „Ich liebe eine Menge Künstler, aber ich höre nicht viele von ihnen, weil ich lieber viel Talk-Radio höre." Neben Tochter McKenna ist auch sein Sohn Darren Dowler aus erster Ehe im Showbusiness erfolgreich: als mehrfach ausgezeichneter Schauspieler, Drehbuchschreiber und Produzent. Zudem war er von 2008 bis 2019 Sänger der Alt-Rocker Paul Revere & the Raiders.