Bitte nicht lachen. Sollte gar nicht so schwer sein, oder? In der Hitserie „LOL: Last One Laughing" ist genau das das Konzept. Lachen ist verboten. Und die Crème de la Crème deutschsprachiger Comedians versucht, die versammelten Kollegen trotzdem dazu zu bringen.
Der Tod des Komikers Mirco Nontschew im Dezember letzten Jahres kam nicht nur unerwartet, er brachte auch die Macher der Amazon-Prime-Show „LOL: Last One Laughing" in die Bredouille. Sollte man die dritte Staffel des Streaminghits noch ausstrahlen? Die wurde bereits im Herbst abgedreht und markiert somit das letzte Engagement von Nontschew. Die gute Nachricht: Die Staffel wird ausgestrahlt, entschieden die Macher.
Amazon ließ dazu mitteilen: „Das ist eine Ensemble-Show, bei der die Leute untereinander agieren. [Ihn rauszuschneiden] wäre überhaupt nicht möglich." So dürfen sich die Zuschauer also weiterhin auf wahnwitzige Gesichtszugsentgleisungen, körperbetonte Slapstick-Comedy und allerlei unerwartete Geräusche des mit 52 Jahren verstorbenen Berliners freuen. Einen Eindruck von seiner Komik kann man sich beispielsweise auf „TVNow" oder bei „RTL+" anschauen, wo die legendäre Comedysendung „RTL Samstag Nacht" ausgestrahlt wird. Für die weiteren Teilnehmer dürfte es jedenfalls schwer gewesen sein, da nicht lauthals loszulachen – und somit frühzeitig die Sendung zu verlassen.
Sechs Stunden ohne zu lachen
Denn „LOL" – das steht in diesem Fall für „Last One Laughing" und bringt das Konzept der Show auch schon ohne Umschweife auf den Punkt: Wer zuletzt lacht, lacht am gewinnendsten. Sechs Comedians treffen sich in einem Raum, den sie für sechs Stunden nicht verlassen dürfen. Sie präsentieren sich gegenseitig kurze Sketche oder versuchen, sich auf einem anderen Wege gegenseitig zum Lachen zu bringen. Genau das, nämlich lachen, ist verboten: Wer einmal seine Mundwinkel verdächtig bewegt, wird verwarnt; beim zweiten Mal muss man den Raum verlassen.
Wer rausfliegt kommt ins Separee zu Michael Herbig, der als Gastgeber und Aufpasser von „LOL: Last One Laughing" fungiert. Mittels Dutzender Kameras übersieht der Filmemacher und TV-Produzent kein Zucken am Mund, kein Grinsen hinter vorgehaltener Hand und ein herausplatzendes Gelächter ohnehin nicht. Auch wenn Herbigs Komik sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist, sollte man „LOL" absolut eine Chance geben. Denn „Bully", der in seinem Überwachsungsraum übrigens herzhaft über die Witze lachen darf, die er auf den vielen Bildschirmen sieht, ist vor allem Moderator und tritt somit meist erst in Erscheinung, wenn er den roten Buzzer drückt und einen der Comedians eben auf sein unerlaubtes Lachen aufmerksam macht.
Bully Herbig passt auf
Und von dieser Art, seine Freude auszudrücken, gibt es jede Menge. Allein die Teilnehmer sind ein sehr guter Querschnitt durch die Speerspitze der Comedians und Comediennes in Deutschland. So geben sich in der ersten Staffel unter anderem Anke Engelke, Max Giermann, Kurt Krömer, Carolin Kebekus und eben Mirco Nontschew ein Stelldichein der Lachmuskelspiele. Die drei Erstgenannten sind auch in Staffel zwei am Start. Engelke und die beiden Letztgenannten treffen zudem in Staffel drei wieder aufeinander. In Staffel eins entpuppt sich zudem der eher unbekannte Tedros „Teddy" Teclebrhan als Endgegner für einige seiner Berufskollegen. Erstrundenteilnehmer Rick Kavaninan ist als Gast im zweiten Durchgang wieder dabei.
Die Sendung zeigt aber nicht nur die Diversität des deutschen Humors, sondern bildet auch sehr gut die unterschiedlichen Humorarten ab. Es gibt eben grundlustige Leute wie Anke Engelke, Martina Hill oder den von allen gefürchteten Bastian Pastewka, die eben „Funny Bones" haben. Dagegen ist ein Typ wie Kurt Krömer die wandelnde Parodie eines miefigen Sparkassenangestellten mit Berliner Schnauze. Tahnee zeigt großartige Parodien, Torsten Sträter überzeugt mit Wortwitzen, Barbara Schöneberger lacht einfach über alles, und Tommi Schmitt wiederum trägt nichts Grundlegendes zur Sendung bei. In der gerade angelaufenen Staffel drei sind unter andrem neu am Start: Palina Rojinski, Christoph Maria Herbst, Hazel Brugger und Olaf Schubert.
Der Humor für die Comedians ergibt sich durch die Darbietungen ihrer Kollegen. Als Zuschauer ergibt sich der Humor vor allem dadurch, die Komiker beim qualvollen Nicht-Lachen zu beobachten, ohne indes Schadenfreude zu empfinden. Man leidet fast schon körperlich mit, wenn man sieht, wie schwer es ist, sich das Lachen zurückzuhalten. Insbesondere Max Giermann in Staffel zwei scheint beinahe durch die Hölle zu gehen. Dafür packt er aber auch seinen Kinski aus und lässt andere ebenfalls leiden. Hinzu kommen immer wieder Auftritte von Gästen. Um Entscheidungen zu beschleunigen, holt Bully Herbig auch gerne mal einen seiner Kumpels mit in den Raum – zum Beispiel soll ein Mann mit einer besonders ansteckenden Lache andere zum Mitlachen animieren. Wer sich also auf das Konzept einlässt, erlebt den vielleicht besten Lachflash der letzten Monate.