Einst waren sie „Gastarbeiter", deren Exotik bewundert und deren Ankunft bejubelt wurde, um den Arbeitsanfall der Wirtschaftswunderjahre in Deutschland zu bewältigen – Türken im Westen und Vietnamesen im Osten Deutschlands. Sie sollten und wollten nur ein paar Jahre bei uns rackern, um dann zu Hause genug Geld für ihre Familien zu haben. Doch die Konjunktur ließ nach – ein paar Jahre reichten nicht mehr. Die Jobs wurden knapper, doch die Gäste blieben. Bis schließlich in Rostock Rassisten Molotowcocktails ins „Sonnenblumenhaus" warfen.
Mit der seit 2015 anhaltenden Flucht von Syrern aus ihrer von der eigenen Regierung bombardierten Heimat sind jene, die nicht aus Not, sondern nur zum Arbeiten nach Deutschland kamen, in den Hintergrund getreten, doch nicht ihre Probleme. Wie ist die Sicht der anderen Seite, die der hilfreichen Geister, die man einst rief? Wieso fällt gerade den Türken die Integration in Deutschland so schwer? Und wieso gehen sie dann nicht zurück in die Türkei? Wieso sind sie meist weder Fisch noch Fleisch, weder Deutscher noch Türke, schon lange auch nicht mehr „Gastarbeiter", sondern „Deutschtürke", wieso sind sie eine eigene Ethnie geworden?
Dazu gibt es Polemiken von Deutschen wie von Thilo Sarrazin und von Türken wie Akif Pirinçci. Auf Krawall gebürstet, gut für den Stammtisch, doch zur Klärung wenig bis gar nichts beitragend. Der Deutschtürke Nihat Ak ist selbst aus einer deutschtürkischen Familie. 1988 in Heilbronn geboren, arbeitete er als Kundenberater und Systemadministrator in Frankfurt am Main. Er betreute sowohl deutsche als auch türkische Kunden, kennt beide Seiten. Er zeigt dabei die Fehler, die seine und andere deutschtürkische Familien gemacht haben, beschönigt nichts und liefert eine sehr intelligente Analyse des Problems: Wie die Deutschtürken in die Türkei zurück wollen – weshalb es gar nicht geplant war, sich in Deutschland zu integrieren – das aber nicht schaffen und so, was ihre Lebensplanung betrifft, scheitern.