Es ist ein leises Comeback, bedächtig. Nur mit Gitarrenakkorden, dreiviertelgetaktet, später ein bisschen Percussion, dann die Stimme von Roland Orzabal, Hauptsongschreiber von Tears for Fears. Mit Curt Smith bildet er seit den Achtzigern das immens erfolgreiche Quasi-Duo, das Hits wie „Mad World", „Everybody Wants to Rule the World" und vor allem „Shout" hervorbringt. Nicht immer war ihre Beziehung zueinander einfach, und so folgten 1990 zuerst die Trennung und 2004 dann eine Reunion, die vor allem live stattfand. Nun legt Tears for Fears mit „The Tipping Point" das erste Album seit 17 Jahren vor. Oben beschriebener Song „No Small Thing" fungiert dabei nicht nur als Opener, sondern diente auch der erneuten Zusammenführung der beiden britischen Musiker. Denn wie Orzabal in einem Interview mit dem „Rolling Stone" erklärte: „Curt kam mit diesem simplen Folk/Country-Riff, ein kleines bisschen Dylan, ein kleines bisschen Johnny Cash. Und dann legten wir los." Smith fügte hinzu: „Der Fakt, dass wir selbstbewusst genug waren, das Ende des Liedes so zu gestalten, wo absolutes Chaos herrscht, spricht für unseren Sinn für Freiheit."
Tatsächlich schraubt sich „No Small Thing" hoch zu einem Crescendo an Schlagzeug- und Orchestergewitter. Leise startet danach wieder der Titeltrack des Albums, bevor er nach rund einer Minute mit guter Melodie und Shuffle-Rhythmus in Fahrt kommt. Da zeigt sich die erfolgreiche Pop-Vergangenheit der Briten. Dagegen prescht „Break The Man" ziemlich straight vor. Für Tears-for-Fears-Verhältnisse fast schon ein richtiger Rocker ist „My Demons", der drei Minuten einfach nach vorne peitscht. Traurig und anrührend schaufelt sich die sechsminütige Ballade „Rivers Of Mercy" ins Gehör. Mit einem Synthie-Intro legt „Master Plan" los, bevor es sich als Verbeugung vor den Beatles entpuppt – das erste Wort lautet sogar „Yesterday". Es scheint, als wäre mit dem Lied textlich auch der ultimative Schulterschluss mit dem Schicksal besiegelt. Tears for Fears jedenfalls haben ihrem Schicksal mit dem neuen Album ein Schnippchen geschlagen: So schnell werden sie wohl doch nicht in Vergessenheit geraten.