Gerade in diesen ernsten Zeiten ist Humor umso wichtiger
Weil wir uns nicht sicher waren, ob „unernste" Texte in eine solch ernste Zeit passen, hat unser Redakteur uns mit dem Satz „Gerade in diesen Zeiten ist Humor umso wichtiger!" wieder Mut gemacht. Vielleicht hilft es ja, sich ein paar positive Aspekte der jüngsten Vergangenheit in Erinnerung zu rufen.
Da wäre zunächst einmal die wunderbare Nachricht, dass Hansi Flick in seiner noch kurzen Amtszeit als Fußball-Bundestrainer nach acht Siegen nun mit einem Unentschieden seinen Nimbus des Ungeschlagenen wahren konnte. Trotz unseres positiven Ansatzes sei hier der kleine Einwand erlaubt, dass die Nationalelf seit Flicks Amtsantritt nicht gerade gegen die stärksten Gegner angetreten ist. Allerdings zeigt ja gerade ein aktueller Blick in den 1.800 Kilometer entfernten nicht-fußballerischen Osten, dass der vermeintlich Stärkere gar nicht immer – oder eben so mal mit links – gewinnt. Aber selbst diese gar nicht neue Erkenntnis bringt ein bisschen Licht in unser derzeitiges Dunkel. Zumindest bis Hansi Flick spätestens in Katar die erste Niederlage ereilt!
Auch die Umstellung auf die Sommerzeit ist uns hervorragend gelungen. Sogar die Uhren haben kaum Widerstand geleistet. Zwar bringt die Prozedur unseren Alltag jedes Mal durcheinander, so dass wir nie genau wissen, ob es jetzt Zeit zum Frühstücken ist oder uns bereits der Mittagshunger plagt. Aber zum Glück schafft unsere Frau immer wieder Ordnung, indem sie bei jeder Zeitangabe hinzufügt: „Eigentlich wäre es jetzt aber eine Stunde früher!" Während wir noch am Rechnen sind, ergänzt sie zur besseren Orientierung: „Oder doch schon eine Stunde später?" Trotzdem sollten wir der Zeitumstellung etwas Positives abgewinnen. Wenn nämlich eines Tages unser letztes Stündlein schlagen wird, bleibt uns immerhin die Hoffnung, dass kurz vorher die Uhr vielleicht eine Stunde zurückgedreht wird.
Unbestritten ein Gewinn ist auch die Aufhebung fast aller pandemiebedingten Einschränkungen. Wir können endlich überall wieder durchatmen und brauchen uns keine großen Sorgen mehr zu machen, wenn unsere Corona-App in ein paar Monaten mehr rote Verwarnungen aufweist als der übelste aller Bundesliga-Rotsünder in seiner gesamten Karriere. Wahrscheinlich erkennen wir ja nun ohne Maske auch unsere Freunde wieder, wenn wir sie zufällig treffen. Dies erspart uns künftig die Peinlichkeit, eine halbe Stunde lang mit einem vermeintlichen Bekannten privateste Gedanken auszutauschen, bis dieser seine Maske lüftet und bestürzt feststellt: „Oh, wir sind ja jemand ganz anderes." Wie schön jedenfalls, dass wir jetzt alle wieder unser wahres Gesicht zeigen dürfen! Auch wenn wir uns dann womöglich manchmal nach der Maskenpflicht zurücksehnen werden.
Es ist für uns alle auch eine echte Erleichterung, dass wir uns dank überaus kluger Talkshow-Moderatoren keine eigenen Gedanken mehr über die Richtigkeit politischer Entscheidungen machen müssen. Furchtlos und mit unverhohlenem Spaß treiben Lanz, Will & Co die in schwierigsten Entscheidungsprozessen steckenden Politiker zu unserer Erbauung in die Enge, um sie zu taktisch unklugen Aussagen zu provozieren. Gut, das ist nicht immer ganz fair, aber schließlich haben Talkmaster eine große Verantwortung für die Einschaltquote und nicht etwa für die Impfquote.
Auch die gelungene Vorratshaltung in Deutschland hebt derzeit unsere Stimmung. Nachdem wir von den gehamsterten 2.500 Rollen Klopapier aus der Corona-Anfangszeit in zwei Jahren schon fast 100 aufgebraucht haben, ist jetzt auch unser Vorrat an Speiseöl und Mehl in einem eigens dafür angeschafften Container vorm Haus sicher deponiert und wird in Kriegszeiten für unsere Sicherheit sorgen.
Sollte der Feind irgendwann bis zu uns durchdringen, werden wir ihn mit Toilettenpapier bewerfen, ihn mit einem Lesieur-Teppich ins Rutschen bringen und ihm zuletzt Mehlstaub in die Augen pusten.
Wie man sieht: Es gibt in unserer schweren Zeit doch noch so viel Positives, dem man sich mit Humor zuwenden könnte. Vielleicht beim nächsten Mal.