Musiker sind fast immer Weltverbesserer – zumindest dann, wenn sie wirklich Talent besitzen. Es ist ein Gerücht, dass sich im Leben eines Musikers alles nur um den eigenen, mehr oder weniger stark ausgeprägten Narzissmus dreht. Musiker wollen die Welt verändern, Frieden stiften, Menschen mit ihrer Musik stärken, damit auch diese in der Lage sind, irgendwann etwas zu bewirken. Wer selbst musiziert, ist empathischer, schätzt andere Menschen, ist geselliger – und stiftet Freude. Doch zuweilen soll es vorkommen, dass Musiker irgendwann auch ihre eigene Biografie schildern, um sie zu verarbeiten und mit anderen zu teilen. Denn auch Künstler dürfen mal an sich selbst denken.
Nachdem die Jungs von Revolverheld unter anderem viele Jahre damit verbracht haben, sich sozial zu engagieren, hat Johannes Strate, der Sänger der Band, nun einige persönliche Geschichten zu erzählen. Daher trägt das neue Album auch den Titel „Neu erzählen". Einige der Songtexte hat er für seine Familie geschrieben.
Bereits der Eröffnungssong „Neu erzählen" geht mit seiner eingängigen Melodie sofort ins Ohr. Es ist der beste Titel auf dem Album. Johannes Strate widmet diesen Song seiner Frau, der Schauspielerin Anna Angelina Wolfers, die unter anderem bereits in dem Theaterstück „Draußen vor der Tür", einem Drama von Wolfgang Borchert, agierte. Dabei handelt es sich um ein sozialkritisches Stück, das in der Nachkriegszeit spielt und nachdenklich stimmen soll.
Der darauffolgende Track „Leichter", ebenfalls für seine Frau kreiert, ist ein Song, den viele nachempfinden können. Denn er schildert die zutiefst menschliche Suche nach Halt im Leben – und dies gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Auch ihrem gemeinsamen Kind widmet Johannes Strate einen Song. Dieser nennt sich „Das Größte" und ist ein sehr persönliches Lied.
Musikalisch gesehen gibt es – wie immer – nichts zu meckern. Die Musik ist, sieht man einmal von ein paar wenigen Synthesizer-Elementen ab, handgemacht, ansprechend und melodisch. Songs in einprägsamer Pop-Manier. Es muss nicht immer alles hochkomplex sein, um zu überzeugen. Ein gelungenes Album.