Ganz ehrlich, The Killers waren mir immer irgendwie zu viel von allem, zu viel Glitzer, zu viel Schmalz und überhaupt … Die amerikanische Stadion-Rock-Band startete auf ihrem Debütalbum „Hot Fuss" furios mit den Megahits „Mr. Brightside" und „Somebody Told Me". Ihre klebrige Mischung aus Alternative Rock, New Wave und Pop war schön anzuhören, aber es fehlte der Tiefgang. Mit jedem Album klangen The Killers immer glatter und angepasster an ihren eigenen Sound. Überraschungen? Fehlanzeige. Einzelne Songs ließen erahnen, dass viel mehr in ihnen steckte als diese schnöde Arenaband zwischen U2, Bon Jovi und New Order. Und dann kam die Pandemie und alles veränderte sich.
Gerade hatten The Killers 2020 ihr sechstes Album „Imploding the Mirage" veröffentlicht, da wurde ihre Tournee von Covid-19 ausgebremst. Im Nachhinein ist diese ungewollte Auszeit ein Segen gewesen, denn ansonsten hätte es „Pressure Machine" wohl niemals gegeben. Der charismatische Sänger Brandon Flowers hatte die Idee, ein Album über seine Kindheit in Utah zu schreiben. Aus dieser Idee entstand eine Sammlung aus fiktiven und wahren Geschichten, die in insgesamt elf Songs vertont wurden.
Und diese Songs haben es in sich, lassen sie doch den Glitzer der erfolgsverwöhnten Rockband weit hinter sich und führen den Hörer auf eine nach innen gerichtete, melancholische Zeitreise zwischen Americana, Folk und Singer-Songwriter-Musik. Der Einstieg mit „West Hills" ist phänomenal. Eine intensive Folk-Hymne, die man so nie von The Killers erwartet hätte. Bei „Cody" sind sogar Anklänge an Arcade Fire und Bruce Springsteen zu hören.
Am tiefsten wirken jedoch die langsamen, instrumental introvertierten Stücke wie „Terrible Thing", „Desperate Things" oder das abschließende „The Getting By". Gerade in diesen Songs entfaltet sich das Gesangstalent von Brandon Flowers, der zeigt, dass er viel mehr sein kann als ein normaler Rocksänger.
Statt eines Blockbusters haben The Killers einen wundervollen Independent-Film gedreht. Man darf hoffen, dass sie diese Seite auch auf zukünftigen Alben berücksichtigen.