Am Samstag steht für den 1. FC Saarbrücken das letzte Heimspiel einer turbulenten Runde an. War man punktemäßig stets stabil, so macht sich gegen Ende Unzufriedenheit breit.
In den vergangenen Wochen hat Uwe Koschinat bei öffentlichen Auftritten gerne gerechnet. Mal versuchte er zu verdeutlichen, wie sehr den 1. FC Saarbrücken der Sechs-Punkte-Abzug nach dem Aus von Türkgücü München benachteiligt habe, mal hat er darauf hingewiesen, dass man die vorherige „Rekordsaison" mit 59 Punkten ja schon beinahe übertroffen habe. Doch zur Wahrheit gehört, dass beispielsweise Eintracht Braunschweig ähnlich betroffen war. Während die Niedersachsen am Wochenende mit einem Sieg beim SV Meppen den direkten Aufstieg perfekt machen können, ist der 1. FC Saarbrücken spätestens nach dem peinlichen 1:2 bei Viktoria Berlin im Niemandsland der Tabelle angelangt. Den gesamten Monat April blieb man ohne dreifachen Punktgewinn, den Saarlandpokal hat man schon fast traditionell in Homburg „liegen gelassen".
90. Minute: Pleiten, Pech und Pannen
In der Regionalliga Südwest steht die SV Elversberg vor dem Aufstieg, das Team von der Kaiserlinde kann sich zudem noch den Pokal holen. Das diesjährige Saarlandpokalendspiel findet erstmals im Ludwigsparkstadion statt: Feiernde Elversberger im „Park", für die ohnehin geschundene Saarbrücker Fans-Seele wäre dies der Super-GAU nach Wochen voller Enttäuschungen: „Wir haben gut in die Partie gefunden, haben uns gerade in der Anfangsphase eine Vielzahl von Standartsituationen erarbeitet. Doch das ist nicht gerade unsere Domäne", bilanzierte Koschinat den Auftritt seiner Mannschaft in Berlin. Dennoch ging sein Team nach 23 Minuten durch Tobias Jänicke in Führung, zehn Minuten später glich Enes Küc für die Gastgeber aus. „Wir hatten Probleme bei den Überlagerungen des Gegners über unsere linke Abwehrseite", sagte Koschinat, der auf der Position des linken Verteidigers völlig überraschend Robin Scheu nominierte: „Das hab ich schon mal in Sandhausen gespielt. Nicht oft, aber irgendwann schonmal", konnte sich der nominelle Offensivmann, der in dieser Saison zu den größten Enttäuschungen gehört, nicht richtig erinnern. So spielte er es dann auch. Das Dorfsportplatzmotto „Aus einem schlechten Stürmer macht man einen passablen Verteidiger", ging in Berlin nicht auf. Augenscheinlich wurde dies in der Nachspielzeit. In der letzten Minute der Partie hatte der FCS eigenen Ballbesitz, doch was dann passierte, hatte mit Profifußball nichts zu tun. „Dodo" Ernst warf einen Einwurf am gegnerischen Strafraum direkt auf den Kopf eines Berliner Verteidigers, Lukas Boeder bestritt den anschließenden Zweikampf höchst halbherzig und anschließend stellte sich Robin Scheu derart teilnahmslos an, dass Lukas Pinkert freie Bahn hatte und seine Flanke von Kimmo Hovi zum Berliner Siegtreffer vollendet werden konnte. „Wir sprechen es so oft an, aber vielleicht sind wir zu dumm es zu verstehen", tobte Schlussmann und Ersatzkapitän Daniel Batz in völliger Rage und konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Manche Dinge können wir Spieler nicht immer erklären. Da muss man auch mal andere fragen." Coach Koschinat, offenbar Adressat der Kritik, hatte sich offenbar Angreifer Sebastian Jacob ausgesucht und dem glücklosen Torjäger mit auf den Weg gegeben, „dass man mal den selbst gesteckten und formulierten Ansprüchen gerecht werden und vorne auch mal Bälle festmachen muss." In der anschließenden Kabinenansprache soll es dann noch durchaus rustikal zur Sache gegangen sein. Es herrscht also offenkundig Diskussionsbedarf und die beiden abschließenden Spiele am Samstag gegen den FSV Zwickau und eine Woche später bei der U23 des SC Freiburg dürften trotz der fehlenden sportlichen Relevanz spannend werden.
„Da muss man auch mal andere fragen"
Für Koschinat und sein Team stellt sich die Frage der Ehre. Die Saison mit sieben sieglosen Spielen zu beenden, dürfte die Stimmung im chronisch unruhigen Umfeld noch hitziger werden lassen. Dabei hat der Verein offensive Ziele für die kommende Saison formuliert, für die eine ruhige und konzentrierte Sommervorbereitung fast zwangsläufig ist. Dass in den kommenden Tagen spektakuläre Transfers die Gemüter beruhigen, ist erst einmal nicht zu erwarten. Sportdirektor Jürgen Luginger hat bereits klargemacht, dass gerade die Suche nach einem gestandenen Innenverteidiger ihre Zeit brauchen werde. Auf dem Markt ist beispielsweise der Zwickauer Steffen Nkansah, der vor gut einem Jahr schon mal in Kontakt mit dem FCS stand. Koschinat kennt ihn aus der Regionalliga West, aber Sportdirektor Luginger gibt sich bei dieser Personalie ebenso zurückhaltend wie beim Würzburger Tobias Kraulich oder dem Meppener Lars Bünning. Die Personalplanungen, so viel steht bereits jetzt fest, könnten langwierig werden und müssen überdies erfolgreicher sein als im vergangenen Sommer, als zwar rund ein Dutzend neuer Spieler anheuerte, aber bis auf den seit Monaten verletzen Adriano Grimaldi niemand das Niveau des Teams entscheidend verbessern konnte.