Die Zweite Mannschaft des SC Freiburg hat den Klassenerhalt längst sicher. Das Modell greift auch in der 3. Liga. Die SC-Talente können dort ihre ersten Schritte im Profifußball machen. Unterschiedlicher könnten die Gefühlswelten vor dem Spiel gegen den FCS kaum sein.
Die Anspannung war Thomas Stamm in den letzten Sekunden des Spiels gegen Waldhof Mannheim deutlich anzumerken. Voller Leidenschaft lief der Trainer der U23 des SC Freiburg in seiner Coachingzone auf und ab und trieb seine Spieler noch mal zu Höchstleistungen an. Ein Video der Freiburger Fußballschule auf Instagram hat diese Momente festgehalten. Nur Sekunden später war es dann vollbracht: Durch den 1:0-Auswärtssieg der Sportclub-Reserve beim Waldhof haben die Breisgauer auch rechnerisch den Klassenerhalt in der 3. Liga sicher – die letzten vier Saisonspiele können daran nichts mehr ändern. Auf mögliche Feierlichkeiten nach dem Spiel angesprochen wird Stamm auf der Vereinshomepage zitiert: „Geplant haben wir nichts, aber wir nehmen das so spontan wie es gekommen ist und werden uns für die Rückfahrt sicher noch etwas einfallen lassen." Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel war er dann auch schon wieder ruhig und sachlich. „Wir sind superfroh, dass wir die drei Punkte geholt haben", sagte der Freiburger U23-Trainer und betonte den nun sicheren Klassenerhalt. „Für uns als Zweitvertretung ist das der erste Schritt", sagte Stamm weiter. Denn natürlich hat er andere Aufgaben zu bewältigen als seine Trainer-Kollegen in der 3. Liga.
Große Fluktuation im Aufgebot
Denn im Breisgau geht es in der 3. Liga vor allem darum, Spieler an den Profifußball heranzuführen. Ein Beispiel dafür ist der Lahrer Robert Wagner. Der 18-Jährige hat für die kommende Saison seinen ersten Profivertrag unterschrieben und gehörte bis vor wenigen Wochen zu den absoluten Stammspielern. Zuletzt jedoch wurde Wagner, der beim SC Lahr in der Ortenau begann, zweimal für die U19 im Bundesliga-Abstiegskampf abgestellt. Als der Klassenerhalt klargemacht wurde, fehlte er, weil er zum erweiterten Aufgebot von Christian Streich im Pokal-Halbfinale in Hamburg gehörte. Es sind Personalien wie diese, die den Klassenerhalt in Liga drei zu einem echten Erfolg für die Freiburger machen. Erst in der vergangenen Saison stieg die Reserve aus der Regionalliga auf, zudem verließ der Meistertrainer Christian Preußer den Breisgau in Richtung Düsseldorf. Seinen Nachfolger fand der Sportclub in der eigenen Fußballschule, Stamm trainierte dort seit 2015 die U19 und kennt damit einige der jungen Spieler wie Wagner, die unter ihm nun die ersten Schritte im Profifußball gemacht haben. Dass diese der Mannschaft in der kommenden Saison nicht mehr – oder nur teilweise – zur Verfügung stehen könnten, gehört zum Konzept einer U23 dazu. „Bei den Profis mitzutrainieren und in der 3. Liga zu spielen, ist, glaube ich, für den Anfang perfekt", schätzte Wagner Mitte Februar seine persönliche Situation ein. Und wenn es dann schon bald mit Wagners erstem Einsatz bei den Profis klappen sollte, hätte beim SC Freiburg wohl keiner etwas dagegen – am allerwenigsten sein Trainer und Förderer Thomas Stamm.
Dabei ist es nicht nur die Personalie Wagner, die diese Saison so erfolgreich macht. Noah Weißhaupt hat den Sprung in den Profikader geschafft, ebenso Kevin Schade. Dabei wird in der ersten Mannschaft taktisch anders agiert als in der U23. Freiburg spielt gern in einer 3-4-3-Kombination, wobei der Abwehrverbund im Bedarfsfall ausgebaut wird. Wer hier durchkommt, muss immer noch Noah Atubolu überwinden, der zu den stärksten Keepern der Liga gehört. Der 19-Jährige absolvierte in der laufenden Spielzeit 32 Einsätze – 13-mal stand hinten die „Null". Auch Nils Petersen, Jonathan Schmid und Keven Schlotterbeck durften schon in der 3. Liga ran, machten bei ihren Auftritten aber keinen großen Unterschied. Dass der Austausch mit dem Bundesligakader nicht immer nur Vorteile mit sich bringt, zeigte die 0:1 Niederlage gegen den TSV Havelse. Top-Torjäger Vincent Vermeij musste zu den Profis auf die Bank, seinen Kollegen fehlte beim ersten Absteiger dann einfach die Durchschlagskraft.
Patrick Lienhard kehrt vom FC Homburg zurück
Die Ziele wurden im Breisgau dennoch erreicht. Deshalb könnten die Stimmungslagen beim 1. FC Saarbrücken und dem SC Freiburg nicht unterschiedlicher sein. Beim SCF wurden alle aufgerufenen Ziele mit Bravour erreicht, der 1. FC Saarbrücken hängt momentan allem hinterher. Im Stadion an der Dreisam könnte es ein eher lauer Sommernachmittag werden. Für beide Mannschaften geht es um nichts mehr, die Erste Mannschaft des SCF kämpft bei Bayer Leverkusen um die Champions-League-Plätze. Deshalb ist mit einer großen Zuschauerzahl sicher nicht zu rechnen. Auch weil der FCS es sich mit seinen Fans aufgrund der zuletzt mageren Auftritte gehörig verscherzt hat. Große Fanscharen sind aus dem Saarland nicht zu erwarten.
Den Freiburgern wird es egal sein. Während die Erste Mannschaft die beste Saison der Vereinsgeschichte spielt, stimmt auch im Unterbau fast alles. Die kommende Saison wird dann wieder eine neue Herausforderung. Es kommen neue Spieler aus der U19 nach, manche rücken zu den Profis auf, andere versuchen woanders ihr Glück. Ein Neuzugang, der schon sicher ist, ist Patrick Lienhard. „Bei einem Bundesligaverein in meiner Heimat Fuß zu fassen, ist noch mal eine sportliche Herausforderung für mich. Deswegen hat mich das Gesamtpaket aus Heimat und Perspektive zu diesem Schritt bewogen", erklärte Lienhard bei seinem Abschied aus Homburg. Für den 29-Jährigen ist es gleichzeitig die Rückkehr zum Ausbildungsclub. Insgesamt stand er schon in 134 Pflichtspielen für verschiedene U-Mannschaften der Freiburger auf dem Rasen und sicherte sich vor elf Jahren den Titel als U19-Pokalsieger. Im kommenden Jahr wird er dann versuchen, die Talente des SCF weiterzubringen.