Nach „Sonnenallee" und „NVA" bringt Leander Haußmann mit „Stasikomödie" den dritten Film seiner DDR-Reihe am 19. Mai in die Kinos.
Einen Film „Stasikomödie" zu nennen, scheint bei den vielen Verbrechen in der DDR irgendwie unpassend. Immerhin ist die Staatssicherheit unter anderem verantwortlich für Spionage, für getrennte Familien und für den Folterknast Hohenschönhausen. Aber Regisseur Leander Haußmann hat die Gratwanderung zwischen Drama und Humor gemeistert und dürfte nach seinen DDR-Komödien „Sonnenallee" (1991) und „NVA" (2004) auch mit „Stasikomödie" viele Zuschauer zum Lachen bringen.
Zwischen Drama und Humor
Berlin, heute: Auf Drängen seiner Freunde, seiner Frau, Kinder und Enkel nimmt Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf) Einsicht in seine Stasi-Akte. Der Papierstapel ist hoch, denn in den 1980er-Jahren war er ein Held des Widerstandes in der DDR; er stand also zwangsläufig unter Beobachtung der Staatssicherheit. Stolz präsentiert Ludger seiner versammelten Familie die dicke Akte. Alles hat die Stasi dokumentiert und kommentiert: seine Wohnung, seine Katze, selbst Szenen mit seiner Frau Corinna (Margarita Broich) im Ehebett. Aber dann taucht in dem Papierkram etwas Unerwartetes auf. Ein zerrissener und wieder zusammengeklebter Brief – sehr detailliert und sehr intim, wie sich herausstellt. Ludger erinnert sich an die Vergangenheit und an sich als jungen Mann (David Kross), den die Stasi anwirbt, um in die Boheme des Prenzlauer Bergs einzutauchen, sie auszukundschaften und zu zersetzen. Dem jungen Ludger gefällt, was er erlebt. Er taucht ein in die Freiheit der Künstlerszene und verliebt sich in die mysteriöse Nathalie (Deleila Piasko). Ludger gerät in einen Konflikt: Einerseits muss er einen Auftrag der Stasi ausführen, andererseits ist er zu einem gefragten Mitglied der Künstlerszene geworden.
Nach dem Mauerfall 1989 sind viele Filme über das Leben in der DDR entstanden. „Das Leben der Anderen" (2006) offenbart die perfiden Machenschaften der Stasi, der geheime Informationen wichtiger waren als ein Menschenleben. „Der Tunnel" (2001) erzählt von einer aufwendigen und gefährlichen Flucht von Ost nach West, und „Good Bye, Lenin!" (2003) ist ein bittersüßer Abschied von einem Land, dem viele Bürger lange treu gewesen sind – und zwar mit besten Absichten, aber auch etwas naiv. Die Gemeinsamkeit dieser Filmerfolge ist, dass sie die einfachen Bürger zeigen mit ihren Familien, Freunden – aber auch mit ihren Sorgen und mit ihrer Angst vor der Staatsgewalt. Es galt, nicht brutal mit der DDR abzurechnen, sondern den Staat als Land mit Menschen darzustellen, die ihr Leben irgendwie den Umständen anpasst haben. Gelungen ist diese filmische Darstellung des Lebens in der DDR auch Leander Haußmann mit „Sonnenallee", „NVA" und nun auch mit „Stasikomödie". Ludgers Erinnerungen an seine Zeit als Stasi-Mitarbeiter sind weder bitterernst noch eine platte Darstellung eines dem Untergang geweihten Staates.
Viele namhafte Gastauftritte
Unterhaltsam ist „Stasikomödie", weil der Film die oft absurden und skurrilen Alltagsereignisse des sogenannten Arbeiter- und Bauernstaates zeigt – bestens dargestellt mit einer ordentlichen Portion Melancholie von einem gut gelaunten Ensemble. David Kross („Der Vorleser") spielt den jungen, etwas trotteligen Helden. Kurzauftritte leisten Alexander Scheer, Karsten Speck und Robert Stadlober sowie Detlev Buck in seiner kultigen Polizisten-Rolle aus dem ersten Teil von Haußmanns DDR-Trilogie. Als Ludgers Führungsoffizier tritt Henry Hübchen auf und kommandiert seinen Untergebenen mit viel Geprotze herum. Am Ende des Filmes hat Hübchen noch einen ganz besonderen Auftritt, für den es sich lohnt, auch den Abspann noch im Kino abzuwarten.
Jedoch ist Regisseur Haußmann nicht jede Szene gelungen, mancher Gag ist doch etwas platt geraten. Das ist aber zu verschmerzen, denn im Großen und Ganzen ist „Stasikomödie" ein amüsanter Film geworden, der der auch als Unrechtsstaat betitelte DDR mit viel Humor ihren Schrecken nimmt. „Der einfachste Weg, Diktaturen, Autokraten und Geheimdienste zu entlarven, zu entwaffnen und letzten Endes zu besiegen, ist das Lachen", sagt Leander Haußmann.