Parteien sortieren die Ergebnisse der „kleinen Bundestagswahl", die EU senkt die Wachstumsprognosen drastisch ab, Frankreich bereitet sich auf die dritte Wahl in diesem Jahr vor, der beantragte Nato-Beitritt von Finnland und Schweden zeigt, dass wir in diesen Tagen in den vierten Kriegsmonat gehen, und die saarländische Ministerpräsidentin fliegt in die USA, um für die Zukunft des Ford-Werkes in Saarlouis zu kämpfen,
Es ist diese Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigkeiten, die zunehmend an den Nerven zehrt. Zumal nach zwei Jahren Pandemie, die ebenso wenig vorbei ist wie die dadurch ausgelösten Folgen. Von Klimaschutz ganz zu schweigen. Und am Ende hängt alles mit allem zusammen.
Der Nervenkrieg um die Zukunft von Ford Saarlouis geht nun schon eine geraume Weile. Die Erwartungen an die Gespräche der Ministerpräsidentin in der Konzernzentrale wurden im Vorfeld eher gedämpft. Weil diese Gespräche zur gleichen Zeit liefen, als diese Ausgabe auf den Rotationsmaschinen lag, kann über ein Ergebnis noch nicht berichtet werden.
Ford steht symbolisch für eine Vielzahl von Zusammenhängen: Produktionsprobleme wegen Lieferengpässen, weil Zulieferteile ausblieben, erst durch die Pandemie, dann durch den Ukraine- Krieg. Beides wird zu einer neuen globalen Ordnung führen. Eine Standortentscheidung zur E-Mobilität, also Klimaschutz – und zur Transformation einer ganzen Industrie. Wobei selbst bei einer positiven Entscheidung klar ist, dass eine künftige Produktion mit weniger Arbeitskräften auskommen wird als aktuell.
Nicht nur wegen Ford spielt sich im Saarland vieles an Neuorientierungen wie unter einem Brennglas ab. Saarlouis in der Elektrosparte von Ford hätte bedeutende Signalwirkung und würde es bei anderen Herausforderungen des Automobilstandortes womöglich erleichtern. Ein Rückschlag wäre nicht das Ende des Saarlandes, wohl aber von dem, was das Land eine gute Generation lang geprägt hat. Dass sich das Land neu erfinden muss, ist längst klar, und daran wird an vielen Stellen mit Hochdruck gearbeitet. Das wird auch bei einer positiven Entscheidung für Saarlouis so bleiben müssen. Andernfalls erst recht. Aber das muss hierzulande niemandem gepredigt werden.