In der Relegation um den Aufstieg in die Zweite Liga muss der schwächelnde 1. FC Kaiserslautern gegen Dynamo Dresden antreten. Dynamo hat ein schwieriges Jahr in der Zweiten Liga hinter sich – der FCK zerfleischt sich im Endspurt wieder selbst.
Da schlägt das Herz der Fußballfans höher. In der Relegation um Auf- und Abstieg um Plätze in der Zweiten oder 3. Liga treffen der 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden aufeinander. Fußballdeutschland erwartet dabei ein emotional geladenes Spiel. „Das sind zwei heiße Spiele, auf die wir vorbereitet sein werden", kündigt dagegen Dynamo-Coach Guerino Capretti in seiner stets ruhigen Art an. Auch von FCK-Seite gab’s direkt nach der Niederlage bei Viktoria Köln keine lauten Kampfansagen. Das sollte sich bis zum Anpfiff am 20. Mai sicherlich noch ändern. Beide Fanlager schossen sich online bereits in den vergangenen zwei Tagen verbal aufeinander ein. Große Freundschaft verband die Anhänger der beiden Traditionsclubs ohnehin nie. Spätestens nach der Posse um die Lauterer Insolvenz und die damit größtenteils geprellte Ablösesumme von Ex-Dynamo Lucas Röser ist wohl jegliche Sympathie verflogen. Knapp 5.000 Dresdner dürften wohl Karten für das Hinspiel auf dem Betzenberg ergattern. „Ich weiß, dass wir uns dabei total auf unsere Fans verlassen können. Sie werden uns zusätzlich pushen", erklärt Capretti. Doch das war in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall. Negativer Höhepunkt waren 2013 die Ausschreitungen mehrerer Hundert Dynamo-Fans, als diese einen benachbarten Zuschauerblock stürmen wollten und nach dem Spiel mehrere Fan-Busse demolierten. Aber seitdem blieb es bei Dresdner Gastspielen rund ums Fritz-Walter-Stadion relativ ruhig. Vergangene Saison waren ohnehin keine Gäste-Fans zugelassen, doch auch im Jahr zuvor ging es – zumindest von der Ausgangslage her – hitzig zu. Beide Teams kämpften gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga, aber Dynamo gewann durch ein spätes Tor von Erich Berko mit 1:0. Der FCK hatte dadurch nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt und stieg letztlich ab. Auch dreieinhalb Jahre später stellt sich nun erneut die Frage: Wer spielt nächstes Jahr Zweite Liga? Capretti sieht seine Mannschaft definitiv gewappnet. Sie habe „die Situation angenommen. Das Team hat den Willen und die Stärke, das Ding über die Relegation zu ziehen. Wir wissen, dass es von uns abhängt, auch in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga zu spielen."
Angespanntes Verhältnis der Fans
Einen Plan hat Capretti schon. Dafür studierte er Begegnungen der Roten Teufel. Dort hatte er durchaus Aspekte gesehen, die seine Mannschaft auch in den entscheidenden Duellen gegen die Roten Teufel gebrauchen könnte: „Wir werden gegen Kaiserslautern spielen, da brauchen wir genau diese Mentalität und diese Einstellung, bis zum Schluss nicht aufzugeben". Beim Karlsruher SC hätte seine Mannschaft diese gezeigt und sich dadurch mit dem späten Ausgleich in der Nachspielzeit belohnt. Dresden hat derzeit die längste sieglose Durststrecke der Zweitliga-Geschichte vorzuweisen, am letzten Spieltag gab es selbst gegen Schlusslicht Aue eine Heimniederlage, blickt aber dennoch optimistisch gen Relegation. Egal, ob Trainer Guerino Capretti oder Sportgeschäftsführer Ralf Becker. Trotz der schwierigen Saison glauben sie an den Klassenerhalt. Ihre positive Sichtweise ziehen sie aus den jüngsten Auftritten ihrer Mannschaft, unter anderem dem 1:1 gegen den SSV Jahn Regensburg. „Wir haben relativ viel probiert. Jetzt haben wir eine Konstellation gefunden, mit der wir ein gutes Heimspiel gemacht haben. Darauf lässt sich aufbauen", so Becker. Mit Konstellation meint er die von Capretti gewählte Aufstellung mit einer Dreierkette und den beiden Sechsern davor. Die hießen Michael Akoto und Paul Will. Capretti rückte dabei von seinem favorisierten 4-3-3-System ab. Für die Relegation könnte dies eine weitere Option bieten.
„Wir haben mittlerweile eine gute Zweikampfstärke und Dynamik. Das hat mir gut gefallen. Jetzt gilt es, sich einzuspielen, den Spielern Selbstvertrauen zu schenken. Die Zeit für Experimente oder viele Wechseln ist nicht da. Es geht darum, eine gewisse Konstanz reinzubekommen", sagt der Sportchef. Akoto und Will gehören seit Wochen zu den Besten auf dem Feld. Dynamo steht über weite Strecken stabil. Vor allem Akoto glänzte zuletzt. Er räumte nicht nur ab, er war auch torgefährlicher als so mancher Angreifer. Heißt auch, dass Yannick Stark und Julius Kade ihren Stammplatz im defensiven Mittelfeld verloren haben. Diese Stabilität ist gegen den FCK durchaus gefragt, ebenso ein variables Offensivspiel. Beckers Optimismus ist auch daran zu sehen, dass er nichts darauf gibt, dass die SGD das eigentliche Saisonziel Platz 15 längst verfehlt hat. Dann halt über den Umweg ist seine neue Devise: „Wir haben das große Ziel, in der kommenden Saison in der Zweiten Liga zu spielen. Da gibt es verschiedene Wege, jetzt geht es halt den über die Relegation. Auf den konzentrieren wir uns nun, werden alles dafür machen, werden intensiv trainieren, die beiden Punktspiele mit viel Leidenschaft angehen. Ich bin zuversichtlich."
Keine Zeit für Experimente
Zum dritten Mal nach 2011 und 2013 bestreitet Dynamo Dresden in dieser Saison die Relegationsspiele zwischen Zweiter und 3. Liga. In beiden Fällen hatten sich damals am Ende die Schwarz-Gelben jeweils gegen den VfL Osnabrück durchgesetzt, den Ex-Club ihres kaufmännischen Geschäftsführers Jürgen Wehlend. Einmal durften sie aufsteigen, beim zweiten Mal in der Liga verbleiben. Eine Änderung in der diesjährigen Relegation gibt es: Analog zum Europapokal gibt es nun auch in der Relegation keine Auswärtstorregel mehr. Bei Gleichstand nach Hin- und Rückspiel würde der Sieger an der Lennéstraße per Verlängerung beziehungsweise durch Elfmeterschießen ermittelt werden. Die Sieglos-Serie von 17 Spielen darf dabei keine Rolle mehr spielen. Denn mindestens ein Spiel werden sie gewinnen müssen.