Mit dem Eintritt in eine Kita ist eine Häufung von Infektionskrankheiten geradezu zwangsläufig verbunden. Das liegt am Immunsystem der Kleinen. Als noch nicht sonderlich leistungsfähig, muss es sich auf die diversen Erreger erst einstellen.
Nachdem es den Eltern gelungen ist, sich für ihren Nachwuchs einen möglichst wohnortnahen Kitaplatz zu sichern, können sie meist nur kurz durchatmen. Denn sobald die Kleinen diesen vermeintlich sicheren Hort betreten haben, lauern dort jede Menge Gefahren in Gestalt von Keimen oder Erregern. Was sich zunächst einmal bedrohlich anhören mag, aber sich dann tatsächlich in der Regel meist als gar nicht weiter schlimm herausstellen wird. Weil Infekte im Kindergartenalter einfach dazugehören. Im ersten Kita-Jahr können es durchaus schon mal zehn bis 15 Infekte sein, im zweiten Jahr reduziert sich die Zahl meist schon auf fünf bis zehn. Und je näher der Schuleintritt heranrückt, desto mehr läuft die Anfälligkeit für Kinderkrankheiten aus. Als enorm hilfreich haben sich die empfohlenen Schutzimpfungen erwiesen – eine allgemeine Impfpflicht ist hierzulande bekanntlich nicht angesagt, nur gegen Masern ist seit März 2020 für Kids vor Kita- oder Schulzulassung eine Impfung obligatorisch. Denn bei den Impfungen im Kindesalter haben sich die Quoten laut dem Bundesgesundheitsministerium in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich erhöht. Dennoch gibt es laut Bundesgesundheitsministerium immer noch gewisse Defizite beim Impfschutz von Kindern gegen Keuchhusten, Hepatitis B (eine Grundimmunisierung gegen Hepatitis B lässt sich bei Säuglingen und Kleinkindern durch den auch gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung und Haemophilus influenzae Typ b üblichen Sechsfach-Impfstoff erzielen) und den zweiten Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln.
„Das Immunsystem der Kinder ist beim Kindergarten-Einstieg noch unreif", so der frühere Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Dr. Wolfram Hartmann. „Je jünger das Kind, desto anfälliger ist es für Keime, die sich in einer Einrichtung mit vielen Kindern sammeln." Wobei Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Infektionen zu den häufigsten Krankheiten im Kita-Alltag gehören. Das Hamburger Gesundheitsressort hat eine ellenlange, 24 Malaisen führende Liste der „gängigen Infektionskrankheiten in der Kita" als Pdf ins Web gestellt. Darin sind aber auch beispielsweise Hepatitis A und E, das durch einen menschliches Herpes-Virus verursachte und in den meisten Fällen harmlos verlaufende Drei-Tage-Fieber sowie die sehr seltene Meningokokken-Erkrankung enthalten, die eine gravierende bakterielle Hirnhautentzündung auslösen kann. Wenn man unbedingt den Teufel an die Wand malen und die Eltern verunsichern möchte, könnte man genauso gut auch noch die durch Zeckenbisse ausgelöste Frühsommer-Meningoenzephalitis anführen, die ebenfalls bei Kindern schlimmstenfalls Hirnhautentzündungen zur Folge haben kann. Weitaus sinnvoller scheint die Beschränkung auf die häufigsten Kita-Infektionen, wobei wir Corona an dieser Stelle außen vor lassen möchten.
Erkältungen jeglicher Art gehören zum Kita-Alltag des Kindes einfach dazu
Atemwegs-Infektionen: Erkältungen jeglicher Art gehören zum Kita-Alltag einfach dazu. Wegen einer triefenden Nase oder einem leichten Husten muss kein Kind zu Hause bleiben. „Husten und Schnupfen haben Kinder ständig. Eine infektfreie Kita ist nicht realistisch", so der Stuttgarter Kinderarzt Dr. Florian Lang. Erst wenn zusätzlich Fiebersymptome bei einer Erkältung auftreten, muss das Kind zu Hause bleiben. Zumal wenn sich infolge einer schweren Erkältung auch noch eine Mittelohrentzündung einstellen sollte. Die häufig auch als unangenehme Begleiterscheinung des Keuchhustens aufzutreten pflegt, eine bakterielle Erkrankung, mit der bei Kita-Kids nicht zu spaßen sein sollte, weil die krampfartigen Hustenanfälle schlimmstenfalls zu einer akuten Atemnot führen können.
Magen-Darm-Infektionen: Diese können sowohl von Viren als auch von Bakterien ausgelöst werden, wobei Noroviren, Rotaviren, Salmonellen oder auch Campylobacter und Yersinien für Unwohlsein, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall verantwortlich sind. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, sollten die Kids möglichst viel trinken.
Infektionen mit Hautausschlag: Hier sind an erster Stelle die hochansteckenden Masern zu nennen, bei denen sich die durch Viren ausgelösten Beschwerden zunächst als Fieber oder Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum beziehungsweise der Augen-Bindehaut ankündigen und sich erst nach einigen Tagen der typische, sich über den ganzen Körper ausbreitende Hautausschlag zeigt. Bei Scharlach lösen Bakterien eine eitrige Halsentzündung aus, ein typisches Kennzeichen ist die Ausbildung der sogenannten Himbeerzunge, und es kommt zur Ausbreitung eines rötlichen, nicht juckenden Hautausschlags über den ganzen Körper, von dem nur die Handinnenflächen und Fußsohlen ausgespart bleiben. Wie der Name Windpocken schon vermuten lässt, kann diese Infektion, die sich durch Fieber und juckenden Hautausschlag manifestiert, schon durch ein laues, virenbelastete Speicheltröpfchen enthaltendes Lüftchen übertragen werden. Bei der Krätze, die im medizinischen Fachjargon als Skabies bezeichnet wird, handelt es um eine durch die Skabiesmilbe ausgelöste allergische und durch Brennen und Juckreiz gekennzeichnete Hautreaktion, bei der es zur Bildung von Bläschen, geröteten Knötchen oder Pusteln kommen kann. Die Bläschen-Ausbildung ist auch ein Merkmal der regelmäßig durch die Kitas schwappenden Hand-Fuß-Mund-Krankheit, wobei sich die von Fieber und grippeähnlichen Symptomen begleitete virale Infektion nicht nur in oft schmerzhaften Bläschen im Mund, sondern auch auf Hand- und Fußinnenflächen dokumentiert. Röteln, die durch Viren ausgelöst werden und sich als kleine hellrote Flecken auf der Haut bemerkbar machen, sind bei Kita-Kindern meist schon nach drei Tagen wieder verschwunden. Ringelröteln, die von einem anderen Virenstamm übertragen werden, sind da wegen des großflächigeren, fleckenförmigen Hautausschlags schon wesentlich auffälliger. Bei der Borkenflechte handelt es sich um eine von Bakterien verursachte hochansteckende, rotfarbene und von einer honiggelben Kruste überzogenen Eiterflechte.
Und noch ein Infektions-Triumvirat: Kopfläuse gehören zwar zu den ungefährlicheren Kinderkrankheiten, sie sind dafür aber doppelt so lästig. Bei ihnen handelt es sich um winzige blutsaugende Parasiten, die sich im kindlichen Haar so richtig wohlfühlen. Mithilfe spezieller Shampoos und intensivem Kämmen mit einem sogenannten Nissenkamm können die Plagegeister leicht unschädlich gemacht werden. Bei Bindehautentzündungen sollte möglichst umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um feststellen zu lassen, ob es sich dabei um eine allergische, virale oder bakterielle Infektion handelt. Mumps, umgangssprachlich auch als „Ziegenpeter" bekannt, ist eine durch Viren verursachte Entzündung mit Schwellung der Ohrspeicheldrüsen. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zur typischen Ausbildung der Hamsterbacken.