Bei Erwachsenen kann eine Magen-Darm-Infektion meist problemlos überwunden werden. Doch bei Babys und Kleinkindern kann es wegen des damit verbundenen Flüssigkeitsverlusts schon mal heikel werden und gegebenenfalls einen Arztbesuch erfordern.
Auch wenn Eltern bei ihren Kleinsten kaum etwas so sehr fürchten wie eine Magen-Darm-Infektion, kann die Krankheit doch meist durch reichliches Trinken verbunden mit einer gehörigen Portion an Trost und Ruhe relativ schnell wieder überwunden werden. Doch die auch als Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis bezeichnete Erkrankung, die durch Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit gekennzeichnet ist, hat mit der als Influenza bekannten echten Grippe nichts zu tun. Denn die meisten Magen-Darm-Infektionen, die sich beim Nachwuchs in der Regel als Brechdurchfall, gelegentlich verbunden mit Fieber, bemerkbar machen und bei denen die Magen- und Darmschleimhäute der Kids stark gereizt werden, sind ungefährlich und klingen nach einigen Tagen ab. Die häufigsten Magen-Darm-Infektionen der Kids werden durch Viren über eine sogenannte Schmierinfektion auf fäkal-oralem Weg ausgelöst, seltener können dafür aber auch Bakterien oder Parasiten verantwortlich sein. Da die größtenteils mit dem Stuhl ausgeschiedenen viralen Erreger hochinfektiös sind, können sich die Kleinen beispielsweise wegen mangelnder Handhygiene und dem üblichen Gestus des Fingers im Mund leicht bei erkrankten Spielgefährten oder auch bei Familienangehörigen anstecken.
Je jünger das Kind ist, desto größer ist das Austrocknungsrisiko, vor allem wenn neben Durchfall auch Erbrechen auftritt. Säuglinge unter sechs Monaten müssen dann sofort in ärztliche Behandlung übergeben werden, weil wegen der Dehydration Kreislaufgefahren drohen. Bei Babys bis zu einem Jahr sollte auf jeden Fall ein Mediziner aufgesucht werden, wenn der Durchfall länger als sechs Stunden anhält, sich typische Symptome einer körperlichen Austrocknung wie zunehmende Müdigkeit und nur noch eine minimale Urin-Ausscheidung zeigen oder wenn zusätzlich auch noch Fieber oder Erbrechen hinzukommen. Bei Kindern von ein bis drei Jahren können sich Eltern bis zu zwölf Stunden Beobachtungszeit lassen, um erst danach beim Nichteintreten einer gesundheitlichen Verbesserung den Arzt zu konsultieren. Bei schweren Verläufen des Infekts kann die Einweisung der Allerkleinsten in ein Krankenhaus nötig sein, wo der Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten durch Infusionen ausgeglichen werden kann. Gestillte Babys sind meist weniger anfällig für gravierendere Infektionen, weil in der Muttermilch schon Antikörper gegen die Erreger vorhanden sind.
Der Einsatz von marktgängigen Medikamenten ist bei Kindern mit Brechdurchfall wegen der Nebenwirkungen nur in den seltensten Fällen gerechtfertigt, etwaige Tabletten oder Zäpfchen sollten nur nach ärztlicher Absprache verabreicht werden. Anti-Brechmittel, sogenannte Antiemetika, sollten den Kleinsten grundsätzlich nicht verabreicht werden. Antibiotika sind wegen der Viren-Dominanz meist ohnehin sinnlos. Gegen ein fiebersenkendes Arzneimittel ist allerdings nichts einzuwenden. Die meisten viralen Magen-Darm-Infektionen sind auch bei den Kids sogenannte selbstlimitierende Erkrankungen, die keiner medikamentösen Therapie bedürfen. Das heißt, sie heilen von ganz alleine wieder ab. Gegen die häufigsten Erreger kindlichen Brechdurchfalls namens Rotaviren, die schätzungsweise für 40 Prozent der Erkrankungen verantwortlich sind, weitere 30 Prozent entfallen auf die Noroviren, gibt es eine vom Robert Koch-Institut (RKI) für Säuglinge empfohlene Schluckimpfung. Die erste Impfung sollte ab der vollendeten sechsten Lebenswoche und spätestens bis zum Alter von zwölf Wochen erfolgen. Die weiteren zwei bis drei Dosen sollte das Baby bis spätestens zu seiner 32. Lebenswoche erhalten.
Auf Anti-Brechmittel sollte grundsätzlich verzichtet werden
Üblicherweise ist eine Magen-Darm-Infektion bei Kindern nach wenigen Tagen überstanden, das Erbrechen meist schon nach wenigen Stunden, der Durchfall nach maximal sieben Tagen. In dieser Zeit ist es aber enorm wichtig, den hohen Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bei Stillkindern sollte die Mutter das Baby öfter und in kürzeren Zeitabständen anlegen. Flaschenkindern kann die Säuglingsnahrung weiterhin unverdünnt und in höheren Dosen verabreicht werden. Schon etwas älteren Kids sollte neben reichlich leicht gesüßtem Tee (Kamille oder Fenchel) oder verdünnten Saftschorlen am besten eine in Apotheken erhältliche Elektrolytlösung löffelweise zugeführt werden, die neben Glukose wichtige Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Chlorid oder Bicarbonat enthält. Während der akuten Erkrankungsphase werden die Kids in der Regel keinen Appetit haben. Die Eltern sollten sie keinesfalls zum Essen zwingen, es vielleicht mit einem bewährten Hausmittel, einem geriebenen Apfel, versuchen, dessen Inhaltsstoff Pektin Flüssigkeit binden kann. Auch zerdrückte Bananen sind zu empfehlen. Falls das Kind doch Hunger anmelden sollte, ist leicht verdauliche und fettarme Nahrung die beste Lösung. Gegen Bauchkrämpfe hat sich ein warmes Körnerkissen längst als Hilfsmittel bewährt. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr dürfen Kinder, die unter Brechdurchfall gelitten haben, Krippe oder Kita erst wieder besuchen, wenn sie mindestens 24 Stunden frei von jeglichen Symptomen sind. Wobei jeder ansteckende Magen-Darm-Infekt-Fall von den Eltern den Betreuungseinrichtungen gemeldet werden muss, damit diese schnellstmöglich verstärkte Hygienemaßnahmen einleiten können.
Das RKI hat einige interessante Anmerkungen zu den häufigsten Erregern von Magen-Darm-Infektionen bei Kindern veröffentlicht, wobei neben den beiden schon genannten Rota- und Noroviren Bakterien wie Campylobacter und Salmonellen für rund 20 Prozent der Fälle verantwortlich zeichnen.
Rotaviren: Laut RKI verläuft im Vergleich zu anderen Durchfall-Erkrankungen die durch Rotaviren verursachte Magen-Darm-Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern häufig schwer, wobei die meisten Fälle bis zum Alter von zwei Jahren auftreten und Säuglinge verhältnismäßig oft ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Die Beschwerden halten laut RKI meist zwei bis sechs Tage an und klingen dann von selbst aus.
Noroviren: Besonders Kinder unter fünf Jahren sind laut RKI von Magen-Darm-Infekten durch Noroviren betroffen. Die Beschwerden sind laut RKI nach ein bis zwei Tagen vollständig überwunden.
Adenoviren: Während diese Erregergruppe für eine Vielzahl von Erkrankungen ursächlich sein kann, ist sie bei Kindern vornehmlich an der Entstehung von Brechdurchfall beteiligt.
Campylobacter: Besonders Kleinkinder haben laut RKI ein großes Ansteckungsrisiko durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit diesen Bakterien belastet sind. Selbst nach Abklingen der Symptome können die Kids zwei bis vier Wochen infektiös bleiben.
Salmonellen: Auch bei einer durch Salmonellen ausgelösten Magen-Darm-Erkrankung handelt es sich um eine typische bakterielle Lebensmittel-Infektion. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es laut RKI zu längeren und schwereren Krankheitsverläufen kommen. Sobald der Brechdurchfall länger als zwei oder drei Tage anhält und zusätzlich Fieber auftritt, sollten die Eltern unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.