Der Audi TT Roadster ist in vielfacher Hinsicht ein bemerkenswertes Auto. Eines für Genießer, die hohe Qualität, viel Komfort und angenehme Zurückhaltung lieben. Wir haben den Flitzer mit Allradantrieb aus der Sicht des Beifahrers getestet.
Mit seinen 245 PS ist der knuffige Audi TT Roadster flott im Anzug und auch schnell auf der Autobahn unterwegs. Allerdings ist das gar nicht sein eigentliches Anliegen, denn der TT Roadster ist ein zurückhaltender Sportwagen, eher einer für Genießer. Er brummelt schon im Komfortmodus dezent vor sich hin und verstärkt diesen herrlichen, selten gewordenen Sound noch mehr, wenn man in den Dynamic-Modus wechselt.
Während wir über Landstraßen und kurvige Wege durch Felder und vorbei an Flüssen und Kanälen fahren, das Dach geöffnet, ist es eine Wonne, die Straßenlage des allradgetriebenen Sportwagens zu genießen. Die Kurven nimmt der Kleine, als würde er eine Punktwendung vollführen. Nie bricht er aus, nie hat man das Gefühl, dass der Wagen nicht ganz genau weiß, wohin er fahren soll. Wer genau das jedoch liebt, kann auch sämtliche Sicherheitssysteme ausschalten und vermutlich so erreichen, dass der TT Roadster durch Kurven schlittert, wenn der Fahrer das will. Wir haben darauf verzichtet, denn wir lieben mit diesem Auto das Flanieren durch gelb blühende Rapsfelder, den Duft blühender Sträucher und den herrlichen Ausblick auf die Natur, die uns umgibt.
Ein Traum für die Sinne
Dabei fahren wir die meiste Zeit offen. Möchte man das Verdeck öffnen oder schließen, betätigt man einfach einen Schalter, der dies für einen innerhalb weniger Sekunden erledigt. Auch bei langsamer Fahrt kann das Verdeck bewegt werden. Es ist faszinierend, was für ein Unterschied es ist, wenn man das Verdeck schließt. Plötzlich ist es viel weniger hell, der Eindruck von Weite und Licht verschwindet. Der perfekte Zeitpunkt, um sich dem Innenraum etwas intensiver zu widmen. Etwa den Sitzen, die perfekten Seitenhalt bieten. Sie sind straff, aber nicht zu hart abgestimmt. Sie sind vom echten Sportwagen-Feeling kurz über dem Asphalt auch auf ein Niveau anhebbar, das auch weniger gelenkige Menschen gut ein- und aussteigen lässt. Langbeinige freuen sich über die Möglichkeit, die Oberschenkelauflage separat anzuheben.
Die Verarbeitung des gesamten Innenraums hat eine hohe Qualität. Dieses Auto ist schlicht ein Traum für die Sinne. Damit auch die leiblichen Gelüste nicht zu kurz kommen, bietet der Innenraum unter der Mittelarmlehne zwei Cupholder. Die Bedienung der Elemente im aufgeräumten Armaturenbrett ist weitgehend intuitiv. Was sich nicht von selbst erschließt, ist mit einem Blick ins Bedienhandbuch schnell entdeckt. Eine Option, die bei offenen Fahrten mit dem TT eine wahre Wonne ist, sollte man bei geschlossenem Verdeck tunlichst sein lassen. Dabei handelt es sich um die Kopfheizung. Das ist eine Öffnung zwischen Sitz und Kopfstütze, die warme Luft ausströmt und den Kopf angenehm wärmt, wenn das Verdeck offen ist. Diese Wärme nehme ich bewusst gar nicht wahr. Erst als sie nicht mehr da ist, fällt mir auf, wie schön es ist, diese Heizung zu haben.
Allerdings habe ich die Kopfheizung auch bei geschlossenem Verdeck aus Versehen einmal aktiviert und nicht wieder abgeschaltet bekommen, denn das Bedienhandbuch war außer Reichweite. Das führte zu Grillnacken, den ich eindeutig vorm Holzkohlegrill vorziehe, statt ihn am eigenen Nacken im Auto zu erleben.
Nackengrill nur offen benutzen
Audi hat einen glanzvollen Spagat zwischen Digitalisierung, Anwenderfreundlichkeit und klassischen Bedienelementen geschafft. Auch unser Testwagen hat ein digitales Display, allerdings beschränkt es sich auf die Anzeige in der Armaturentafel. Die Bedienelemente in der Mittelkonsole sind knapp, klassisch und übersichtlich gehalten. Alles was Fahrer und Beifahrer praktisch „blind" bedienen können sollten, ist groß, sodass ein Griff ohne Hinzusehen die richtige Stelle trifft. Alles was überflüssig sein könnte, fehlt. Das ergibt einen wunderschönen Anblick.
Im Gegensatz zum Trend in vielen Autos, die alles digitalisieren, hat Audi hier einen nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional schönen Mittelweg gefunden. Wie oft höre ich von Menschen, die hochmoderne Displays mit Touchscreens nicht mehr bedienen können, weil ihre Haut zu trocken ist, sie während der Fahrt nicht auf das Display gucken mögen oder die ganz einfach eine unruhige Hand haben, die alles Mögliche trifft, nur nicht das, was sie treffen will. All das hat der TT nicht. Er bietet ein klares, großes Display für den Fahrer mit allen notwendigen Informationen und gleichzeitig die Option, auch während der Fahrt ohne hinzusehen, Schalter zu bedienen. Ein großes Auswahlrad, das der Bedienung des Menüs im Armaturendisplay dient, hat ein Touchpad auf seiner Oberseite. Hier kann man Buchstaben mit dem Finger schreiben, um die Eingabe für das Navi zu erleichtern. Eine wunderbare Idee.
Der Audi TT Roadster ist eines der wenigen Cabrios, die ich bisher kenne, die wir problemlos auch offen auf der Autobahn fahren können. Eine Unterhaltung ist gut möglich, denn die Windgeräusche halten sich in einem geringen Rahmen – und das sogar im windgewohnten Norddeutschland. Je nachdem, wie man es liebt, können auch die Fenster oder das rückwärtige Windschott unten bleiben. Beides ist möglich, ohne den Fahrspaß zu vermindern, auch bei 14 Grad Celsius, die zur Zeit des Tests herrschen. Möglich machen das die Sitzheizung, die schnell wirkt und der bereits erwähnte „Nackengrill".
Alltagstauglicher Sportwagen
Die Motorhaube des TT ist kurz und knuddelig rund. Nach unten rundet ein Spoiler mit Lufteinlässen die Front ab. Der große Kühlergrill, der in unserem Fall aus Rauten besteht, vermittelt einen kraftvoll eleganten Eindruck. Auch das Heck ist kurz und rund. Die Rückleuchten bestehen aus zwei jeweils übereinanderliegenden fast rechten Winkeln. Der Kofferraum bietet erstaunlich viel Raum für ein Cabrio, denn dort, wo beim TT Coupé ein Notsitz ist, nutzt der Roadster den Platz für Gepäck. So sollte eine lange Sporttasche, vielleicht sogar ein Golfbag, in den hinteren Teil des Kofferraums hineinpassen, und davor könnten immer noch zwei Boardcases Platz finden.
Wer zum Wintersport fahren will, kann gegen Aufpreis auch einen Skisack zum Durchladen ordern. Eine Kiste Mineralwasser haben wir gar nicht erst versucht unterzubringen, aber das muss ja auch nicht sein. Wer den TT Roadster als einziges Auto fahren möchte, der sollte Mineralwasser dann eben alleine einkaufen und auf dem Beifahrersitz transportieren. Natürlich müsste man diesen dann mit einem Tuch abdecken, damit das schöne Leder des Sitzes nicht zerkratzt.
Der Audi TT Roadster ist ein Cabrio, das ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit aufweist. Er ist ein Sportwagen, der nicht protzt, sondern ein dezentes Understatement betreibt. Diejenigen, die ihn fahren, wissen ganz genau, was sie an ihm haben und freuen sich immer wieder aufs Neue an ihm – auch, wenn sie vermeintliche „Sportler" mit links an der Ampel stehen lassen könnten. Dies darf jedoch auf keinen Fall als Ansporn für Rennen verstanden sein, denn das ist nicht nur gefährlich, sondern auch wider die Natur des Kleinen, der die Zurückhaltung liebt. Wäre der Audi nicht ein Ingolstädter, somit ein Südländer, könnte er auch gut ein mondäner Hanseat sein.