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WAS MACHT EIGENTLICH...

Live war sie deutlich seltener zu sehen als im TV. Hier performt sie 1985 in „Peter’s Pop Show“ ihren Hit „Running Up That Hill“
Foto: imago images / United Archives

… Kate Bush?

Sie ist der Inbegriff der unnahbaren Künstlerin. Die britische Sängerin hat mit ganz eigenem Kopf und ihrer Musik viele andere Künstlerinnen beeinflusst. Alle ihre Alben kamen in die Top Ten in Großbritannien. Mittlerweile hat sie sich zum großen Teil aus dem Rampenlicht zurückgezogen.

David Gilmour, Sänger und Gitarrist der legendären ­Progrock-Band Pink Floyd, sorgt für ordentliche Demo-Aufnahmen der seinerzeit 16-jährigen Kate Bush – und ihre Weltkarriere startet ziemlich direkt durch. Geboren wird sie am 30. Juli 1958 in Bexleyheath im Südosten Londons. Ihre Mutter betreibt nebenbei traditionellen Irischen Tanz, ihr Vater ist Amateur-Pianist. Sie hat zwei ältere Brüder, den Fotografen John und Multiinstrumentalist Paddy, der auch auf fast jedem ihrer späteren Alben zu hören ist. Sie bringt sich mit elf Jahren selbst das Pianospielen bei, später lernt sie noch Keyboard und Geige und schreibt erste Songs.

Ihr Debüt „The Kick Inside" erscheint am 17. Februar 1978 und schafft es auf Platz drei der UK-Charts. Ihre Mischung aus Art Pop, Progrock und sphärischen Folkmelodien schlägt ein wie eine Bombe. Ihre Debüt-Single, der Geniestreich „Wuthering Heights", belegt sogar Platz eins, was noch keine britische Frau mit einem selbst geschriebenen Song schaffte. Das Album ist auch der erste Millionenseller einer Künstlerin, auf der ausschließlich von ihr verfasste Stücke sind. Bereits im November erscheint der Nachfolger „Lionheart". Das Album schafft Platz sechs, wirft mit „Wow" aber lediglich eine Top-20-Single ab. Sie selbst sagt später: „Wenn man bedenkt, wie schnell wir das Album gemacht haben, ist es ziemlich gut, aber ich bin nicht wirklich glücklich damit." Sie beschließt als Antwort auf den Druck ihrer Plattenfirma, ihre Alben selbst zu produzieren, und gründet 1978 ihre eigene Managementfirma und einen Verlag.

Bereits das Debüt wird ein Erfolg

Mittlerweile hat sich die Sängerin, Pianistin und Songwriterin weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen
Mittlerweile hat sich die Sängerin, Pianistin und Songwriterin weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen - Foto: picture alliance / dpa | EMI

Im September 1980 veröffentlicht sie „Never for Ever". Es ist das erste Album einer britischen Solokünstlerin, das den Spitzenplatz belegt, und das erste Album einer Solokünstlerin überhaupt, das von Null auf Eins in Großbritannien geht. Es enthält drei Top-Ten-Singles, darunter „Babooshka", ihr erster Hit auch in Deutschland. Mit „The Dreaming" liefert Kate Bush etwa zwei Jahre später durch den Einsatz von neuartigen Instrumenten und Overkill-Produktion ein höchst extravagantes Werk ab, mit fünf wenig erfolgreichen Singles, darunter das ebenso abgedrehte wie genialische „Suspended in Gaffa". Dafür wird das 1985 erscheinende „Hounds of Love" umso erfolgreicher, verkauft mehr als 1,5 Millionen Einheiten und wirft die MTV-Hits „Running Up That Hill (A Deal with God)" und „Cloudbusting" ab.

Die folgenden Outputs „The Sensual World" (1989) und „The Red Shoes" (1993) belegen ebenfalls Spitzenplätze, werfen aber keine Hits mehr ab. 1993 inszeniert sie den etwa 44-minütigen Kurzfilm „The Line, the Cross & the Curve", in dem die zweimal für den Oscar nominierte Schauspielerin Miranda Richardson die Hauptrolle spielt. Dabei handelt es sich im Grunde um ein verlängertes Video ihres Albums „The Red Shoes". Der Film wird für den Emmy nominiert. Danach zieht sie sich größtenteils aus dem Rampenlicht zurück. Musikalische Lebenszeichen sendet sie 2005 mit „Aerial" und 2011 mit „50 Words for Snow", ihrem bislang letzten Studioalbum. 2016 folgt ihr erst zweites Livealbum, „Before The Dawn". Es ist ein Mitschnitt eines ihrer 22 Konzerte von 2014 – ihre ersten Live-Veranstaltungen seit 35 Jahren. Diese Termine waren übrigens innerhalb von 15 Minuten ausverkauft.

Letzte Meldung im Dezember

Ihr zu Ehren wird „The Most Wuthering Heights Day Ever" ins Leben gerufen, bei dem sich Menschen jährlich am 17. Juli wie im Video von „Wuthering Heights" verkleiden und die dabei aufgeführte Choreografie nachtanzen. Mit ihren exzentrischen Songs über Waschmaschinen oder Schneeflocken und ihre aufsehenerregenden Choreografien, die sie in den von ihr selbst inszenierten Videos zeigt, beeinflusst sie zahllose Künstler. Dementsprechend ist sie derzeit im Gespräch über den Einzug in die Rock’n’Roll Hall of Fame. Ihre Lust an der Innovation wird dadurch bestätigt, dass sie sich als erste Künstlerin ein Headset bauen ließ, mit dem sie gleichzeitig singen und tanzen kann.

Die sphärische Fee mit dem eigenen Kopf sieht sich mit Spekulationen konfrontiert, sie habe Scheu vor Menschen, da sie sich zwischen ihren immer spärlicher veröffentlichten Alben immer rarer macht. Doch der „Welt" sagt sie, es gebe ja nicht nur Arbeit im Leben. Und da sie sich ausgiebig um die Erziehung ihres Sohnes Bertie kümmern wollte, sei das Musizieren eben zweitrangig geworden. „Bertie" heißt eigentlich Albert, kommt 1998 zur Welt und ist der gemeinsame Spross mit ihrem Gitarristen und Ehemann Danny McIntosh, mit dem sie in der Nähe von London wohnt. So richtig viel anderes ist über ihr Privatleben auch nicht bekannt, außer dass sie Vegetarierin und Katholikin ist. Ein Lebenszeichen sendet sie 2018, als sie ihr Gesamtwerk einer Generalüberholung unterzieht – das Remastering erledigt sie natürlich selbst.

In ihrem Weihnachtsgruß 2021 bringt sie eine Art politische Botschaft unter. Bezogen auf die Arbeit der Mitarbeiter in Krankenberufen während Corona schreibt sie auf ihrer Webseite: „Diese fürsorglichen Menschen zeigen so außergewöhnliche Taten der Güte gegenüber anderen. Hoffen wir, dass sie die Gehaltserhöhungen bekommen, die sie zu Recht verdient haben."

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