Für Frank Hördler wird ein Traum wahr: In der kommenden Saison wird der Eisbären-Kapitän mit Sohn Eric zusammen auflaufen. Dafür verlängerte die Clubikone nochmals den Vertrag.
Frank Hördler weiß genau, wie sich sein Filius jetzt fühlt. Wenn man als junger Eishockeyspieler gemeinsam mit dem Vater, den man auch als Sportler verehrt, auf dem Eis steht. Als er als Jugendlicher beim ERC Selb seine ersten Profierfahrungen in der Oberliga sammelte, durfte Hördler zusammen mit seinem Vater Jochen auflaufen. Der ehemalige DDR-Nationalspieler war zu jener Zeit in Selb eine Ikone – und Sohn Frank ist es heute in Berlin. Frank Hördler kann also gut nachvollziehen, was in seinem Sohn Eric vorgeht. „Ich weiß noch, wie das war", erinnert sich der Rekordspieler der Eisbären Berlin: „Für einen Vater und ich glaube auch für einen Sohn ist das etwas Besonderes."
In der kommenden Saison werden die eishockeyverrückten Hördlers wieder eine Vater-Sohn-Kombo stellen, diesmal sogar in der höchsten Spielklasse. Die Eisbären, frisch gekürter Meister in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), statteten den 17-Jährigen Eric mit einem bis 2025 laufenden Profivertrag aus. Da auch Papa Frank seinen auslaufenden Vertrag trotz des fortgeschrittenen Alters von 37 Jahren nochmals um ein Jahr verlängerte, wird der Traum vom Hördler-Duo beim DEL-Rekordchampion wahr. Der Senior gibt zu, dass diese Vorstellung der größte Reizpunkt für eine Fortsetzung der Karriere gewesen sei. „Es ist eine riesige Motivation für mich, richtig hart an mir zu arbeiten, damit das klappt", sagte Hördler dem „Tagesspiegel": „Es ist ein Grund, noch mal mehr zu machen."
Denn eigentlich hat der Ex-Nationalspieler mit den Eisbären alles erreicht. Der Meistertitel in der abgelaufenen Saison war bereits der neunte für den Verteidiger, kein anderer DEL-Profi kommt auf mehr. Er hat damit alle Titel der Eisbären von 2005 bis 2022 mitgemacht und meist auch mitbestimmt – das ist im deutschen Eishockey einzigartig. Er ist ohne Zweifel der „Ur-Eisbär", andere Spieler aus der goldenen 1985er-Generation wie André Rankel, Florian Busch oder Jens Baxmann haben ihre Schlittschuhe an den Nagel gehängt oder spielen längst woanders. Hördler aber blieb ein Eisbär – und das nicht als Gnadenbrot vom Verein. Wie wertvoll der zuverlässige und führungsstarke Abwehrspieler ist, bewies er auch in den diesjährigen Play-offs und vor allem in der hart umkämpften Finalserie gegen Red Bull München. Auf dem Eis ging Hördler voran, in der Kabine fand er den richtigen Ton.
Dass er deswegen am Ende von den Experten zum wertvollsten Spieler der Play-offs gewählt wurde, machte ihn zwar stolz. Doch eigentlich müsse er die Trophäe mit all seinen Mitspielern teilen, meinte er: „Wir haben so viele geile Jungs, die brutale Leistungen gebracht haben und diese Auszeichnung genauso verdient hätten." Es ist auch dieser Teamgeist, der zu keiner Zeit geschauspielt wirkt, der Hördler innerhalb der Mannschaft und des gesamten Clubs so beliebt macht. „Der Typ ist eine Legende", sagte Trainer Serge Aubin voller Hochachtung – und mit einem für ihn persönlich sehr wichtigen Zusatz: „Eine Legende, die noch spielt."
In Aubins Planungen spielt Hördler weiter eine zentrale Rolle, die nun eine Facette mehr beinhaltet. Denn natürlich soll er sich auch um die Integration seines Sohnes verstärkt kümmern. Das mache er mit Vergnügen, betonte der stolze Vater – denn: Gemeinsam mit dem Sohn in einer Pflichtpartie Eishockey spielen zu dürfen, „wäre natürlich das Highlight in meiner Karriere". Das sagt wohlgemerkt ein neunmaliger DEL-Meister und Silbermedaillen-Gewinner von Olympia 2018.
Auch bei Eric Hördler ist die Vorfreude riesig. Für ihn sei es „das Größte auf der Welt", mit dem berühmten und so erfolgreichen Vater auch in einem Spiel aufzulaufen. Sein Nachname allein hat ihm die Tür zu den Eisbären aber nicht geöffnet, vielmehr waren es seine guten Leistungen in der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) für die Eisbären, die die Clubführung überzeugten. Anders als sein Vater agiert Eric als Angreifer, die Konkurrenz ist hier bei den Berlinern riesig. Deshalb erhält Hördler junior – genauso wie Maximilian Heim – auch eine Förderlizenz, um in der kommenden Saison auch weiter für die Eisbären Juniors oder den Kooperationspartner Lausitzer Füchse in der 2. Liga Spielpraxis sammeln zu können.
Druck auch ohne ständige Vergleiche
„Ich möchte den nächsten Schritt in meiner Laufbahn nehmen", sagte der Nachwuchsstürmer. Er hat bislang nur im Nachwuchsteam der Eisbären gespielt, durfte im Training aber öfters mal bei den Profis reinschnuppern. Daher weiß der 1,88 Meter große Linksschütze auch ganz genau, dass der Traum von einer Karriere, wie sie sein Vater hingelegt hat, noch in weiter Ferne liegt. „Es liegt noch viel Arbeit vor mir", sagte der Youngster. Ihm wird jedoch Bodenständigkeit und Fleiß attestiert, deshalb setzen die Clubbosse große Hoffnungen in ihn. „Eric ist ein Talent für die Zukunft und bekommt von uns die Zeit, die er für seine Entwicklung benötigt", sagte Sportdirektor Stéphane Richer: „Wir hoffen natürlich, dass er einen ähnlichen Weg bei uns einschlägt wie sein Vater."
Frank Hördler hört so etwas nicht so gerne, denn der Druck kommt in diesem Geschäft auch ohne die ständigen Vergleiche. Er sei schon jetzt „unglaublich stolz" auf seinen Sohn: „Er hat sich den Vertrag ganz allein durch Fleiß erarbeitet." Die Gespräche über Eishockey werden demnächst im Hause der Hördlers am Ostrand Berlins zunehmen, zumal auch der 13-jährige Sohn Jonas großes Talent beweist und nach Höherem strebt. Mit seinem Jüngsten auch nochmal auflaufen zu dürfen, schließt Hördler aber nahezu aus. „Ob ich mit 42 noch bei den Eisbären spielen darf, bezweifle ich", sagte er grinsend.
Die Antwort der Clubverantwortlichen darauf würde wohl lauten: Wenn Hördler seine Leistungen bis dahin konservieren kann, auf jeden Fall. „Frank ist immer noch einer unserer besten Verteidiger", bestätigte Sportdirektor Richer, „und er kann selbst entscheiden, ob er noch eine Saison dranhängt." Hördler ist nicht nur wegen seiner Klasse auf dem Eis und seiner Führungsstärke in der Kabine aktuell unverzichtbar. Auch als unumstrittene Identifikationsfigur braucht ihn der Verein. „Er ist das Gesicht der Eisbären, er ist eine Legende", meinte Richer.
Nur aus Folklore würde Hördler aber keine Unterschrift unter einen Vertrag setzen, dafür ist er viel zu ehrgeizig: „Ich will ja auch gut sein." Er tat dies, weil er weiterhin der Meinung ist, der Mannschaft helfen zu können. „Ich fühle mich wohl, ich bin fit, Spaß habe ich auch noch", sagte er. In seiner 21. Saison als Profi peilt Hördler den zehnten Meistertitel und die magische Zahl von 1.000 DEL-Spielen an. Aktuell steht er bei 951 Partien, dieses Ziel ist also bei weitestgehender Verletzungsfreiheit machbar. Diese Marke sei zwar „schön", aber sein Entschluss für eine weitere Saison hat damit weniger zu tun. „Das liegt nicht primär an den 1.000 Spielen, sondern eher daran, dass die Chance besteht, dass ich mit meinem ältesten Sohn Eric zusammenspielen kann", verriet Hördler: „Das ist mir wichtiger."