Viele der in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten liegen auf den Schlachtfeldern begraben, wo sie im Einsatz waren. Dieses traurige Schicksal teilen auch Hunderte Köllertaler. Nun sollen QR-Codes an die Kriegstoten und ihre Ruhestätte erinnern.
Über 1.700 Köllertaler Soldaten, oft junge Männer, verlieren im Zweiten Weltkrieg auf den Schlachtfeldern ihr Leben. Viele haben gerade erst die Schulbank verlassen, stehen am Anfang ihres beruflichen Lebens, sind frisch verliebt oder haben gerade erst geheiratet. Nicht alle Gefallenen werden in ihrer Heimat bestattet. Viele ruhen in fremder Erde. Doch wo?
Eine quälende Frage für die Angehörigen, auch fast 80 Jahre nach Kriegsende! Noch immer fragen sich Kinder und Enkelkinder der gefallenen Soldaten, wo die sterblichen Überreste ihres Vaters oder ihres Opas ruhen. Viele besitzen nur noch verblasste Schwarz-Weiß-Bilder, auf denen sie einen jungen Mann neben ihrer Mutter oder ihrer Oma sehen, und fragen sich: Wo ist er gestorben? Und was hätte er noch erleben wollen, wenn er nicht in den Krieg hätte ziehen müssen oder sich gar aus tiefer Überzeugung freiwillig gemeldet hatte?
Drei Saar-Kommunen sind Vorreiter
Antworten soll nun eine Grablagenliste geben, die der Landesverband Saar des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) für die drei Köllertalkommunen erarbeitet hat. Möglich wird dies über QR-Codes, mit deren Hilfe Interessierte die Namen der Gefallenen, ihren Geburtsort, ihr Todesdatum und den Namen der Ruhestätte herausfinden können.
Riegelsberg, Heusweiler und Püttlingen sind damit Vorreiter für das Projekt, in dem in allen saarländischen Kommunen an Namenstafeln oder Mahnmalen auf Friedhöfen oder in Kirchen QR-Codes angebracht werden sollen, mit dem man auf die Grablagenlisten gelangt.
„Aus dieser tabellarischen Übersicht, die pro Kommune alphabetisch nach Ortsteilen sortiert ist, kann man herauslesen, wo auf der ganzen Welt die Kriegstoten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg ihre letzte Ruhestätte gefunden haben", erklärt VDK-Landeschef Werner Hillen. „Für die Vermissten haben wir alternativ den Ort angegeben, wo diese nach unserer Kenntnis gefallen sind."
Die Erinnerung an die gefallenen deutschen Soldaten soll dabei keineswegs zu einer Verklärung der Geschichte führen. „Wir wissen, dass durch den Nationalsozialismus mit seinem Rassenwahn unfassbare Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs begangen wurden", stellt Werner Hillen klar. „Die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft verdienen jedoch, nicht vergessen zu werden. Der Tod eines jeden Menschen im Krieg ist eine Mahnung zum Frieden. Auch die Toten, die Schuld auf sich geladen haben, besitzen das Anrecht auf ein Grab. Im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge arbeiten wir für Versöhnung und Verständigung und engagieren uns für ein vereintes Europa. Aus diesem Grund haben wir auch bewusst auf Angaben zum militärischen Werdegang oder Truppenteil verzichtet. Das Erinnern und Gedenken ist uns wichtig."
„Wir wollen motivieren, sich mit Familienhistorie zu beschäftigen"
So ist zum Beispiel mittlerweile von 1.146 Gefallenen aus dem Köllertal bekannt, wo ihre Gebeine ruhen. Sie liegen in fremder Erde, wurden zum Teil im Osten in Riga-Beberbeki, Sewastopol, Tschernjachowsk, Jemantscha, Zagreb, Kaliningrad, Sankt Petersburg, Kiew, Odessa, Rossoschka, Veszprém oder im Westen in Dagneux, Niederbronn-les-Bains, Mont d’Huisnes, oder Berneuil bestattet. Fortlaufende Nachforschungen werden sicherlich weitere Informationen über die Begräbnisstätte der Gefallenen zutage fördern.
Die Zusammenstellung der Ruhestätten macht zweierlei deutlich: Die Kriegsherren schicken ihre Untertanen in aller Herren Länder, ohne Rücksicht auf Verluste. Kriege verursachen weltweit unendliches Leid, sie opfern erbarmungslos blühendes Leben auf Schlachtfeldern rund um den ganzen Globus. Auch Köllertaler Soldaten waren weltweit im Einsatz und verloren auf grausame Weise ihr Leben – fern ihrer Lieben und ihrer Heimat. Das Modellprojekt zielt darauf ab, das Schicksal der Kriegstoten in den Heimatorten öffentlich zugänglich und die Dimension insbesondere des Zweiten Weltkrieges menschlich wie auch räumlich deutlich zu machen. Mit dem Projekt verbunden ist die Hoffnung, dass diese Informationen gerade jüngere Familien ohne direkten persönlichen Bezug zum Zweiten Weltkrieg dazu motivieren, sich mit der Familien- und der Lokalhistorie zu befassen.
Die passenden Standorte für die QR-Codes werden zurzeit in den drei Köllertalkommunen gesucht. In der Gemeinde Riegelsberg wurde der Gemeinderat bereits fündig. Am Eingang zur Kriegsgräberstätte am Waldfriedhof steht nun eine Stelle mit dem QR-Code. Eingesehen werden können diese Listen bereits jetzt auf der Homepage des Volksbundes, Landesverband Saar, im Köllertaler Jahrbuch 2021/22 und hier im FORUM. Weitere Kommunen sollen dem Beispiel der drei im Köllertal gelegenen Kommunen folgen.