Das sind mal schöne Namen! Guobjorg Hlin Guomundsdottir, Halldor Ragnarsson, Kjartan Bragi Bjarnason, Örn Ingi Agustsson, Sindri Mar Sigfusson und Soley Stefansdottir. Dieses halbe Dutzend Isländerinnen und Isländer schließt mit „In Another Life" eine Lücke, die seit 2010 – als das letzte Werk von Seabear erschien – klaffte. Solo-Tätigkeiten, zahlreiche andere künstlerische Projekte, nicht nur die Musik betreffend, nebst normalen Jobs und Familie hielt die sechs Freunde gut und kreativ beschäftigt. Doch wie wunderbar geriet nun diese ersehnte Fortsetzung von „We Built A Fire".
Häufig entsteht im isländischen Folk-Sektor ja Schrulliges und Filigranes. Seabear aber schöpfen aus dem Vollen, wagen erneut emphatische Wucht und Produktionsfinesse. Opulenz und Intimität sind hier keine Kontraste, sie bedingen und befruchten sich jederzeit gegenseitig. Allein das Instrumentarium macht staunen: Neben den Basics aus Bass, Schlagzeug, elektrischen und akustischen Saiten kommen auch Geigen und eine Viola, Glockenspiel, Mandoline und Ukulele, Percussion und Synthesizer, Naturgeräusche und eine dieses fabelhafte Liedgut besonders magisch bereichernde Pedal Steel Guitar zum Einsatz. „In Another Life" zählt zu jenen Alben, die es einem durch ihren berückenden Flow geradezu verleiten, einzelne Tracks hervorzuheben. Bemerkenswert ist schon die Cover-Optik: Zwar zeigen sich alle Beteiligten kunstvoll inszeniert, doch auf irgendeine Weise verstecken oder verfremden sie sich alle. Jedes einzelne Ego scheint sich hinter dem gemeinsamen Projekt Seabear hintanzustellen und letztlich doch vollends darin aufzugehen. So entsteht weit mehr als die Summe seiner Teile, nämlich ein bezauberndes Stück Folk-Pop, zu dem einem keinerlei Vergleiche einfallen wollen. Warum auch? Regelmäßig schälen sich feine instrumentelle Kabinettstückchen heraus, durchweg erstrahlt reichhaltige Melodik, sich verdichtend, dann wieder tief durchatmend. Und, klar, eine tiefe isländische Melancholie ist naturgemäß omnipräsent …