Francis Fukuyama dürfte sich mehr als einmal gefragt haben, wie es denn nun wirklich ist mit dem „Ende der Geschichte". Anlässe dazu gab und gibt es ebenso reichlich wie Kritik an seinen Thesen. So einfach tut uns Geschichte nun mal nicht den Gefallen, sich einfach zu beenden. Weder im großen, noch im kleineren Maßstab.
Bevor es jetzt zu abgehoben geschichtsphilosophisch wird, ein kurzer Ausflug in den Anfang vom Ende der Geschichte von G8 im Saarland.
Eigentlich hatte die CDU zum Jahresbeginn das Ende des jahrelangen Streits besiegelt. Die letzte Bastion zur Verteidigung des einst als Modernisierungsprojekt schlechthin gepriesenen G8 war gefallen. Was die eifrig rackernde Elterninitiative nicht geschafft, das beständige Ceterum Censeo anderer Parteien und Verbände nicht vermocht und der Koalitionspartner SPD lange nicht durchsetzen konnte, war durch die Vorreiter des schnellen Abiturs selbst besiegelt worden. Verwundertes Aufatmen bei vielen. Von wegen Wahlkämpfe seien zu nichts nütze. Und um die Geschichte dann schnell zu Ende zu bringen, kündigte die jetzt alleinregierende SPD flugs an: Wer demnächst am Gymnasium anfängt, soll am Ende bei G9 landen. Ende der Geschichte.
Von wegen. Opposition, parlamentarisch wie außerparlamentarisch, Lehrerverbände, Eltern, Gewerkschaften und Schülervertretungen waren dann doch überrascht, dass die Regierung so schnell Ernst machen will. Wo doch im Bildungsbereich alles intensiv und mit jedem beraten, erwogen, geplant und am Ende noch von externer Expertise gestützt werden will.
Natürlich zieht eine solche Reform beträchtliche Veränderungen nach sich, inhaltliche, organisatorische, räumliche, personelle und wohl noch eine Reihe weiterer Fragen. Ja, es gibt Verunsicherungen und für manche „völlig unnötigen Veränderungsstress". Aber gäbe es keine Verunsicherung, wenn der Zeitpunkt der Umsetzung offen bliebe?
Aber deshalb jetzt alles „im Schweinsgalopp", „überstürzt", „planlos", als „Schnellschuss" und in einem „Kommunikationschaos" durchziehen? Oder doch lieber später oder stufenweise? Bei derart harschen Worten aus dem vielfältigen Kreis bildungspolitischer Akteure kommt schon so eine leise Ahnung auf, dass das so lange geforderte G9 schleichend zum neuen Schreckgespenst mutieren könnte.