Während der Mangel an Pflegefachkräften immer akuter wird, steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen stetig an. Dabei gibt es einige Lösungsansätze.
Die Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln fällt ernüchternd aus. Basierend auf Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland sollen nach Angaben des IW zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte in der stationären Versorgung fehlen.
Schaut man sich den gesamten Pflegebereich an, fällt der Notstand noch wesentlich gravierender auf: Bis zum Jahr 2035 werden insgesamt 500.000 Stellen für Pflegefachkräfte unbesetzt bleiben. Dafür steigt die Zahl der pflegebedürften Menschen stetig weiter und belief sich bereits Ende 2019 auf rund 4,13 Millionen Menschen. Damit hat sich die Zahl derjenigen, die sich nur noch eingeschränkt selbst versorgen können, gegenüber der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Die Zunahme von Pflegebedürftigkeit spiegelt sich dabei vor allem in einer kontinuierlich steigenden gesamtgesellschaftlichen Pflegequote. Im Jahr 2001 lag sie noch bei 2,5 Prozent. Nun befindet sie sich bereits bei fünf Prozent.
4,13 Millionen Pflegebedürftige
Was kann man also tun, um dem gravierenden Mangel an Pflegekräften entgegenzuwirken oder ihn gar zu beheben? Genau dieser Frage widmet sich Beatrice Zeiger, Geschäftsführerin der Arbeitskammer des Saarlandes und spricht über eine erst kürzlich durchgeführte Studie mit rund 13.000 Befragten. Dabei zeigt sich der Personalschlüssel als das größte Manko. „Das heißt, viele Befragte sagen sehr deutlich, dass sie in den Beruf zurückkehren oder ihre Teilzeit aufstocken würden, wenn der Personalschlüssel hochgesetzt werden würde und damit auch mehr Pfleger auf der Station oder in den Heimen tätig wären", weiß Zeiger. Dabei sei die Wiedergewinnung von ehemaligen Pflegerinnen und Pflegern ein wichtiger Baustein. „Das Potenzial der derzeitigen Teilzeitkräfte oder Berufsaussteiger liegt dabei rein rechnerisch bei 300.000, in einem optimistischen Szenario sogar bei 660.000 Kräften." Worauf es bei diesem Beruf tatsächlich ankommt, erzählen die Vorstandsvorsitzende des Vereins „proud to care" Chantal Ostermann sowie Vorstand Katrin Eschenweck. Die beiden absolvieren eine mehrwöchige Ausbildung zum Pflegehelfer und tauchen dabei ganz tief in den Pflegealltag ein. Am Ende sind sich Ostermann und Eschenweck einig: „Es war eine bereichernde und inspirierende Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen kann! Denn das ist Pflege – eine wahre Herzensaufgabe." Wie unsere Nachbarn mit dem demografischen Wandel umgehen und die ambulante Pflege damit auch ein Stück weit revolutionieren, berichtet Altenpfleger Mark Adolph. Vor vier Jahren kam er mit dem niederländischen Pilotprojekt „Buurtzorg" in Kontakt. Für ihn liegen die Vorteile auf der Hand: „Im Buurtzorg-System bin ich beim Patienten, da will ich auch bleiben. Und dann bekomme ich auch von ihm die Wertschätzung, die ich brauche, um den Beruf so auszuüben, wie ich mir das vorstelle."