Am Stolper Berg im brandenburgischen Kleinmachnow entsteht ein SenVital Senioren- und Pflegezentrum mit 105 Plätzen.
Vor kurzem wurde dort Richtfest gefeiert.
Es ist ein sonniger Nachmittag im Mai bei 27 Grad Celsius. Im offenen Rohbau an der Fahrenheitstraße in Kleinmachnow herrscht emsige Betriebsamkeit. Tische werden gedeckt, Teller übereinander gestapelt, Gläser aneinandergereiht, Grill und Bufett aufgebaut. Vor dem vierstöckigen Gebäude steht ein Pulk von Männern und wartet. Viele sind in Latz- oder Cargohose gekleidet, einige unterhalten sich untereinander. Für sie, die Bauarbeiter, ist heute ein besonderer Tag. Richtfest am Stolper Berg.
Auch für Victor’s Group ist dieser Tag nicht wie jeder andere. Denn aus dem Rohbau soll noch im November dieses Jahres ein neues SenVital Senioren- und Pflegezentrum werden, das die Unternehmensgruppe betreibt. Mit einer Nutzfläche von 6.500 Quadratmetern sind dort 105 neue Pflegeplätze im Werden: 85 Einzelzimmer für die stationäre Pflege sowie 20 Plätze für Tagesgäste. „Die SenVital Zentren haben alle Hotelcharakter", sagt Isabella Müller-Jakobs, Mitglied der Geschäftsleitung der Victor’s Group. Und so auch das neue am Stolper Berg. Man spreche daher auch nicht von Bewohnern, sondern von Gästen, erläutert sie. Diese erwartet eine individuelle Pflege, die an ihren Ressourcen ansetzt. Vorgesehen ist dabei eine Kooperation mit Therapeuten. Es gibt multidisziplinäre Fallbesprechungen und regelmäßige Pflegevisiten. Einige medizinische Dienstleistungen wie etwa Physiotherapie, Logopädie und ein Zahnarzt sollen direkt im Haus angeboten werden. Ein vielfältiges Eventprogramm soll für Abwechslung in der neuen Residenz sorgen. Generell stelle man sich ein „offenes Haus" vor, das in die Gemeinde integriert sei.
Hotelcharakter macht aus Bewohnern Gäste
Generalunternehmer des rund 4.300 Quadratmeter großen Grundstückes ist die Kondor Wessels Wohnen Berlin GmbH, und die Berliner Firma Scheven Consult ist für die Projektsteuerung ver-antwortlich. Bauherr ist mit Hemsö ein schwedischer Spezialist für Sozialimmobilien. Rund 21 Millionen Euro investiert das skandinavische Unternehmen in das neue Senioren- und Pflegeheim am Stolper Berg. „Das ist viel Geld für eine solche Einrichtung", sagt Jens Nagel, Geschäftsführer von Hemsö Deutschland. Aber die Zimmer hätten „keinen normalen Standard". Sie seien erheblich größer als üblich, und alle hätten Balkon oder einen Zugang zur Terrasse. Tatsächlich sind die Einzelzimmer zwischen 20 bis 32 Quadratmeter groß; vier Premium-Zimmer haben eine Wohnfläche von 39 bis 53 Quadratmeter. Zieht ein Paar gemeinsam ein, kann es Räume mit Verbindungstüren mieten, außerdem gibt es mehrere rollstuhlgerechte Zimmer. Die in den Räumen eingebauten Badezimmer werden modulbauartig komplett fertig geliefert. „Das ist ein sehr interessantes Objekt mit einer ausgesprochen hohen Wohnqualität", äußert sich der Zimmermann und Polier Ralf Möser anerkennend über das Bauprojekt.
Am Haus selbst soll es eine Grünanlage mit Bänken und Hochbeeten geben. Die Dächer werden begrünt, und an der Fassade sollen Nistkästen für Vögel montiert werden. „Der Innenhof liegt mittags im Schatten", sagt Diplom-Ingenieur Christian Rogalla, Generalplaner bei Scheven Consult. Gebaut werde „so ökologisch wie möglich". Das Gebäude habe einen Energiebedarf von nur 55 Prozent eines Standardgebäudes. Zur Reduzierung der Transportwege würden regionale Baustoffe und lokale Baufirmen in Anspruch genommen. „Bei der Wahl der Baumaterialien haben wir Zement und Styropor auf ein Minimum reduziert, das Hauptmaterial ist Kalksandstein", erläutert Christian Rogalla weiter. Eine großflächige Verglasung soll für eine natürliche Beleuchtung und für solare Gewinne in den kalten Jahreszeiten sorgen. Geheizt werden soll mit einer Pelletheizung. Eine zusätzliche Gasheizung soll die Spitzenlast in besonders kalten Tagen abdecken. Die Fassade wird mit Mineralwolle gedämmt.
Gelegen ist das neue Pflegezentrum vor den südlichen Toren Berlins. Der Bau steht knapp drei Kilometer entfernt vom ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden. Dementsprechend ist der Wannsee nicht weit entfernt, und zum Machnower See ist es nur noch ein Katzensprung. Direkt vor der Haustür befindet sich der Stolper Berg. Mit seinen 18 Metern Höhe erinnert er eher an einen Hügel als an einen Berg. Ursprünglich eine Mülldeponie, wurde er durch jahrelange Rekultivierung der Gemeinde Kleinmachnow umgestaltet. Mittlerweile ist er ein Naherholungsgebiet, das zu Spaziergängen und leichteren Wanderungen einlädt. „Vor drei Jahren haben wir das erste Mal über dieses Grundstück gesprochen", sagt Hemsö-Geschäftsführer Jens Nagel in seiner Rede. Damals ahnte noch niemand von den Unwägbarkeiten, die Corona und der Krieg in der Ukraine mit sich bringen würden. Doch umso glücklicher sei er, so Nagel, „dass wir hier im Zeitfenster liegen". Christian Rogalla sagt, dass innerhalb von sechs Monaten der Rohbau fertiggestellt werden konnte. Schwierigkeiten trotz der außergewöhnlichen Zeiten habe es keine gegeben. Aktuell seien auch alle Materialien verfügbar. Eine kleine Überraschung erlebten die Planer allerdings vor Baubeginn: Auf dem Grundstück wurden Steine der ehemaligen Rüstungsfabrik Dreilinden Maschinenbau gefunden. Die GmbH war eine Tochterfirma von Bosch im Zweiten Weltkrieg. Aufgrund dieses Fundes brauchten die Projektplaner zunächst eine archäologische Baubegleitung, bevor gebaut werden konnte.
Archäologischer Fund vor Baubeginn
Alles in allem zufrieden zeigt sich auch Diplom-Ingenieur Burkhard Scheven, Geschäftsführer von Scheven Consult: „Wir haben sehr schnell die Bedürfnisse von Kleinmachnow auf den Punkt gebracht, und die Abstimmung hat gut geklappt." Vielleicht liegt das auch daran, dass Victor’s Group schon länger in der Gemeinde bekannt ist. Die Unternehmensgruppe betreibt mit dem SenVital Senioren- und Pflegezentrum am Rathausmarkt seit einigen Jahren bereits eine andere Einrichtung in Kleinmachnow. „Wir kennen SenVital seit acht Jahren", sagt Michael Grubert, Bürgermeister von Kleinmachnow. Mit dem künftigen Betreiber gebe es eine „ausgesprochen gute" Zusammenarbeit, so Michael Grubert. Der Bedarf für eine weitere Einrichtung in Kleinmachnow sei da, sagt er und erinnert daran, dass die Gemeinde in der Nachbarschaft auch ein Quartier mit rund 120 Wohnungen baut. Es soll 2024 fertiggestellt sein.
Zunächst aber muss die Pflegeeinrichtung fertig werden. „Ein Richtfest ist ein bedeutender Meilenstein in der Entstehung eines neues Zuhauses, der Bau nimmt Gestalt an und strebt seiner Vollendung zu", sagt Isabella Müller-Jakobs in ihrer Rede. Sie dankt allen „fleißigen Leuten vom Bau". Denn: Was die Arbeiter dort täglich leisten, verbände sich für „viele Menschen in Kleinmachnow mit Freude und guten Hoffnungen". Dann wird der mit blauen und gelben Bändern geschmückte Richtkranz hochgezogen. Isabella Müller-Jakobs, der Bürgermeister und der Bauherr nehmen den Hammer in die Hand und schlagen die obligatorischen drei Nägel in das Holzgebälk. Schließlich verliest der Zimmermann Ralf Möser den Segensspruch und stößt mit den dreien an. Dem Brauch entsprechend wirft er sein Glas zu Boden. Es zerspringt in unzählige Scherben. Und die bringen bekanntlich Glück.