Allein der erste Teil gehörte zu den erfolgreichsten Kinofilmen 2019. Nun feierte „Immenhof 2 – Das große Versprechen" seine Premiere in Saarlouis. In der Fortsetzung entführt die sturköpfige Lou das Rennpferd Cagliostro, um es vor einem Erpresser zu schützen.
Pferde, die wild und ungezähmt die Dünen hinabgaloppieren und mit wehender Mähne am Strand weißen Sand aufwirbeln. Pferde, die fröhlich aus ihren Stalltüren rausschauen, die Ohren spitzen und einen „Guten Tag" nicken. Pferde, die leinwandfüllend die Nüstern aufblähen und wiehern. Pferde, die ihre weichen Nüstern liebevoll an die Wangen von hübschen Mädchen schmiegen. Ein Pony mit Hut, das Notizzettel vom Tisch anknabbert. Und ganz viele Ponys, die mit ihren kleinen Beinchen und hängenden Bäuchelchen flink um eine Hecke trippeln und fröhlich wiehern.
Die Liste mit Pferden, die mit ihren großen Augen, ihren wehenden Mähnen und ihren kraftvollen Körpern zu flotter Musik die Leinwand füllen, ließe sich noch lange fortsetzen. Denn gerade die Pferde sind es, die den Kinofilm „Immenhof 2 – Das große Versprechen" für kleine und größere Mädchen so interessant machen. Dazu eine herzzerreißende Story um die tierliebende und sturköpfige Lou (Leia Holtwick), die dem steinreichen Gutsbesitzer Mallinckroth (Heiner Lauterbach) die Stirn bietet und Rennpferd Cagliostro zum Schutz vor einem Erpresser (Benjamin Kelm) entführt und mit ihrem neuem Freund Cal (Max Befort) sogar vor dem Selbstmord durch Sturz von den Klippen rettet. Mit Unterstützung ihrer Schwester Emmie (Ella Päffgen), ihrer Cousine Josy (Caro Cult) und zwei weiteren quirligen Mädchen bringt Lou sogar noch den Erpresser zur Strecke und blickt in den Armen von Cal dem Glück und der eventuellen Fortsetzung in Teil 3 entgegen.
Die „Erwachsenen-Brille" ablegen
Als Erwachsener mag man sich über die etwas dürftige Story wundern und die Dialoge nicht ganz so inhaltsvoll empfinden. Auch die schauspielerische Leistung vieler Nachwuchsstars ist sicherlich steigerungsfähig und mancher Witz nur erzwungen lustig.
Doch legt man die „Erwachsenen-Brille" ab und taucht mit den Augen von elfjährigen Mädchen, die den Großteil der Immenhof-Fan-Gemeinde stellen, in das 100-minütige Pferde-Abenteuer auf Gut Immenhof ein, dann fällt das Urteil ganz anders aus.
Wie die kleinen Kinogänger den Film finden und wofür sie sich interessieren, konnte man vergangenen Samstag bei der Saarland-Premiere in der Capital-Movie World Saarlouis erfahren. Sie kicherten häufig und fanden vor allem die Witze von Großstadtcousine Josy mit ihrer schnodderigen Art zum Schreien („Mallinckroth sind nicht nur die Haare, auch der Verstand ausgefallen"). Sie klatschten ausgiebig nach der Filmvorführung und bombardierten die Nachwuchsschauspieler mit einem nicht enden wollenden Reigen an Fragen.
Habt ihr Double beim Reiten? Wie lange und wo habt ihr gedreht? Ist Cagliostro das gleiche Pferd wie Ostwind? Welche Szenen haben Euch am besten gefallen? Seid ihr aus dem Saarland?
Dass Leia Holtwick und Max Befort ihre Reiterszenen alle selbst gedreht haben, überraschte dabei viele. Leia ist mit Pferden groß geworden, sie reitet seit Kindertagen, Max musste ein halbes Jahr Reitunterricht nehmen. Stunts gab es nur bei den Pferden, denn nicht jedes Pferd kann alle Drehbuchvorgaben erfüllen. So gibt es Nebendarstellerpferde, die von lokalen Pferdehöfen kommen, und top-schaupieltrainierte Hauptdarsteller-Pferde, die zu allen Drehorten mitreisen und auch in anderen Filmen, wie zum Beispiel „Ostwind" oder „Bibi und Tina" mitspielen. Dass Cagliostro und Ostwind ein und dasselbe Pferd ist, konnte Produzent Frank Meiling jedoch verneinen. Die schönsten Drehmomente waren für alle Schauspieler eindeutig Szenen mit und auf den Pferden. „Am Strand entlangzugaloppieren ist mega. Schwierig war es, Szenen zu drehen, in denen wir reden und die Pferde wichtiger Bestandteil der Szene sind. Die Tiertrainer riefen in unsere Dialoge rein, was die Pferde jetzt machen sollten. Das hat uns etwas irritiert. Alle Szenen mussten wir deshalb auch nachsychronisieren", erzählte Max Befort.
„Ich habe meine Bewerbungs-Szene zu Hause aufgenommen"
Von der ganzen Schauspieltruppe kamen nur zwei aus dem Saarland. Jill Weller und Benjamin Kelm. Die 35-jährige Saarbrückerin absolvierte nach dem Abitur zuerst in Freiburg und dann in Los Angeles ihre Schauspielausbildung. Auf der Berlinale 2019 lernte sie den Produzenten Frank Meiling kennen, 2020 die Regisseurin Sharon von Wietersheim. „Noch in der gleichen Nacht kam eine SMS von Sharon. Sie fragte mich, ob ich bei ‚Immenhof 2‘ mitspielen möchte, sie hätte gerade extra eine Rolle für mich umgeschrieben. Ich habe sofort zugesagt, denn Kino habe ich bisher noch nie gemacht." Bei den Dreharbeiten auf dem saarländischen Peterhof, der abgesichert war wie Fort Knox, traf sie dann zur großen Überraschung ihre Tante Vera, die die Hunde von Sharon von Wietersheim Gassi führt. Ein Wahnsinnszufall.
Benjamin Kelm stieß über das klassische Casting zu „Immenhof 2", wobei so klassisch war das Casting nicht. Normalerweise bewerben sich Schauspieler für offene Rollen, indem sie vor dem Regisseur vorsprechen. Doch wegen der Corona-Pandemie konnte der 34-jährige Güdinger nicht live vorspielen. „Ich habe meine Bewerbungsszene zu Hause mit einem Video aufgenommen, ein Freund stand dabei hinter der Kamera als Stichwortgeber. Das war schon skurril. Hierbei kam mir meine Erfahrung von meinem letzten Ausbildungsjahr an einer Schauspielschule in New York zugute, dort hatten wir wegen der Pandemie auch nur noch in Online-Verfahren Unterricht." Ihr Heimspiel haben die beiden sehr genossen. „Am Set ging es sehr familiär zu. Heiner Lauterbach ist wahnsinnig professionell und witzig, wir waren wie eine große Familie."
Gedreht wurde über zwei Monate in Niedersachsen, Bayern, Belgien, Andalusien und im Saarland auf dem Peterhof bei Perl-Borg. Letzteres war auch der Anlass, dass die Saarland Medien GmbH die Fünf-Millionen-Euro-Produktion mit 12.000 Euro förderte und die Schauspieltruppe zur Saarland-Premiere nach Saarlouis einlud. Der Hof der Familie Kohl in Perl-Borg hatte das Rennen um den Drehort gegen 100 Reitanlagen im In- und Ausland gewonnen. „Das bescherte uns die erste große Kinoproduktion seit vielen Jahren im Saarland", freuten sich Ruth Meyer, Geschäftsführerin der Saarland-Medien GmbH und ihr Mitarbeiter Steffen Conrad. „Immenhof 1 – Das Abenteuer eines Sommers" war der zweiterfolgreichste Kinderfilm und der vierterfolgreichste Kinofilm in Deutschland im Jahr 2019. Wenn Teil zwei ähnlich gute Erfolge einspielt, steht einer Fortsetzung nichts im Wege und damit einem weiteren Wiedersehen mit Lou, Emmy, Cal und Gutsherrn Mallinckroth auf Gut Peterhof.