Ohne Musik wäre das Leben trist. Ohne Nachrichten wären wir uninformiert. Wie gut, dass es das Radio gibt. Dies dachte sich auch Schriftstellerin Eva Wagendorfer. In ihrem Roman „Die Radio-Schwestern. Klänge einer neuen Zeit" schreibt sie mit spitzer Feder über die Kulturlandschaft des Rundfunks in seinen Anfangsjahren: Die Satire spielt im Jahr 1927 in Frankfurt am Main.
Protagonistinnen des Romans sind die drei Künstlerinnen Gesa, Inge und Margot. Alle drei sind begeistert von der neuen Institution Radio, da sie auch Frauen eine Chance bietet, künstlerisch tätig zu sein und damit Geld zu verdienen. Die Freundinnen schließen einen Pakt: „Wir werden alle berühmt. Und das ganz ohne Männer!"
Doch der Emanzipationsschwur weicht bald der Wirklichkeit: Die Hörspielsprecherin Gesa springt fast von einem Hochhaus, Inge lässt sich mit einem Kriminellen ein, um Sängerin zu werden, und die Musikerin Margot, Mutter eines unehelichen Sohnes, findet sich plötzlich als Cellistin in einem von Männern dominierten Rundfunkorchester wieder, in dem sie unerwünscht ist. Doch die Rettung naht. Der Haken: Es sind immer Männer, die ihnen helfen. Und plötzlich gerät der Emanzipationsgedanke ins Wanken. Denn was ist so falsch an der großen Liebe …?
„Da ich sehr gerne alte Kriminalhörspiele der BBC höre, fasziniert mich das Thema Rundfunk schon eine ganze Weile", erklärt die Autorin im Nachwort. Dies gelte besonders für den Wandel im Laufe der Zeit. „Obwohl Personen und Plot des Romans fiktiv sind, war es mir wichtig, die Handlung auch in der Wirklichkeit zu verankern und den damaligen Zeitgeist möglichst authentisch einzufangen", betont sie. Daher fließen viele historische Fakten und Vorbilder der Autorin in das Geschehen mit ein: Die Südwestdeutsche Rundfunkdienst AG wurde Ende 1923 gegründet, mit Hans Flesch als erstem Intendanten. Am 1. April 1924 startete der Sendebetrieb. Bereits im Oktober gab es das allererste Hörspiel, im Juni 1925 die erste Live-Sportübertragung. Ein gelungener Roman.