Mike Frantz ist zurück bei seinem Herzensverein. Als gestandener Bundesligaspieler kehrt das einstige Talent zurück zum 1. FC Saarbrücken. Seinen Hunger hat er in den Jahren als Profi nie verloren. Seine Erfahrung will er weitergeben.
Er ist zu Hause – dort, wo er schon so lange sein wollte. Es sind keine Floskeln, die Mike Frantz benutzt. Seine Körpersprache und sein Auftreten unterstreichen seine Aussagen. Auf dem Trainingsplatz kommunikativ und mit voller Leidenschaft, daneben mit der Gelassenheit eines Spielers, der fast alles im Profifußball erlebt hat. Aber selbst einen gestandenen Profi lässt so eine Rückkehr nicht kalt: „Der erste Tag war schon krass. Gefühlt hat sich hier kaum was verändert, gerade hier beim Sportfeld. Ich fand aber immer, dass es gut so ist, wie es ist. Generell das Gefühl zu Hause zu sein und zu wissen, ich muss nicht wieder woandershin und kann hier im Leistungssport noch mal angreifen, das ist für mich natürlich etwas Besonderes. Es gab auch noch keinen Moment, in dem ich es bereut habe, sondern im Gegenteil. Tagtäglich mit den Jungs zu arbeiten, fühlt sich genau wie die richtige Entscheidung an."
„Größte Veränderung ist sicherlich das Stadion"
Über zwei große Veränderungen ist der 35-Jährige jedoch glücklich: „Die größte Veränderung ist sicherlich das Stadion. Das war aber auch nötig. Ich finde es super, dass es an dem gleichen Ort bleiben konnte. Ich habe in vielen Stadien spielen dürfen und da wurde einfach ein moderner Betonklotz in die Pampa gebaut, das ist zum Glück hier nicht so. Und in Saarbrücken wird wieder Profifußball gespielt." Seit seiner Rückkehr gab es keinen Moment, in dem er an der Richtigkeit der Entscheidung zweifelte: „Bereut habe ich es nicht, für mich war es nach meiner Freiburg-Zeit klar, dass ich wieder nach Hause kommen will. Aber Fußball ist immer extrem abhängig von Zeitpunkten, auch in einem Spiel geht es um gewisse Momente, die passen müssen. Ich wäre gern vor zwei Jahren schon gekommen, aber ich bin jetzt fitter und besser als ich vor zwei Jahren war. Auch wenn ich jetzt zwei Jahre älter bin."
Frantz verließ das Saarland als junger Mann, als Talent – und kehrt zurück als gestandener Bundesligaspieler. Wäre es alleine nach ihm gegangen, hätte er den Verein niemals verlassen: „Ich bin mit extremem Heimweh gegangen, es hat aber auch seine Zeit gedauert, bis ich mich damit abfinden konnte. Hätte ich diese Entscheidung alleine getroffen, wäre ich wahrscheinlich hier geblieben. So konnte ich aber meinen Traum vom Profifußball leben. In einer wunderschönen Stadt bei einem tollen Verein. Und ich glaube, es war so vorherbestimmt. Hätte mich vor acht Wochen jemand gefragt, ob ich wieder in Saarbrücken spiele, wäre das ‚Ja‘ nicht so klar ausgefallen. Vier Wochen später war es dann schon klar. Ich habe bei tollen Vereinen gespielt, das Größte für mich war aber, zurückzukommen und jetzt wieder hier zu sein."
Bedanken können sich die Fans bei sich selbst und bei der Ehefrau von Mike Frantz: „Ich habe meiner Frau eigentlich versprochen, dass wir lange in Urlaub fahren. Und als ich dann mit ihr darüber gesprochen habe, dass es eine Möglichkeit gibt, wieder in Saarbrücken zu spielen, sagte sie zu mir, dass ich mal das Funkeln in meinen Augen sehen sollte. Sie hätte dieses Funkeln seit Jahren nicht mehr gesehen. Dabei habe ich nur von einem unverbindlichen Gespräch erzählt. Ihr war es aber direkt klar, dass ich es machen werde. Hätte meine Frau Nein gesagt, dann hätte ich es nicht gemacht. Sie musste in den vergangenen Jahren so viel zurückstecken. Anscheinend war das Funkeln in meinen Augen so deutlich, dass es für sie direkt klar war, dass wir das machen", erzählt der Allrounder und fügt hinzu: „Der größte Punkt waren aber mit Sicherheit die Fans. Hätten die gesagt, brauchen wir nicht mehr, hätte ich es nicht gemacht."
Nicht ganz unbeteiligt war auch Trainer Uwe Koschinat: „Vor allem die Gespräche mit ihm waren ausschlaggebend. Da ging es darum, sich kennenzulernen, Chancen und Risiken der beiden Parteien zu besprechen. Und dann war recht schnell klar: Im Normalfall sollte das funktionieren." Auch zu den eher kritischen Stimmen gegenüber Koschinat aus dem Umfeld hat Frantz eine klare Meinung: „Als Trainer musst du dich um eine große Gruppe kümmern. Und jeder, der mal Verantwortung für eine kleine Gruppe getragen hat, weiß, wie schwer das ist. Ich finde Uwe Koschinat ist ein Typ. Ich finde es bemerkenswert, wie selbstkritisch er ist. Dass er keiner ist, der sagt: Ich weiß alles, ich kann alles. Sondern, dass er Fehler zugibt. Das findet man im Profifußball nicht so oft. Der Kerl hat auch was erreicht mit Fortuna Köln und Sandhausen, das darf man nicht vergessen."
Die vergangene Saison rechnet der Routinier Koschinat extrem hoch an: „Ich weiß, dass die Derbys gegen den FCK den Fans richtig wehtun. Grundsätzlich glaube ich aber, dass er sehr viel aus dieser Mannschaft herausgeholt hat. Genauso viele Punkte wie Lukas Kwasniok. Wenn man da einen Strich drunter macht, war das Handicap von Koschinat deutlich größer. Wenn dein Topstürmer dir im letzten Drittel der Saison ausfällt, wenn du sechs Punkte verlierst wegen Türkgücü München, dann muss man sagen, dass Uwe Koschinat hier sehr gute Arbeit geleistet hat. In den Tagen, in denen ich ihn erlebt habe, machte er einen sehr guten und klaren Eindruck. Seine klare Haltung, seine Art sich auch inspirieren zu lassen, das imponiert mir." Neben dem Cheftrainer hat Frantz auch für andere lobende Worte übrig: „Das was ich bewerten kann, ist, dass wir einen sehr guten Athletik-Trainer mit Christoph Fuhr haben. Seinen Mitarbeiter Max Smith eingeschlossen."
„Die Gespräche waren ausschlaggebend"
Frantz lässt keine Zweifel daran, auf was die Fans sich in diesem Jahr von seiner Person einstellen können: „Jedes Training werde ich marschieren, jedes Spiel werde ich marschieren. Das habe ich dem Trainer gesagt. Er wollte das mit mir machen, ich wollte das mit ihm machen. Und in der Zeit, in der ich jetzt hier bin, bin ich froh, dass wir es gemacht haben. Das passt." Innerhalb der Mannschaft will er vor allem seine Erfahrungen weitergeben, die er in seiner langen Profikarriere sammeln konnte: „Als Mitspieler hast du einen anderen Einfluss auf die Spieler als beispielsweise ein Trainer, der dann doch eine gewisse Distanz haben muss. Jetzt habe ich in der Bundesliga auf allen Positionen gespielt, die es gibt. Da konnte ich unter maximalem Stress lernen, auf was es auf diesen Positionen ankommt. Und da war Kommunikation das A und O. Wenn du gegen die Besten spielst, dann ist da richtig Lautstärke auf dem Platz. Wenn ich hierherkommen würde und den Jungs irgendetwas von oben herab erzählen würde, dann würden die mich doch gar nicht akzeptieren. Das ist auch nicht meine Art, auf dem Platz sind wir alle gleich. Und da arbeiten wir alle zusammen für ein Ziel."
Frantz will als Ruhepol agieren, der in schwierigen Phasen die Richtung vorgibt: „Wenn du einmal einen Rückschlag hattest, gehst du anders damit um, als wenn es der hundertste war. Das gibt einem auch eine gewisse Entspanntheit. Ich musste mir jedes Jahr auf diesem Niveau hart erarbeiten. Das ist so eine Sache, die dich glaubwürdig macht. Auch vor den gestandenen Spielern, mit denen ich auch rede. Das Wichtigste ist für mich dabei, authentisch zu bleiben. Ich sehe mich da eher in der Pflicht, den Jungs Dinge weiterzugeben, die ihnen auf dem Platz weiterhelfen."
In den blau-schwarzen Herzen der Fans dürfte dieser Transfer einen Rausch ausgelöst haben. Noch mehr freuen wird die Fangemeinde, dass die Augen des Rückkehrers funkelten, als es um den 1. FC Saarbrücken ging – und dadurch die Ehefrau überzeugt wurde.