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WAS MACHT EIGENTLICH...

Emerson Fittipaldi im Jahr 1980. Rund 17 Jahre später beendete der Rennfahrer seine Karriere
Foto: Picture-Alliance / Photoshot

… Emerson Fittipaldi?

Der Brasilianer wurde zweimal Formel-1-Welt­meister, holte 1989 diesen Titel auch in der Indy-Car-Serie. Er war Teamchef eines eigenen Rennstalls. Heute ist der 75-Jährige einer der größten Orangenproduzenten Brasiliens und vertreibt auch Zigarren.

Als in der Vorsaison der Formel 1 Lewis Hamilton und Max Verstappen vor dem letzten Rennen punktgleich auf Platz eins lagen, kamen bei Emerson Fittipaldi Erinnerungen an das Jahr 1974 auf: Sein Schweizer Rivale Clay Regazzoni und er machten damals beim Großen Preis der USA im letzten Rennen bei gleichem Punktestand den WM-Titel unter sich aus. Fittipaldi reichte dann sein vierter Platz, weil Regazzoni nur Elfter wurde. „Einer der besten Tage meines Lebens", bekennt der Brasilianer in der Rückschau. Schon 1972 war er mit 26 Jahren im Lotus überraschend Formel-1-Weltmeister geworden und 1973 hinter Jackie Stewart auf Platz zwei gelandet. Mit einem weiteren Vizeweltmeistertitel 1975 endete die ganz große Zeit des Brasilianers, weil nun Niki Lauda im Ferrari mehrere Jahre die Szene dominierte. Auch die Zeit im Cockpit des eigenen Fittipaldi-Copersucar brachten ab 1976 keine wirklich befriedigenden Ergebnisse mehr, sodass sich „Emmo" 1980 als 33-Jähriger aus der Formel 1 verabschiedete.

Rennsport als Familientradition

Der 75-jährige Emerson Fittipaldi ist heute einer der größten Orangenproduzenten Brasiliens und vertreibt Zigarren
Der 75-jährige Emerson Fittipaldi ist heute einer der größten Orangenproduzenten Brasiliens und vertreibt Zigarren - Foto: picture alliance / dpa / CTK | Vit Simanek

Trotz mehrerer Rücktritte blieb Fittipaldi dem Automobilsport weiter treu: So wurde er 1989 Meister der Indy-Car-Serie und gewann als einziger Formel-1-Pilot zweimal das 500 Kilometer-Rennen von Indianapolis. Daneben war er Team-Manager eines eigenen Rennstalls und der brasilianischen A1GP-Serie. Seine letzten Rennen bestritt Fittipaldi dann 2005 bei den Grand-Prix-Masters, 2008 bei der brasilianischen GT3-Meisterschaft und schließlich 2014 in einem Ferrari beim Sechs-Stunden-Rennen von São Paulo: „Racing liegt in meinem Blut, ist das, was ich bin und immer sein will", sagte er 2017 dem Magazin „Curbs".

Fittipaldi ist noch heute häufig Gast bei Formel-1-Rennen und verfolgt genau die technischen Entwicklungen der Autos und die Sicherheitsbemühungen. Er fordert auch bessere Chancen für die kleinen Teams: „Für mich ist es eine Meisterschaft der Fahrer und nicht der Autos", kritisiert er im Magazin „Spox". Fittipaldi fördert heute die nächsten Fahrergenerationen der Familie: Sein jüngster Sohn Emerson Jr. (14) ist ein erfolgreicher Gokart-Pilot und landete 2021 bei der dänischen Formel 4 auf Platz drei der Gesamtwertung: „Wenn er es eines Tages in die Formel 1 schafft, wäre ich froh, wenn es ein gutes Sicherheitssystem gibt", wünscht sich der stolze Vater. In die automobile Königsklasse geschafft hat es bereits sein Enkel Pietro (26), der schon zweimal als Ersatzfahrer bei Haas im Formel-1-Cockpit saß. Und dessen Bruder Enzo (20) kam bereits in der Formel 2 zum Einsatz.

Rennsportbegeisterung gehört bei den Fittipaldis zur Familientradition. Schon Emersons und Wilsons Eltern waren aktive Motorsportler und ließen ihre beiden Söhne im Kindesalter an Rad- und Seifenkistenrennen teilnehmen. Weil ihrer Mutter das Motorradfahren zu gefährlich erschien, „bastelten" die Fittipaldi-­Brüder bereits als Teenager an eigenen Autos und verkauften ihre Gokarts mit Erfolg: „Damit verdienten wir uns das Geld, um uns den richtigen Rennsport leisten zu können", erinnert sich Emerson heute. Er hatte schon vor seinem Einstieg in die Formel 1 zu Hause und in England als Mechaniker gearbeitet und sogar ein spezielles Lenkrad für den Wagen seines Vaters konstruiert. Mit seinem Bruder Wilson gründete er zudem eine Firma, die neben Gokarts auch Lenkräder, VW-Tuningteile, Sturzhelme und Rennbrillen vertreibt. Das blieb nicht die einzige Geschäftsidee: Emerson Fittipaldi besitzt in Brasilien große Orangenplantagen und ist heute einer der wichtigsten Produzenten der Frucht in seinem Heimatland. Der siebenfache Vater, der seit 2012 mit der Ökonomin Rossanna Fanucchi verheiratet ist, hat noch ein geschäftliches Standbein: Er produziert edle Zigarren. Einige andere Investments, wie seine Beteiligung an einer Ethanol-Raffinerie oder Engagements bei Motorsportevents, waren aber weniger erfolgreich, sodass der Bolsonaro-Unterstützer finanziell schon mehrfach in arge Bedrängnis geraten ist.

Siebenfacher Vater

Emerson Fittipaldi beklagte kürzlich die wachsende Anzahl der Rennen in der Formel 1: „Ich weiß nicht, wie die Fahrer 22 Grands Prix überstehen. Das ist einfach zu viel. Und nächstes Jahr sind es 23. Das ist verrückt", betonte er Ende 2021 bei „Motorsport Total". Das wachsende Interesse junger Amerikaner und die Bemühungen um ein drittes Rennen in den USA werden seiner Meinung nach den Terminkalender weiter aufblähen: „Ich denke, man will die Formel 1 in Amerika der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen." In der laufenden Saison sieht der Ex-Weltmeister besonders Vorjahressieger Max Verstappen in der Favoritenrolle, sieht aber auch dessen Red-Bull-Teamkollegen Sergio Pérez in Lauerstellung: „Er hat viel vom Team und von Max gelernt und fährt viel stärker als in der Saison 2021", würdigt Fittipaldi das große Potenzial des Mexikaners. Auch seinem ehemaligen Arbeitgeber traut er in Zukunft noch einiges zu: „McLaren wird das nächste große Team sein", prognostiziert er im Vorjahr beim Sportwetten-Portal „Wettbasis".

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