Das Languedoc liegt in der südfranzösischen Region Occitanie, einem Gebiet der Superlative: 220 Kilometer Mittelmeerküste, acht Unesco-Welterbestätten, das Naturschutzgebiet Camargue und vieles mehr.
In einer prachtvollen Gartenanlage, nicht weit vom städtischen Trubel Montpelliers, greift Diane Losfelt fast zärtlich zu einzelnen Flaschen, die sie liebevoll ihre Kinder nennt, und rückt ihnen behutsam mit dem Korkenzieher zu Leibe. Nach einem letzten prüfenden Blick schenkt sie Sauvignon, Adélys, verschiedene Rote, köstliche Landweine und rare, prämierte Spitzenweine zur Verkostung ein. Zu jedem einzelnen weiß die Gastgeberin eine ganz eigene Geschichte zu erzählen, doch die spannendste von allen ist die ihres Weinguts Château de l’Engarran. Bereits 1623 gegründet, werden die 60 Hektar Rebfläche mit ihren wertvollen Kiesböden seit Generationen ausschließlich von Frauen geführt, was dazumal sowohl fast skandalös als auch sensationell war. All die Damen verstanden und verstehen quasi seit Geburt ihr von Generation zu Generation weitergegebenes und erweitertes Handwerk und Wissen. Zuletzt gipfelte es in der Wahl der Agraringenieurin Diane Losfelt zur Winzerin des Jahres.
Vorzüglicher Wein, einzigartige Oliven
Die alten Weinkeller, das ehrwürdige Gutshaus und eine kleine Kirche sind eingebettet in eine herrschaftliche Gartenanlage. Sie stehen zwar unter Denkmalschutz, nicht aber unter Verschluss. Gäste sind im Château zu jeder Jahreszeit willkommen und können sich bei Konzerten, festlichen Dinners und Verkostungen von der langen Weintradition des Languedoc und den besonders eleganten Tropfen der leidenschaftlichen Winzerin überzeugen.
Wo guter Wein gedeiht, wachsen natürlich auch einzigartige Oliven. Bei Sandrine und Sébastien Mora in Gignac sind es sieben verschiedene Sorten. Sowohl die eingelegten Exemplare als auch die daraus entstehenden Öle, Tapenaden und Kosmetika gehören zu den besten des Südens. Was bei der Verarbeitung übrigbleibt, düngt die zum Teil schon über 80-jährigen Olivenbäume des Guts „Mas Palat". Die zahllosen Steine der grünen und schwarzen Früchte beheizen die wunderschönen, modernen Ferienwohnungen, von deren Terrassen der Blick endlos über die fruchtbare Landschaft und das geschichtsträchtige Städtchen Gignac schweifen kann.
Das Languedoc gehört zur Region Occitanie im Südwesten Frankreichs, und die ist mit ihrer Hauptstadt Toulouse ein Gebiet der Superlative: 220 Kilometer Mittelmeerküste, acht Unesco-Welterbestätten wie der Canal du Midi, das Naturschutzgebiet der Camargue mit ihren wildlebenden Herden weißer Pferde, 50 Yachthäfen und sogar 44 Wintersportorte, die man wohl kaum in einer mediterranen Region vermutet hätte. Kein Wunder also, dass sich jährlich etwa zwei Millionen deutsche Touristen diese abwechslungsreiche Schönheit nicht entgehen lassen.
Frische Austern in Marseillan
Eine davon ist der bildhübsche Fischerort Marseillan am Ufer des riesigen Bassin de Thau. In dieser geschützten Lagune stehen dicht an dicht unzählige „Tische" genannte Austernbänke. An ihnen hüten 450 Züchter mit Netzen und Reusen ihre Schützlinge, bis sie nach zwei Jahren erwachsen sind und den Gourmet erfreuen können. Alle sechs Stunden werden sie solarbetrieben an endlosen Reihen von Stahlstangen hoch- und runtergezogen, um die Bedingungen von Ebbe und Flut im Atlantik zu simulieren.
Frischer als in Marseillan lassen sich Austern also kaum genießen, und natürlich ist auf Schritt und Tritt auch beste Gelegenheit dazu, doch sollte zuvor ein guter Aperitif stilvoll darauf einstimmen.
Denn vor Ort, direkt am Hafenbecken, reift nämlich in alten, wettergegerbten Fässern ein auf der ganzen Welt geschätzter Tropfen: Wermut von „Noilly Prat". Einen schöneren Platz dafür als diesen kleinen südfranzösischen Fischerort hätte sich der Gründer 1813 wohl kaum aussuchen können. Die Besichtigung der Produktion nebst Verkostung lässt tief in ein traditionelles Handwerk blicken. Dafür werden Hunderte Fässer aus kanadischer Eiche auf dem Hof Wind und Wetter, Sonne und Meeresluft ausgeliefert. Nach einem Jahr kommen die so entstandenen Grundweine in große Hallen-Tanks und werden drei Wochen lang mit zahlreichen Kräutern gewürzt.
Nach beschwingender Verkostung und Austernschmaus kommt ein bisschen frischer Wind bestimmt gerade recht. Dafür drängen sich im gut 20 Kilometer entfernten Sète schon die Schiffe am Hafenkai, und das Personal späht erwartungsvoll nach den nächsten unternehmungslustigen Touristen. Diese quirlige, farbige Stadt mit ihren historischen Vierteln von seinen Kanälen und vom Meer aus zu sehen, eröffnet völlig neue Perspektiven und liefert reichlich Anregungen für die nächsten Trips an Land. Dort führt buckliges Pflaster mal an-, mal absteigend zum alten Fischerviertel, zu üppig mit dem Besten der Region belieferten Märkten und Hallen und kulturellen Kleinodien. Darunter viele, die mit dem Idol der Stadt verbunden sind: George Brassens, der Poet unter Frankreichs Chansonniers, wurde in Sète geboren, lebte lange dort und wurde gegenüber dem ihm gewidmeten Museum beigesetzt.
Wohin der volksverbundene Liedermacher Georges Brassens an seinem Lebensende auf keinen Fall wollte, war der Friedhof am Meer mit seinen weithin leuchtenden weißen Grabstätten. Der war ihm zu bürgerlich und widersprach seiner singenden Volksseele. Dennoch lohnt sich der Weg zum hochgelegenen, nur von einem Leuchtturm überragten Friedhof. Wie ein ausladender Balkon mit Meerblick ist er mit seinen architektonischen Schätzen auch Pilgerstätte für Anhänger eines weiteren Künstlers: des berühmten Dichters Paul Valéry. Dass er auf keinem anderen Friedhof der Welt seine letzte Ruhe finden würde, stand spätestens in dem Moment fest, als er ihm mit einem Gedicht ein unsterbliches literarisches Denkmal setzte. „Dies stille Dach, auf dem sich Tauben finden …"