Die romantische Komödie bekommt einen neuen Fokus. Elyas M’Barek und Lucie Heinze überzeugen in Anika Deckers Film „Liebesdings", der seit 7. Juli im Kino läuft.
Ein Star müsste doch eigentlich glücklich sein. Doch davon ist Marvin Bosch (Elyas M’Barek) weit entfernt. Als Darsteller in oberflächlichen Liebeskomödien ist er ein Liebling des Publikums. Doch zwischen akribisch durchgeplanten Drehtagen und PR-Terminen findet er sich selbst nicht mehr wieder. Besonders nervig ist da die Boulevardjournalistin Bettina Bamberger (Alexandra Maria Lara), die ihn immer wieder mit intimen Fragen löchert. Nach seiner Traumpartnerin zum Beispiel.
Dabei hätte Marvin durchaus eine Geschichte zu erzählen. Aber eine, die seiner derzeitigen Karriere nicht zuträglich wäre. Denn Marvins Kindheit und Jugend waren alles andere als einfach. Zwei seiner Freunde aus der Zeit sind immer noch an seiner Seite: Sammy (Peri Baumeister), die ihn als Assistentin und eine Art Managerin unterstützt, und Hakan (Denis Moschitto).
„Liebesdings" erhebt sich wohltuend aus der Masse der deutschen Komödien. Ein solide inszenierter Film, ordentlich gefilmt, mit einer wirklich gelungenen Ausstattung und sehr lebendigen Darstellern. Dass der Film vieles stark überzeichnet, mitunter mit Klischees spielt, ist mit Sicherheit gewollt.
Nach einem mies gelaufenen Interview läuft Marvin am Abend der Premiere seines Films „Traummann" vor dem Trubel am roten Teppich davon. Auf der Flucht vor seinen allgegenwärtigen Fans landet er im feministischen „Theater 3000", einem kleinen Off-Theater, das kurz vor der Pleite steht. Dort sieht er Theaterleiterin Frieda (Lucie Heinze) auf der Bühne. Und irgendwie verliebt sich Marvin gleich in sie – auch wenn er sich das nicht eingesteht. Weder Frieda noch der Rest des Ensembles kennen Marvins Filme. Und davon, dass er in ihre Aufführung platzt, ist sie gar nicht begeistert. Doch die Dinge ändern sich. Denn der Ausflug bleibt für die Karriere des Stars nicht ohne Folgen. Und längst ahnt Bettina Bemberger, dass es noch eine weitere, gute Zuschauerquoten versprechende Geschichte um Marvin gibt.
Unterhaltsam, aber mit Tiefgang
Man merkt, dass Regisseurin Anika Decker, die auch das Drehbuch geschrieben hat, ein klares Konzept hat. Da ist einerseits die Ernsthaftigkeit der Geschichte des Stars, der den Aufstieg aus schwierigen Verhältnissen geschafft hat, in der Scheinwelt der Filmindustrie aber nicht glücklich ist. Und dann ist da die Leichtigkeit der Komödie, in der die Protagonisten immer wieder in absurde Situationen stolpern, in der die Hauptfigur versehentlich eine ganze Flasche Tee aus halluzinogenen Pilzen trinkt, um anschließend in die überdimensionierte Nachbildung eines Geschlechtsorgans zu fallen. Einen großen Teil seines Humors zieht der Film auch aus der Absurdität des Alltags, aus Personen, denen gar nicht klar ist, wie lustig ihr Verhalten für den außenstehenden Beobachter – in diesem Fall den Zuschauer im Kino – ist.
Es geht in dem Film auch um die Filmindustrie, die sich hier selbst auf die Schippe nimmt. Die völlig absurden Sicherheitsmaßnahmen bei Dreharbeiten etwa, wo man den Star am liebsten nicht mal ein paar Meter zu Fuß bis zum Klo gehen lassen möchte – die Versicherung könnte ja etwas dagegen haben. Anika Decker dürfte diese Welt zur Genüge kennen: Sie schrieb die Drehbücher für Til Schweigers Filme „Keinohrhasen" (2007) und „Zweiohrküken" (2009) und anschließend für Detlev Bucks „Rubbeldiekatz" (2011). Nach „Traumfrauen" (2015) und „High Society" (2017) ist „Liebesdings" ihre dritte Regiearbeit.
Elyas M’Barek ist ja nun bekanntermaßen einer der gefragtesten Darsteller des deutschen Kinos. Er hat neben vielen guten Filmen auch in einigen oberflächlichen Komödien mitgespielt. „Liebesdings" hat er auch mitproduziert. Und positioniert sich damit ganz offensichtlich gemeinsam mit Regisseurin Anika Decker für mehr Tiefe in deutschen Komödien – die dabei aber trotzdem noch lustig und unterhaltsam bleiben.