Gedeckte Farben, feste Stoffe und spannende Kontraste lassen den Military Style sehr raffiniert erscheinen. Zugleich ist er ungemein alltagstauglich – denn hier macht die Mode alles mit, ohne aufdringlich zu wirken.
Kantige Schnitte, Tarnfarben, Uniformdetails und robuste Materialien zeichnen den Militär-Stil aus. Inspirationen finden die Designer natürlich beim Militär. Hier entleihen sie nicht nur die widerstandsfähigen Materialien wie Wolle, Leder, Canvas, Baumwolle, Leinen, Tweed, Loden oder Filz, sondern auch die Färbung selbst. Damit in der Wüste oder im Wald niemand so leicht zu sehen ist, sind sogenannte Tarnfarben seit vielen Jahrzehnten Tonangeber in der Militärmode. Grüntöne, Anthrazit, Taupe, Sand, Beige und Braun – in Mustern verbunden, die an schlammige Böden und Blätter erinnern. So können sich Soldaten am besten verstecken.
Bei der Marine auf dem Wasser hingegen sind es Blautöne, die sämtliche Uniformen gemein haben. Vielleicht in Anlehnung an das Meer? Je höher der Rang eines Offiziers ist, desto auffälliger die Uniform. Patches, glänzende goldene Knöpfe, Orden, Quasten, Anstecker, Troddeln, Epauletten und Klappen sind die typischen Accessoires an Uniformen. Ebenso wie kleine Stehkragen und strenge Revers, die teilweise mit Motiven bestickt sind.
Durch farbige Details kann der strenge Stil aufgelockert werden
Spannend, dass diese sich auch mehr und mehr in der Alltagsmode wiederfinden. Markante Strickpullover, Hemdblusenkleider in Erdfarben, Anzüge mit Badges und derbe Mäntel dominieren das Outfit. Dazu gesellen sich sehr feminin wirkende Kontraste in Form von Rüschenblusen zu Tarnhosen, Strickjacken zum Baumwolldress, zu Schnürstiefeln und zu vielem mehr. Die Kombinationsmöglichkeiten sind breit gefächert. Das macht den Stil so tragbar und alltagstauglich. Gerade in der kalten Jahreszeit bietet es sich an, auf robuste Materialien zu setzen, denn die halten schön warm und sie sind selbst bei Verschmutzungen sehr pflegeleicht. Einfach rein in die Waschmaschine und schon sind Hosen, Röcke und Kleider wieder bereit für einen neuen Ausflug an der frischen Luft. Wem strenge Kleidung nach Vorgaben des Militärs nicht ganz so zusagt, der kann ihnen durch farbige Details mehr Lockerheit zuteilwerden lassen. Türkis und helles Blau verleihen dem Ganzen mehr Frische. Gewürztöne wie Curry und Safran schenken Wärme. Zartes Pastell nimmt den Erdfarben die Härte, Rot lässt den Look lebendig und feminin erscheinen. Noch dazu bilden satte Nuancen wie Bordeaux oder Magenta einen tollen Farbschimmer auf blasser Winterhaut. Das Spiel mit den Kontrasten funktioniert wunderbar. Die Tatsache, dass Erdtöne und Olivgrün ohnehin klassische Herbstfarben sind, spielt hier noch mit hinein. Kein Wunder also, dass der Tarn-Look angesagt ist wie nie. Noch dazu, weil er jedem gut zu Gesicht steht.
Und da ohne Jacke oder Mantel ohnehin niemand bei kalten Temperaturen das Haus verlässt, zielt darauf das besondere Augenmerk der Designer. Steppjacken, wetterfeste Parkas, schwere Wollmäntel und uniforminspirierte Kurzjacken und Mäntel sind deshalb jetzt überall zu sehen. Dabei reicht das Preislevel von günstig und schick (unter anderem Asos, Light In The Box) bis hin zu elegant und kostspielig (Elisabetta Franchi, Balmain, Celine). Der Vorteil von Mänteln und Jacken im Military-Style ist aber nicht nur ihr zeitloses Design, was sich jedem anderen Stil problemlos unterordnet, sondern auch die wärmenden Eigenschaften, die Winterkleidung einfach haben muss. Wer mag, der trägt sein neues Lieblingsstück bis hinein ins Büro. Sollte eine Jacke am Schreibtisch einfach zu warm sein, steht schon der Büro-Klassiker bereit: der Blazer. Angesagte Military-Blazer gibt es zum Beispiel bei Only, Diesel und About You in den Herbst- und Winterkollektionen. Sie bestechen durch ihren taillierten Schnitt und die auffällige Doppel-Knopfleiste. Das Revers steht hoch, die Ärmel sind mit aufgestickten Linien verziert. Alles in allem erinnert der Blazer stark an eine echte Uniform und begleitet einen damit sehr vornehm auf der Arbeit. Dazu kombiniert die trendbewusste Frau Chinos oder Marlenehosen in gleicher Farbe, wahlweise einen Bleistiftrock in Midilänge. Unter den Blazer kommen einfache Tops oder Blusen. Die sind im Schnitt den Fliegerblousons nachempfunden und passen somit perfekt zum Gesamtstil. Um die Strenge insgesamt aufzuheben, harmonieren zu dieser Business-Kombination bunte Halstücher, Pumps mit flachem Absatz und Schmuck wie Halsketten oder Armbänder hervorragend. Soll stattdessen die maskuline Seite des Looks hervorstechen, kommen derbe Boots an die Füße, dazu als Accessoire noch eine Sonnenbrille – und schon stimmt das Outfit. Eine willkommene Abwechslung zum sonst sehr schlichten Business-Style, den vielen Details sei Dank.
Im Alltag darf es ein noch stärkerer Kontrast von vornehm und entspannt sein. Hier bilden Jacken und Boots für den Winter einen guten Einstieg in die Uniformliebe. Generell sorgen funktionelle Details dafür, dass alles immer sportlich bleibt. Da ist es durchaus erlaubt, die vorherrschenden robusten Materialien durch zartes Chiffon oder Seide zu ergänzen. Weich fließende Chiffonkleider zu Schnürboots sind ein spannender Stilbruch, ebenso wie derbe Uniformjacken zu coolen Mamajeans und Seidenblusen. Die Stil-Palette ist zum Glück breit gefächert.
Das gilt auch für Haare und Make-up. Die Frisuren bleiben adrett und ordentlich. Bei den Männern heißt das kurzer Bürstenhaarschnitt, Glatze oder Undercuts mit perfekt in Form gegeltem Oberhaar. Bei den Frauen bleibt die Wahl zwischen ordentlichen Kurzhaarschnitten oder langem Haar, das dann in einem strengen Zopf oder Dutt mündet. Haarspray hält alles in Form. Das Make-up darf wahlweise sehr dezent und zurückhaltend ausfallen oder in Sachen Farbe und Details etwas wilder werden. Grüne Lidstriche, schwarz-roter Lippenstift, schwarze Kajallinien an den Wangen und rote Rougebäckchen sind nur einige der Möglichkeiten für einen einzigartigen Military-Glace im Gesicht. Wo viel Farbe im Spiel ist, kommt es auf präzises Arbeiten an. Da ist eine gewisse Routine nötig, doch mit etwas Übung gelingt auch diese Herausforderung sicher problemlos. Vorbilder sind Stars wie Cheryl Cole und Beyonce, die zeigen, wie cool und sexy der komplette Style sein kann. Hautenge Bodys mit tiefem Beinausschnitt, verziert durch Militärdetails wie Doppelknopfreihen und Badges, hohe Schnürboots und Offiziersmützen verzaubern neben Gesang und Tanz das Publikum.
Designerin setzt auf Military für Frauen von Kopf bis Fuß
Aus Strenge Sexiness zu kreieren – das konnte allerdings niemand so perfekt wie Madonna. Von umgemodelten Soldatenuniformen bis hin zu superengen Bodysuits war bei den Shows der Popdiva schon alles dabei. Doch auch männliche ehemalige Wegbegleiter wie Michael Jackson ließen sich gern von der Uniformmode inspirieren und trugen Blazer, Hosen und Hüte in abgewandelter exzentrischer Form auf der Bühne. Neuerdings sind wieder viele Elemente dieser modischen Ausdrucksform auf den Catwalks zu sehen. Designer wie Dior, David Catalan, Burberry und Balmain kreieren außergewöhnliche Kleider und Anzüge, die in Farbgebung und Detailauswahl stark angelehnt sind an die Militär-Mode. Dior beispielsweise hüllt seine männlichen Models kurzerhand in einen All-over-Tarnanzug samt passender Doppeltaschen-Komposition. Um dem Ganzen dabei die Strenge zu nehmen, bekommt der Mann einfach einen schwarzen Zylinder verpasst. Gewöhnungsbedürftig, aber außergewöhnlich cool. Designerin Norma Kamali setzt auch für die Frauen auf Military von Kopf bis Fuß. Ihre hautengen Jumpsuits bestechen allerdings durch spannende Cut-outs. Da wundert es nicht, dass die Models obendrüber noch einen langen Mantel tragen und sogar Caps auf den Kopf bekommen. Eine interessante Mischung aus Street Style, Stage Style und Alltag.
Apropos Alltag. Wann genau diese Moderichtung ihren Weg auf die Bühnen und Straßen gefunden hat, lässt sich nur schwer ermitteln. Es war weniger ein spontanes Ereignis, sondern ein langsamer Prozess, immer mehr Elemente der Offiziersmode in Designer- und Straßenstyles mit einfließen zu lassen. Heraus kommt eine einzigartige Stilkomposition, die für jeden Geschmack etwas bereithält.