Während der Wanderung auf der Traumschleife Gräfin Loretta erlebt man traumhafte Ausblicke über die Hunsrückhöhen – und trifft auf spannende Geschichte(n). Die Kelten und Römer besiedelten den Nahekopf. Auf der Frauenburg verbrachte die Adlige ihre letzten Lebensjahre.
Direkt am Naheufer befindet sich ein Wanderparkplatz mit Sitzgruppe und einer Informationstafel. Bis zum offiziellen Start sind 400 Meter zurückzulegen. Wir folgen der Markierung Richtung Burgschänke, biegen wenige Meter davor nach rechts und befinden uns auf einem geteerten Wirtschaftsweg bis zum Startpunkt.
Unterhalb der Frauenburg steht ein Holzportal. Im oberen Bereich ist das Tor mit einem rotweißen Wappen der Sponheimer versehen. Diese hatten ihr Territorium in die Vordere und Hintere Grafschaft unterteilt. Das Wappen der Hinteren Grafschaft bestand aus einem rot-silbernen Schachbrett. Hinter dem Portal erinnert eine Tafel an die ehemalige Stadt Tal-Frauenberg, die vor 1330 entstand und 1332 dann durch Kaiser Ludwig von Bayern Stadtrechte erhielt. 1761 wurde sie durch ein Hochwasser gänzlich zerstört, die Bewohner mussten umgesiedelt werden.
Wir überqueren den Bach über eine Brücke. Die Burgruine über uns im Blick, wandern wir auf einem schmalem Waldpfad nach oben. Noch bevor wir die Frauenburg erreichen, passieren wir die Überreste der ehemaligen Burgkapelle. Sie diente früher sowohl den Einwohnern von Tal-Frauenberg als auch den Burgbewohnern als Kirche. Die Glocke der Kapelle blieb erhalten und befindet sich heute im Turm des Friedhofs. Sie läutet dreimal täglich sowie an Beerdigungen.
Im weiteren Anstieg erreichen wir bald die Burganlage. Gräfin Loretta von Sponheim hatte die Frauenburg als Altersitz gewählt. Um 1300, als Tochter von Johann I. von Salm und Jeanne von Joinville in den Vogesen geboren, heiratete sie 1315 Heinrich II. von Sponheim-Starkenburg. Nach achtjähriger Ehe verstarb Heinrich. In wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten lenkte sie die Geschicke der Grafschaft. Einen der einflussreichsten und mächtigsten Männer Europas, Kurfürst Balduin von Luxemburg, Erzbischof von Trier, nahm sie in Beugehaft und nötigte ihn zu einem Zwangsaufenthalt auf ihrer uneinnehmbaren Starkenburg an der Mosel. Nach zähen Verhandlungen erzwang sie Lösegeld und sorgte dafür, dass ihre politischen Forderungen erfüllt wurden.
Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Gräfin Loretta auf der Frauenburg an der Nahe. Der Legende nach soll sie von dem Lösegeld die Burg errichtet haben. Loretta starb 1346 und wurde in der Grablege der Grafen von Sponheim im Kloster Himmerod in der Eifel an der Seite ihres Mannes beigesetzt.
Über den „Pfad der Trolle"
Von der Frauenburg sind wir weiter auf einem schmalen Waldpfad unterwegs. Nach der Überquerung des Ellenbachs steigen wir weiter nach oben Richtung Nahekopf. Bis wir dort ankommen, überraschen uns immer wieder fantastische Ausblicke ins Nahetal und die Hunsrückhöhen. Die Aussichtpunkte tragen allesamt Namen, so auch der Punkt „Wilde Ley". An dieser Stelle, hoch über dem Nahetal, steht man auf römischen Ruinen. Bei klaren Sichtverhältnissen sieht man den hinter Idar-Oberstein aufragenden Turm der Wildenburg.
Wir sind nur noch wenige Minuten vom Nahekopf entfernt, auf dem die Kelten eine Fliehburg und die Römer eine Befestigungsanlage errichteten, die auf die Mitte des 3. bis 4. Jahrhunderts datiert wird.
Im Rahmen des Kultur- und Regionalkonzepts von Rheinland-Pfalz ist auf dem Nahekopf ein moderner Nachbau einer Kaiserallee entstanden. Sie präsentiert die berühmtesten Kaiser, die zur Zeit der Besiedlung auf dem Nahekopf regierten. Zwischen den einzelnen „Kaiserstelen" sind kleinere Sandsteine angeordnet worden, die auf dem Nahekopf bei Ausgrabungen gefunden wurden. Auf einem Hinweisschild lesen wir, dass die Entfernung nach Rom 1.222 Kilometer beträgt.
Im Abstieg passieren wir die Überreste einer Tordurchfahrt. „In Honorem Civitas Treverorum – Zu Ehren der Bürgerschaft Triers", steht dort geschrieben.
Anschließend sind wir weiter bergab unterwegs, überqueren später eine Forststraße, um weiter durch dichten Wald zu wandern. Immer wieder erkennen wir die Wegmarkierung des Nahehöhenwegs. Der Weg beginnt in Neubrücke bei Birkenfeld und führt über eine Strecke von 108 Kilometern nach Bingen am Rhein, wo die Nahe, die im saarländischen Selbach entspringt, in den Rhein mündet. Zu großen Teilen liegen die Traumschleife und der Nahehöhenweg auf der gleichen Wegtrasse.
Später gelangen wir mitten im Wald zu einem Rastplatz, anschließend steigt es wieder an, zunächst auf breitem Forstweg, später auf schmalem Weg über den „Pfad der Trolle". Oben angekommen, gelangen wir nur wenige Meter weiter zum Rastplatz „Dirks Ruh" mit exzellentem Panoramablick. Die kleinen Dörfer in den Talauen, den Höhen oder Flanken des Hunsrücks wirken wie hingepinselt. Seit wir unterwegs sind, erkennen wir immer wieder Hinweise, dass wir uns am Rande eines militärischen Sicherheitsgebietes befinden. Es handelt sich um den 12.000 Hektar großen Truppenübungsplatz Baumholder, der 1936 hier entstand. Dafür wurden damals 14 Dörfer ausgelöscht und die Bewohner umgesiedelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten französisches und amerikanisches Militär das Gelände. Seit 1960 wird das Gelände von der Bundeswehr verwaltet.
Beim weiteren Abstieg gelangen wir zum Neubaugebiet von Frauenberg. Über den „Pfad des Jägers" steigen wir kurz bergan, um hinter der Bebauung wieder für längere Zeit im dichten Wald unterwegs zu sein. Später überqueren wir an Willrich’s Hain den so bezeichneten Klausgraben. Der römische Dichter Lucanus schreibt in seinen Schriften über die keltischen Quellheiligtümer über diesen Ort: „Wasser floss aus dunklen Quellen und düster standen, ohne Kunst und roh aus Holz gehauen, Götterbilder da, geisterhaft vermodert".
Der mystische Teufelsgraben
Vom Klausgraben steigt der Weg abermals an. Pause kann man am Rastplatz Hammerstein machen oder nur wenig weiter an der Hangkante zum Nahetal mit einem weiteren Traumblick ins Tal. Nach kurzem Anstieg erreichen wir die Ortsrandlage von Hammerstein, wandern Richtung Vereinsheim des Verschönerungsvereins und genießen dort die Ausblicke nach Idar-Oberstein und bis zum Hunsrück.
Bevor wir den Abstieg ins Nahetal beginnen, lohnt es sich, dem Hinweis „Nahepanorama" zu folgen. Nur wenige Meter hinter dem Vereinsheim können wir den vielleicht schönsten Panoramablick der Wanderung genießen.
Anschließend geht’s bergab. Über steile Serpentinen verlieren wir schnell an Höhe. Fast in der Talsohle angekommen passieren wir rechter Hand eine Rosselhalde, unterqueren die Umgehungsstraße zur B-41 und befinden uns flugs unmittelbar am Ufer der Nahe, der wir nach links folgen.
Nachdem wir die Holzbrücke überquert haben, halten wir uns rechts und wandern am Naheufer Richtung Hammerstein zurück. Hinter der Eisenbahnunterquerung gelangen wir zu einer Weggabelung und folgen der Wegmarkierung nach links. Parallel zur Nahe und der Eisenbahnlinie sind wir nun auf dem Weg zurück nach Frauenberg.
Der letzte Anstieg wartet, danach müssen wir den Teufelsgraben überqueren, heute die natürliche Grenze zwischen den Gemarkungen Oberhambach und Sonnenberg-Winnenberg. In alten Zeiten galt der Graben als mystischer Ort an dem unerklärliche Dinge passierten. Hatte hier etwa der Teufel seine Hand im Spiel?
Vom Teufelsgraben geht es nun zum Weibersprung. Auf einer Sinnenbank begeistert der Ausblick: Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der schroff ins Tal fallende Klausfelsen im Volksmund auch „Naheloreley" genannt.
Nach dem Abstieg unterqueren wir ein zweites Mal die Eisenbahnlinie, sind für eine Weile auf dem Radweg unterwegs, um dann nach rechts gehend wieder sanften Waldboden unter den Füßen zu haben.
Über die „Elfensümpfe" und ein Feuchtbiotop kommen wir dem Ausgangspunkt unserer Tour wieder näher. Wir folgen der Beschilderung über die Nahebrücke und beenden unseren Wandertag am Naheufer.