Das „Landhotel & Restaurant Borst" in Maßweiler ist in allen wichtigen Restaurantführern gelistet und lockt auch zahlreiche Stammgäste aus dem Saarland regelmäßig ins benachbarte Rheinland-Pfalz.
Heute fahre ich in die Westpfalz, ein paar Kilometer hinter der Landesgrenze. Die Gemeinde Maßweiler liegt nicht weit von Zweibrücken, an den Ausläufern des Pfälzer Waldes, nördlich des Schwarzbachtales. Natur pur, Ruhe und weit weg von Großstadthektik. Hier hat sich Familie Borst seit 30 Jahren einen Namen für gehobene Küche gemacht. Übernommen haben die jetzigen Betreiber das Haus von den Eltern. Und aus einer Dorfwirtschaft haben sie ein großes Restaurant gemacht, beliebt seit Jahrzehnten auch bei vielen Menschen aus dem Saarland.
Seit 25 Jahren haben sie hier fünf Hotelzimmer. Aktuell erweitern sie gerade um zwei Zimmer und die fünf Bestandszimmer wurden alle renoviert. „Der große Schub an Gästen kam, als wir die Zimmer anboten", erzählt Harry Borst. „Das war das Intelligenteste, was ich in meinem Leben gemacht habe." Hinzukommt, dass immer mehr gute Restaurants im Saarland am Wochenende geschlossen haben. Da beschließt so mancher Feinschmecker, in die Westpfalz zu fahren – und zu bleiben. Die Weinkarte hier im Haus ist ein weiteres Argument, in Maßweiler zu übernachten.
Familie Borst macht keine große Werbung, dennoch kamen immer mehr Gäste, denn die, die einmal dort waren, empfahlen das Haus weiter. Stammkunden kommen inzwischen von Mainz, Mannheim, Saarbrücken und Trier hierher, manche sogar aus allen Teilen Deutschlands, aus der Schweiz, Österreich und Frankreich. Der Grund: Hier wird verdammt gut gekocht! Das Haus ist so gut wie in allen wichtigen Restaurantführern gelistet. Auch die Kinder des Ehepaars Borst sind alle in der Gastronomie tätig. Der Älteste, Johannes, hat im Frankfurter Hof in Frankfurt Hotelfachmann gelernt. Danach war er in Frankfurt im Steigenberger Hotel, anschließend im Ritz-Carlton in Wolfsburg. Jetzt arbeitet er wieder in Frankfurt, bei einem Caterer für große Events. Tochter Anna, gerade 20 Jahre alt geworden, geht nach den Ferien ins Hyatt nach Mainz, um Hotelfachfrau zu lernen.
Die Karte ist wohldurchdacht
Harry Borst erzählt, dass er mit der Küche langsam an seine Grenzen komme. Sein Sohn Max ist mittlerweile in den Betrieb eingestiegen und wird diesen eines Tages übernehmen. Der 27-Jährige machte seine Ausbildung, wie sein Vater, in der Fasanerie in Zweibrücken. Ganz klassisch. Dazu ging er dann noch in die Schule der Jeunes Restaurateurs nach Koblenz und anschließend ein Jahr zu Thomas Schanz nach Piesport. Dieser war damals noch mit zwei Sternen dekoriert, heute mit drei! Nach Thomas Schanz führte Max’ Weg in die Schwarzwaldstube der Traube Tonbach zu Torsten Michel. Seit Januar 2022 steht er nun mit Vater Harry und Großmutter Hannelore in der Küche des Restaurants. „Es ist ja nicht immer einfach in einem Familienbetrieb, doch es klappt erstaunlich gut", betont er. „Es ist zwar eng, doch wir kriegen es gut hin. Meine Großmutter ist ja auch noch in der Küche."
Natürlich können die drei sich nicht mit einer Mannschaft eines Sternerestaurants vergleichen. Doch was möglich ist, kochen sie. Nicht möglich sind viele Änderungen auf der Karte. Deshalb haben sie sich entschlossen, nicht für Vegetarier zu kochen. Ein Schild im Restaurant weist darauf hin, dass sie ihre Gerichte nicht ändern wollen und daher nicht auf eventuell vorhandene Allergien Rücksicht nehmen können. Heutzutage sicher ungewöhnlich und durchaus diskutabel, aber sie sind nicht die Einzigen. Auch Fernsehkoch Vincent Klink in Stuttgart oder das Restaurant Bellevue im saarländischen Biesingen sehen sich dazu nicht in der Lage und fahren einen ähnlich strikten Kurs.
Ihr Schwerpunkt sind qualitativ sehr gute Grundprodukte, mit denen sie kreativ kochen. Der Fokus liegt auf diesen Produkten und die wollen sie handwerklich perfekt auf die Teller bringen. Ohne Chichi und Firlefanz! Entsprechend wohldurchdacht ist die Karte.
Das Restaurant besteht aus zwei Räumen – einem größeren, wenn man eintritt, und einem nicht ganz so großen rechter Hand. Dieser wurde etwas umgestaltet, auch in Schallschutz wurde investiert. Dazu eine weitläufige Terrasse. Das Geschäft hier läuft so gut, dass sie sich wahrlich nicht beschweren können. Es ist längst keine Ausnahme mehr, dass sie Samstagabend oder Sonntagmittag Gästen absagen müssen, weil der Platz schlicht nicht reicht. Deshalb hier immer frühzeitig reservieren!
Mittlerweile gibt es in der Küche eine klare Verteilung der Aufgaben. Einiges macht Vater Harry, anderes macht Sohn Max. So machte mir Harry Borst etwa das unverschämt gut schmeckende Oktopus-Mosaik. Ein Klassiker des Hauses, eine Kreation, die Harry Borst bereits vor 20 Jahren auf den Teller brachte. Ein wundervolles Sommergericht, das hier auch nur im Sommer auf der Karte steht. Ein Hammer! Das wohlschmeckende Tatar hingegen stammt von Sohn Max. So schafft es die Küche, optimal zu arbeiten. Manche Kreationen sind natürlich auch Teamwork. Einer macht das Gericht, der andere kreiert die Sauce. Der alte Spruch „Viele Köche verderben den Brei" ist in diesem Haus eindeutig außer Kraft gesetzt.
Bemerkenswerte Weinkarte
Das Amuse-Gueule, „weißes Tomatenmus mit Tomatengelee", machen sie auch zusammen. Dazu gebratene Wildgarnele. Durchgehackt, Limette, Cayennepfeffer in Olivenöl! Ein Gericht, das mir so gut geschmeckt hat, dass ich gerade noch mal nach Maßweiler fahren könnte. Viele Gäste kommen auch eigens wegen der Innereien auf der Karte her. Gern genommen wird das Kalbsbries. Die Gänseleber-Terrine ist eine weitere Spezialität des Hauses, und ich verstehe warum. Nierchen im Fettmantel stehen hier ab und zu auch auf der Karte. Für Genießer, die so etwas schätzen, gibt es hier viele Möglichkeiten.
Auch das kleine Dessert lässt keine Wünsche offen. Eingelegte Mangos, Kokoseis, Schaum von der Passionsfrucht sowie eine kleine Reduktion aus Champagner mit Minze. Perfekt. Monika Borst präsentiert im Restaurant eine ganz besondere Weinkarte. Die Karte ist ein dicker Schinken mit vielen großen Weinen und lässt nichts zu wünschen übrig. Auf der einen Seite ist sie eine Liebeserklärung ans Land Rheinland-Pfalz, dessen Winzer häufig für höchste Qualität stehen. Beim Überschlagen der Weinkarte fand ich mehr herausragende Weine aus Rheinland-Pfalz, als ich trinken konnte. Und nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern auch Nachwuchswinzer, die in den vergangenen beiden Jahren auf sich aufmerksam gemacht haben.
Andererseits gibt es Klassiker aus vielen europäischen Ländern. Auch viele Spitzenchampagner, teils sehr kundenfreundlich kalkuliert. Allein acht Positionen vom burgundischen Spitzenwinzer Leflaive. Von Bourgogne blanc, über Puligny-Montrachet, Meursault bis zu einem Chevalier-Montrachet. Das geht mit anderen Weinbaugebieten Frankreichs so weiter. Völlig gleich, ob Bordeaux, Rhône oder Loire. Aber auch Italien, Spanien und andere gute Weine aus Europa sind vertreten. Ein Besuch in Maßweiler ist wirklich immer etwas Besonderes!