Malerei
Farbchaos im Großformat
„Bildsieben" des sächsischen Malers Georg Baselitz hing zu Gerhard Schröders Amtszeit lange im Bundeskanzleramt. Jetzt ist es Teil der neuen Ausstellung „Balance", die noch bis zum 9. Oktober im „Hamburger Bahnhof" in Berlin besichtigt werden kann. Von der Minimal Art über Pop Art bis hin zu zeitgenössischer Kunst werden Werke präsentiert, die sich mit Ausgeglichenheit, Harmonie und Stabilität befassen – oder mit dem Ringen darum. „Das Thema passt leider sehr in die Zeit –
die Balance scheint aus den Fugen geraten zwischen Ländern und Menschen", erklärte Kuratorin Nina Schallenberg mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Es ist die erste Ausstellung, die nach zweijähriger Sanierung in der wiedereröffneten Kleihueshalle gezeigt wird. In den fünf neu hergerichteten Räumen geht es um das Streben nach Gleichgewicht auf ganz verschiedenen Ebenen. „Es wird – wenn überhaupt – nur für sehr kurze Zeit erreicht. Und dafür muss man sehr kämpfen", so Schallenberg. Mit Kunstwerken von den 1960er-Jahren bis heute „fächert die Ausstellung schwindende Gewissheiten über den vermeintlich dauerhaften Zustand einer einmal gefundenen Balance auf". Gezeigt werden unter anderem auch Werke von Joseph Beuys, Andreas Gursky, Keith Haring, Anselm Kiefer, Inge Mahn, Kawita Vatanajyankur, Raul Walch und Andy Warhol.
Flutsicher
Zwei Jahrzehnte nach der Flutkatastrophe vom Sommer 2002 sind Sachsens Kunstschätze und Kulturbauten deutlich besser als damals vor Hochwasser geschützt. Sachsen hat nach Angaben des Landesfinanzministeriums bis 2021 rund 87,5 Millionen Euro ausgegeben zur Schadensbeseitigung und für bauliche Vorkehrungen angesichts zunehmender Wetterextreme und Naturereignisse dieser Art. „Alle Instandsetzungsarbeiten sind abgeschlossen", so eine Sprecherin. Eingebaut wurden etwa Rückhalteanlagen, druckdichte Türen und Abschottungen. Technische Anlagen wurden in höhere Ebenen verlegt, ebenerdige oder unterirdische Depotflächen auch ausgelagert. Und bei Neubauten wie dem derzeit entstehenden Archiv der Avantgarden in Dresden wird der Hochwasserschutz gleich mitgedacht. Gemälde und Rahmen haben ein hochwassersicheres Depot. Die Semperoper hat ein mobiles Schutzsystem, das sie auch vor Wasser bewahrt, das aus der Kanalisation drückt.
Kulturverführung vom 19.08.2022
Tanz: Gemütlich am Ufer der Spree sitzen und von dort klassischen und zeitgenössischen Tanz auf Spitzenniveau bewundern? Das geht – und zwar am 26. August bei der schwimmenden Vorstellung des Staatsballetts unter dem Titel „From Berlin with Love". Wie bereits im letzten Jahr macht sich ein Schiff mit den Tänzerinnen und Tänzern vom Haus der Kulturen der Welt über die Mühlenschleuse auf den Weg durch möglichst viele Berliner Bezirke – und während es langsam über das Wasser gleitet, zeigt das Ensemble Auszüge aus seinem Repertoire. Das Spektrum reicht dabei von „Schwanensee" bis hin zu Arbeiten aus dem Choreografen-Workshop „Lab_Works"- ein Programm, das sich am Abend mehrfach wiederholt. Beginn ist um 18 Uhr – die genaue Route ist vorher auf der Seite des Staatsballetts beziehungsweise der Seite www.kultursommerfestival.berlin abrufbar. „From Berlin with Love" am 26. August ab 18 Uhr, www.staatsballett-berlin.de.
Film: „La Belle Dame sans Merci" – das ist ein 1921 gedrehter Stummfilm von Germaine Dulac, der wiederum auf einer Ballade des Dichters John Keats basiert. Im Mittelpunkt steht die „Femme fatale" Lola de Sandoval, eine gefeierte Schauspielerin, die nach einer schweren Enttäuschung in ihrer Jugend nun reihenweise Männer unglücklich macht – als „Frau ohne Gnade". Selten ist der Film zu sehen, der den romantischen Archetyp der Femme fatale und seine Darstellung in der Kunst des 19. Jahrhunderts hinterfragt – jetzt aber zeigt ihn das Kino Arsenal. Am Flügel sitzt die Komponistin und Pianistin Eunice Martins, zu deren Schwerpunkten die Begleitung der Filme von Germaine Dulac gehören. „La Belle Dame sans Merci" am 25. August im Kino Arsenal um 20 Uhr. www.arsenal-berlin.de.
Ausflug: Wie wäre es mit einer Tour vor die Tore Berlins und gleichzeitig einem Galerien-Rundgang? Am 27. und 28. August sowie am Wochenende darauf findet in Caputh (etwa sechs Kilometer von Potsdam entfernt) die 15. Kunsttour statt. Dabei gibt es in den zahlreichen Ateliers und Werkstätten des malerisch an Schwielowsee und Templiner See gelegenen Ortes unter anderem Malerei, Grafik, Skulpturen und Textilkunst zu sehen. Im Schloss Caputh kann man sich bei einer Gemeinschaftsausstellung einen Überblick über alle Beteiligten verschaffen, sich dann seine eigene „Kunstroute" durch Caputh suchen. Dabei sollte man sich eine Pause in einem der Cafés und Restaurants am Wasser gönnen und vielleicht zum Abschluss noch einen Abstecher zum Einsteinhaus machen. Der Wissenschaftler lebte hier zwischen 1929 bis 1932 mit seiner Familie, bezeichnet das „Häusle" auch immer wieder als sein „Paradies". Weitere Informationen zur Kunsttour und zum Einsteinhaus: www.kunsttour-caputh.de; www.einsteinsommerhaus.de. Sabine Loeprick