Tobias Jänicke trägt seit 2017 das blau-schwarze Trikot. Er ist eine der Konstanten beim 1. FC Saarbrücken und hatte in jeder Saison entscheidenden Anteil am Erfolg. Dabei war das Gastspiel im Saarland gar nicht so lange geplant.
Tobias Jänicke gehört seit fünf Jahren zur festen Größe des 1. FC Saarbrücken. Über 150 Spiele hat er für den FCS absolviert. Federführend für diese Verpflichtung war der frühere Sportdirektor Marcus Mann. Geplant, dass er nun in sein sechstes Jahr für den Verein geht, hatte er damals nicht: „Nein, gar nicht. Rostock war für mich zu Ende, ich wurde gebeten zu gehen. Damals hatte ich dann mit Marcus Mann Kontakt, wir hatten ja zusammen gespielt. Wir waren bei Freunden hier um die Ecke und haben uns das dann angeschaut. Der Plan war, zwei Jahre hierzubleiben, aufzusteigen und zu schauen, wo die Reise hingeht. Jetzt sind wir schon im sechsten Jahr. So war das nicht geplant, aber manchmal wird man im Leben auch zu seinem Glück gezwungen." Glücklich wurde er hier im Verein, aber auch allgemein im Saarland und vor allem Saarbrücken. „Wenn man von weiter weg kommt, dann gibt es sicherlich nicht viele Berührungspunkte mit dem Saarland. Aber wenn man dann hier leben darf, lernt man das schon zu schätzen. Hier ist immer viel los, viele Veranstaltungen, viel für Kinder. Die Lage ist spitze, viele Großstädte in der Nähe. Für mich und meine Familie ist es weit weg von zu Hause, aber wir haben es hier wirklich schätzen gelernt. Vor allem die Menschen sind alle sehr nett und aufgeschlossen, im Gegensatz zum verschlossenen Norddeutschen." Die Planungen für die Zukunft geht der Routinier eher locker an: „Der Weg geht keine Ahnung wohin, nach Hause zieht uns jetzt erst mal nichts. Nach Hause kann man immer kommen. Wir sind schon eine Familie, die gerne im Hier und Jetzt lebt. Deshalb planen wir da auch nicht groß die Zukunft. Mein Plan war damals der Manuel Zeitz von Hansa Rostock zu werden. Aber das sollte nicht so sein, deshalb sind wir jetzt hier, und das ist auch gut so." Begründet liegt das in der Natur des Profifußballs: „Fußball ist einfach absolutes Tagesgeschäft, das passt schon. Kommt ein Trainer, der nicht auf dich steht, bist du raus. Kommt einer, der auf dich steht, bist du wieder hoch im Kurs. So ist das einfach."
Zukunft wird nicht groß geplant
Hoch im Kurs stand er bei allen Trainern, die er beim FCS erleben durfte. Unter Dirk Lottner Stammspieler, unter Lukas Kwasniok Stammspieler und auch jetzt bei Uwe Koschinat kaum wegzudenken, egal ob in der Startelf oder von der Bank. Auch persönlich hat der Allrounder im Saarland eine Entwicklung genommen: „Ich bin ruhiger geworden, das ist typisch für älter werdende Fußballer. Früher war ich ein Spieler, der bei den Kicker-Noten immer zwischen 1+ und 6 pendelte. Seit ich hier bin, hab ich es glaube ich geschafft eine Konstanz in mein Spiel zu bekommen, wo du weißt: Stell den Jänicke auf, und du weißt, was du bekommst. Aber das ist mir tatsächlich erst in Saarbrücken gelungen, dieses Gefälle in meinen Leistungen zu minimieren. Ich glaube, das ist auch der Punkt, den die Trainer hier an mir schätzen. Natürlich wäre es schön, wenn öfter eine 1 dabei wäre. Aber für mich ist es ein Riesenkompliment, wenn die Fans sagen, auf den Jänicke kannst du dich verlassen, der bringt immer das Gleiche – das war nämlich in den zehn Jahren davor nicht so." Darin sieht er es auch begründet, warum er jeden Trainer von seinen Qualitäten überzeugen konnte. „Das ist dann wohl der Grund, warum ich es in den vergangenen Jahren immer irgendwie zu ein paar Einsätzen gebracht habe. Der Trainer weiß, was er bekommt. Dass ich keine 20 Tiefenläufe mehr mache, weiß der Trainer. Das habe ich noch nie gemacht, das bin ich nicht. Einen vernünftigen Ball spielen, Zweikämpfe gewinnen und meine Aufgabe erfüllen ist aber immer möglich."
Da die vergangenen Jänicke-Jahre beim FCS zu den erfolgreichsten der jüngeren Vereinsgeschichte gehören, kommen auch ein paar Momente zusammen, an die der 33-Jährige gerne zurückdenkt: „Natürlich die DFB-Pokal-Saison, das werden wohl alle sagen, die dabei waren. Das hat aber vor allem meine Kinder geprägt, diese Emotionen zu erleben. Für mich persönlich das absolute Highlight-Spiel in diesen sechs Jahren – und da werden einige Jungs jetzt schmunzeln, wenn sie das lesen – war das Saarlandpokalspiel gegen Hasborn. Bis zur 87. Minute 0:2 hinten gelegen und dann noch 3:2 gewonnen. Das war schon extrem witzig. Das war ein Spiel, da reden wir oft drüber, weil es die ganze Verrücktheit des Fußballs widerspiegelt." Ein Ausscheiden hätte die Fans damals wohl mächtig aufgebracht: „Eigentlich haben wir uns komplett blamiert, wenn man ehrlich ist. Wir haben gegen Dauschi (Ex-FCS-Spieler Martin Dausch; Anm. der Redaktion) gespielt, für die war es das Spiel des Jahres, und es tat einem dann schon irgendwie leid. Aber wenn du so ein Spiel dann noch ziehst, kannst du im Nachgang darüber lachen. Das war schon krass, da denke ich gerne dran zurück. Für uns als Mannschaft war das schon unglaublich."
Warum es in den vergangenen Jahren immer bergauf ging, kann Jänicke leicht einordnen: „Ich sage es immer wieder: Diese Mannschaft lebt von den Jungs, die schon seit fünf oder sechs Jahren hier sind. Da meine ich jetzt gar nicht Daniel Batz oder mich, sondern auch Sebastian Jacob, der schon ewig hier ist. Jetzt ist auch Julian Günther-Schmidt schon länger hier, und dieser Spirit wird dadurch immer wieder weitergegeben, davon lebt diese Mannschaft. Deswegen ist es auch immer schade, wenn einer gehen muss, der lange Teil dieses Weges war. Aber so ist es im Fußball, ich werde auch nicht immer da sein."
Dafür, dass es nicht geplant war, so lange im Saarland zu bleiben, hatte Jänicke eine klare Vorstellung, wie die Zeit in Saarbrücken ablaufen soll: „Mein Wunsch damals, das habe ich auch zu meiner Frau gesagt, war, dass wir einfach mitspielen, aufsteigen und fünf, sechs Jahre einen erfolgreichen Weg bestreiten. Sportlich gesehen geht es für den Verein ja auch ständig bergauf. Ich persönlich finde, dass die beiden Platzierungen in der 3. Liga für den Verein ein Riesenerfolg waren. Über Aufstieg brauchen wir da gar nicht zu reden, für den 1. FC Saarbrücken ist der Klassenerhalt in der 3. Liga ohne Abstiegssorgen ein großer Erfolg. Träumen von mehr kann man immer – das entsteht aber von alleine, das ist nicht planbar. Ich würde mir da gar nicht so einen Stress machen." Diese Lockerheit, die der Routinier ausstrahlt, tut auch den Spielern in der Kabine gut.
Die Jungen laufen ihm noch nicht weg
Eine ungewöhnliche Antwort hat der Allrounder parat, wenn es darum geht, was er in dieser Saison gerne mit dem FCS erreichen würde: „Ich würd gerne noch mal ein Spiel im Tor stehen. Wir flachsen schon immer, aber tatsächlich wäre das ein Wunsch. Batzi muss raus und dann so die letzten fünf Minuten in die Kiste. Das wär schon was, was ich mir auf meine alten Tage noch wünschen würde. Das wär schon witzig. Ich glaube ich habe sonst schon alle Positionen gespielt, und das Tor fehlt mir halt noch. Batzi wird lachen, wenn er das liest, Hämmer weiß auch Bescheid. Ich habe tatsächlich immer alles dabei und bin jederzeit bereit." Eine klassische Antwort hat er aber auch noch parat: „Aber natürlich will ich so viele Spiele wie möglich machen, sportlicher Erfolg kommt von ganz alleine. Für mich ist es wichtig Spaß zu haben, gerne ins Training zu fahren. Ich sehe ja, dass ich noch mithalten kann, und dass die jungen Burschen mir noch nicht weglaufen. Das passt, und dementsprechend bin ich weiterhin in der Lage, alles zu geben."
Dass Tobias Jänicke und der 1. FC Saarbrücken zusammengefunden haben, war eine glückliche Fügung, die nun in ihr sechstes Jahr geht. „Ich war nach Rostock tatsächlich kurz davor, mit dem Fußball abzuschließen. Hier in Saarbrücken habe ich die Freude wiedergefunden", erzählt er. Vielleicht wurde Tobias Jänicke nie der Manuel Zeitz von Hansa Rostock – für die Fans in Saarbrücken wird er aber immer der Tobias Jänicke vom 1. FC Saarbrücken bleiben. Denn Legendenstatus hat er im Saarland definitiv erreicht.