Welcher Künstler kann schon von sich behaupten, dass er seine Songs im Traum komponiert und auf der Toilette vollendet? Paul McCartney kann.
Eigentlich ist Paul McCartney kein Frühaufsteher. Aber eines frühen Morgens 1964 schreckt er plötzlich hoch. Neben ihm schlummert friedlich Freundin Jane, mit der er im Anwesen ihrer Eltern lebt. Es ist noch vollkommen still im Haus, aber Paul hört trotzdem eine Melodie. Verschlafen reibt er sich die Augen, bis ihm dämmert, dass sich dieses Lied nur in seinem Kopf befindet. Er hat sie geträumt. Leise tappt Paul auf die Toilette, summt vor sich hin. Das kleine Lied kommt ihm so bekannt vor, bestimmt hat er es schon irgendwo einmal gehört. Langsam kommt Leben ins Haus, Jane klappert mit dem Frühstücksgeschirr. Die Rühreier mit Speck riechen verführerisch, aber Paul stürmt sofort ans Klavier, um sicherheitshalber die Noten seines „Traumsongs" festzuhalten. „Hast Du diese Melodie schon einmal gehört", fragt er Jane? Sie verneint, während sie ihm die Eier serviert. „Rühreier", „Scrambled Eggs" schreibt Paul auf sein Notenblatt. Um Plagiatsvorwürfen aus dem Weg zu gehen, spielt er seine kleine „Nachtmusik" mit dem improvisierten Text „Scrambled Eggs, oh my baby, how I love your legs" allen in seinem Umfeld vor, niemand hat das Lied vorher jemals gehört, und alle sind einigermaßen genervt von einem Lied über Rühreier. Im Juni nächsten Jahres machen Paul und Jane Ferien bei seinem Freund Bruce Welch, Gitarrist der Shadows. Auf dem Weg vom Flughafen kramt er plötzlich sein altes Notenblatt wieder heraus. Auch Bruce kommt nun in den Genuss der musikalischen „Rühreier", auch er kennt die Melodie nicht. Noch immer bewegt vom frühen Tod seiner Mutter Mary – sie starb, als Paul 14 Jahre alt war – schreibt McCartney einen melancholischen Text zu der Melodie. Bis heute gibt es mehr als 3.000 veröffentlichte Coverversionen von „Yesterday". Frank Sinatra hat den Song gesungen, Elvis Presley und Ray Charles. Und so zieht das Lied ins Guinness-Buch der Rekorde ein. Übrigens: John Lennon erzählte einmal, dass in einem spanischen Restaurant ein Geiger darauf bestand, ihm „Yesterday" ins Ohr zu spielen, um daraufhin seine Violine signieren zu lassen. John meinte, er würde eines Tages schon herausfinden, dass nicht er, sondern Paul den Song geschrieben hat, aber er könne wohl schlecht von Tisch zu Tisch gehen und „I am the walrus" spielen.
Bettina Exner
Kulturverführung vom 26. August 2022
Lesung und Buchvorstellung: Das Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass hat sich der Literatur und den Literaten der besagten Regionen verschrieben. Ein Archiv ist ein Sammlungsort, auch das weiß man. Soweit, so gut. Aber: Warum sammelt ein Literaturarchiv Fotos? In dieser Kolumne habe ich bereits ausgeplaudert, dass mich der Satz der 79-jährigen Maude in dem Kinofilm „Harold and Maude" an den 18 Jahre alten Harold gerichtet, begeistert: „Ich probiere jeden Tag etwas Neues aus." Ich wandle diesen Gedanken ab und sage mir selbst: Ich möchte jeden Tag etwas Neues erfahren. Ist zu schaffen! Professor Lesch wartet auf mich gefühlt auf jedem Kanal. Interessanter finde ich es allerdings, wenn der Alltag mir etwas zuträgt. Am besten, wenn ein Mensch, der mir gegenübersteht, etwas mir Neues erzählt. Mehrere Menschen werden erzählen, wie Fotografie und Literatur beim Literatur-archiv zusammenhängen! Bei schönem Wetter draußen im einstigen Botanischen Garten der Landeshauptstadt. „Einstig"? Die Landesregierung hat den Garten 2016 geschlossen. Wie war das noch mal mit dem politischen Handlungsziel der gleichwertigen Lebensverhältnisse? „Fotografischer Blick – Literarischer Blick", Dienstag, 30. August, 19 Uhr, Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass, Universität des Saarlandes, Campus Saarbrücken, Gebäude B1.1,
literaturarchiv.uni-saarland.de
Musik: St. Wendel ist seit Jahr und Tag, sprich seit Jahrzehnten, ein Jazz-Hot-Spot im Saarland. Der Jazzförderkreis St. Wendel und die Kreisstadt St. Wendel laden ein. Neun Formationen aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen bringen aus ganz Europa verschiedene Musiktraditionen mit: „klassische, schottische, alpenländische, Flamenco, osteuropäische und nahöstliche." „31. Internationale St. Wendeler Jazztage", 10., 11. und 16. bis 18. September, Karten: www.wndjazz.de/tickets-start/ oder bei Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen beziehungsweise www.ticket-regional.de; Reservierung: contact@wndjazz.de und an der Abendkasse, www.wndjazz.de
Musik: Der saarländische Kammerchor Encore feiert sein fünfjähriges Bestehen mit musikalischen Gästen. Das Münchner Barockorchester L’arpa festante spielt auf historischen Instrumenten des 19. Jahrhunderts. Die Sopranistin Giorgia Cappello debütierte am Staatstheater Darmstadt in der Saison 2018/19. Auf dem Programm: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" von Mendelssohn Bartholdy, das „Schicksalslied" von Brahms und „Cantique de Jean Racine" von Fauré. „Kammerchor Encore und Gäste", Samstag, 10. September, 19 Uhr, Kirche St. Franziskus in Urexweiler und Sonntag, 11. September, 17 Uhr, Pfarrkirche St. Sebastian in Püttlingen, Eintritt: 20 Euro, Kartenbestellung:
info@encore-kammerchor.de Michaela Auinger